Volvo XC 90 Hybrid: Schon riesig

Wer heuer den Schnee sucht, muss weit in den Süden Deutschlands fahren. Oder gleich nach Tirol. Ein schwedischer Automobilhersteller würde aber auch vor den Toren Göteborg, dem Stammsitz Volvos, Gelegenheit finden, um die Eigenschaften seiner jüngsten Fahrzeugmodelle auf Eis und Schnee zu testen. Dass die Schweden für ihre seit neun Jahren etablierte Winterfahr-Präsentation aber das Kempinski in Berchtesgaden als Basisstation ausgewählt haben, um von dort aus auf die präparierten Pisten am Hintersee, Tirol, zu fahren, hat einen Grund: Der deutsche Markt ist ein wichtiger Markt, der neue XC 90 ein besonderes Automobil, und die nun erstmals gezeigte Hybrid-Version ein bedeutende Entwicklung.

Der knapp 2,4 Tonnen schwere, beeindruckend große SUV ist seit vergangenem Sommer in zweiter Generation verfügbar. Und laut einem Unternehmenssprecher sehr beliebt beim deutschen Kunden. Obschon erst seit wenigen Monaten zu haben, wurde er im vergangenen Jahr bereits mehr als 7.200 mal bestellt. Das passt ins Bild der erfolgreichen Modellstrategie der Nordeuropäer. Mit mehr als 36.100 Volvos, die im vergangenen Jahr verkauft wurden, konnten die Schweden den Absatz um 13 Prozent gegenüber 2014 steigern. In Summe ist dies ein historisches Ereignis: Erstmals wurden in der 89-jährigen Firmengeschichte der Schweden weltweit in einem Jahr mehr als eine halbe Million Fahrzeuge verkauft.
Hoher Preis für geringeren Verbrauch

Ob nun aber der rund 76.160 Euro teure XC90 Plug-In Hybrid künftig wesentlich zum Verkaufserfolg beiträgt, bleibt abzuwarten. Wohl eher gilt es, die Bilanz des Flottenverbrauchs zu senken. Der Flottenverbauch bezeichnet den durchschnittlichen Kraftstoffverbrauch einer Fahrzeugflotte eines Fahrzeugherstellers und ist insoweit von großer Bedeutung, als dass die Europäische Union für die  Gesetzgebung für den CO2-Ausstoß von Kraftfahrzeugen eben diesen Wert vorschreibt. Wer als Automobilhersteller darüber liegt, muss mit empfindlichen finanziellen Strafen rechnen.

Für den XC 90 T8, dem zweiten Plug-In Hybrid-Modell im Volvo-Portfolio (der XC 60 wurde bereits 2012 eingeführt), spricht aber dennoch vieles. So beeindruckt das Spitzenmodell T8 Twin Engine mit einem Drehmoment von bis zu 640 Nm und den mehr als 40 Kilometern, die das Auto rein elektrisch zurückzulegen kann. Das allerdings sind Angaben, die der Hersteller in seinen technischen Datenblättern macht. Und die weichen bekanntermaßen je nach Fahrstil und Geländetopografie ab.

Das gilt auch für den Durchschnittsverbrauch, den Volvo mit 2,1 Liter angibt. Wer nun brav und regelmäßig die 9,2 kWh starke Hochvoltbatterie (270 bis 400 V) vor jeder Fahrt lädt, der kann bei gewöhnlichen Stadtfahrten den Wert sogar noch deutlich unterbieten.
Winterfahrsicherheit mit Allrad

Die präparierte Strecke auf dem Ice Driving Center in Hintersee, Tirol, ist derart glatt, dass sie zu Fuß schon fast zu gefährlich ist. Das Befahren mit einem Auto mit herkömmlicher Technik aber auch.

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Das erfahren die, die zum Kennenlernen der Fahreigenschaften verschiedener Volvo-Modelle alle Assistenzsysteme ausschalten müssen, um das Risiko auf extrem glatter, vereister Straße zu erleben. Und die Anweisungen der Instruktoren fordern die Fahrer mitunter derart, dass der eine oder andere tiefe Furchen abseits der Piste hinterlässt.

Erst mit dem Hinzuschalten zahlreicher Fahrassistenzsysteme (vom Allradantrieb mit Instant Traction, der Advanced Stability Control bis hin zur Fahrdynamikregelung ESC) kommt das Vertrauen zurück, sind schnelle Kurvenfahrten wie auch Ausweichmanöver möglich. Jetzt wirbelt der Schnee nicht mehr ganz so hoch, bleiben die Fahrzeuge in der Spur. Für Familienfahrten eine gute Nachricht. Denn die Sicherheit beim Fahren mit Kind und Kegel ist bei deutschen Autofahrerinnen sehr ausgeprägt.

Ein Blick in das Sicherheits-ABC des Herstellers offenbart im Übrigen, wie umfangreich verbaut mittlerweile die elektronische Sicherheitssysteme in einem Volvo sind. Für US-Amerikanische NCAP war dies auch Anlass genug, den XC90 im Segment der großen Offroader als bestes respektive sichererstes Fahrzeug zu preisen. In der Kategorie „Sicherheitsausstattung“ erreichte es als einziges Fahrzeug die volle Punktzahl. Das macht den Volvo XC90 mit seinen sieben Sitzen und dem riesigen Kofferraum zum Gefährt für aktive Familien.
Geschickte Elektrifizierung des Antriebsstrangs
Interessant ist dieses Modell aber vor allem auch wegen der Art und Weise der Elektrifizierung des Antriebsstrangs. Der Oberklasse-SUV ist nämlich das erste Volvo Modell, welches auf der skalierbaren Produkt-Architektur (SPA) beruht. Vier Jahre lang tüftelten Volvo Ingenieure an der modularen Plattform, die laut Unternehmen erheblich Erleichterungen bei der Entwicklung und beim Design neuer Fahrzeuge bringen soll. Das zeigt sich deutlich beim Plug-In-Hybrid.

Geschickt haben die Konstrukteure den Bauraum ausgenutzt, um unter anderem auch genügend Platz für eine effiziente Unterbringung der Elektronikkomponenten und der Batterie zu schaffen. Der riesige Innenraum, vor allem aber der 1.886 Liter große Kofferraum ist der offensichtliche Beweis für die Strategie.

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