Dass das ferngesteuerte Autofahren bereits heute erfolgreich möglich ist, zeigte eine Fahrpräsentation am Mittwoch auf dem Campus der Technischen Universität München. An einem Leichtfahrzeugkonzept für urbane Elektromobilität, welches im Rahmen des Projekts Viso.M entstand, demonstrierten Ingenieure die Technik. Sie haben das Elektroauto zuvor mit sechs Videokameras ausgerüstet und sämtliche Funktionen über ein zentrales Steuergerät schaltbar gemacht. Die Videobilder laufen in einem Computer zusammen und werden dann codiert über LTE zu der Fernsteuerung gesendet. Neben der Tatsache, dass das Fahrzeug wie von Geisterhand gesteuert durch den dichten Verkehr fährt, erstaunt vor allem, dass dies über das herkömmliche Mobilfunknetz funktioniert. Genügend Bandbreite vorausgesetzt.
Teleoperiertes Fahren auch aus Indien möglich
Doch was, wenn die Funkverbindung zwischen Leitzentrale und Fahrzeug abbricht? „Dann wird das Auto automatisch bis zum Stillstand abgebremst“, erklärt Dr.-Ing Markus Lienkamp, Inhaber des Lehrstuhls für Fahrzeugtechnik an der TU München. Für die Sicherheit im laufenden Straßenverkehr ist allerdings der Operator verantwortlich, der nach Vorstellung der Forscher eine besondere Ausbildung benötigt.
Damit er laufend über alle Vorgänge rund um das Auto informiert ist, befindet sich zusätzlich im Heck eine weitere Kamera. Zudem wird dem Fahrer – der auch in Indien sitzen könnte – an seinem Bildschirmarbeitsplatz neben einer kompletten Rundumsicht auch der Ton aus dem Wageninneren über Dolby 5.1 räumlich korrekt dargestellt. Das realistische Fahrgefühl vermitteln ein Force-Feedback-Lenkrad wie auch ein spezielles Bremspedal, welches ganz wie im Auto auf den ausgeübten Druck am Pedal anspricht.
Das Taxi für die Elektromobilität
Auch wenn die Forscher das teleoperierte Fahren nur als Übergangstechnik einstufen bis das autonom fahrende Auto rechtlich und technisch möglich ist. Das ferngesteuerte Autofahren ist bereits in fünf bis zehn Jahren möglich. Und es ist um ein vielfaches kostengünstiger als ein mit komplexer Elektronik vollgestopftes autonom fahrendes Auto. Und noch einen Grund für den Erfolg des Autofahrens per Fernsteuerung nennen die Ingenieure: Es wird der urbanen Elektromobilität zum Durchbruch verhelfen. So können Car Sharing Elektrofahrzeuge direkt bis vor die Haustür gefahren und dort auch wieder abgeholt werden – inklusive Parkservices in Innenstädten. Spannend wird es aber, wenn künftige Elektrofahrzeuge ferngelenkt zur nächsten Ladesäule-Sammelstelle gefahren werden. Eine flächendeckende Ladeinfrastruktur in Großstädten fiele dadurch günstiger aus.
Ein Video der Fahrpräsentation des Visio.M finden Sie hier: