Als in den frühen Jahren des vergangenen Jahrhunderts geschickte Handwerker aus den noch teils gut erhaltenen Resten einer Harley Davidson und eines alten Autos ein dreiradähnliches Vehicel schraubten, nutzen sie diese vorwiegend als Service-Fahrzeuge. Immer wieder galt es, auf den endlosen Highways im US-amerikanischen Westen liegengebliebene Fahrzeuge zu reparieren. Das Wilde und die Freiheit waren eins mit dem Trike.
Erst später schraubten bärtige Männer Bierfässer auf die freie Fläche hinterm Sitz und zierten ihr Fahrzeug mit einem Fuchsschwanz. Das Trike verkam zur Volksfestattraktion kleiner Dörfer. Als dann irgendwann der letzte Käfer in Brasilien vom Band lief, schien das endgültige Aus der Kultfahrzeuge besiegelt. Denn der Käfermotor galt als das Herz eines richtigen Trikes und das Piratentuch als Kopfbedeckung als Erkennungszeichen furchtloser Fahrer.
Harald Schmitz aber trägt legere Kleidung, wenn er in seiner Werkstatt die neuen Trikes begutachtet. Er ist Chef der 65 Mann starken Rewaco Spezialfahrzeuge GmbH aus Lindlar bei Köln, und er lässt seit mehr als 20 Jahren leistungsstarke Dreiradfahrzeuge bauen. Allerdings formen seine Mitarbeiter heute aus glasfaserverstärktem Kunststoff fahrbare Designerstücke, dessen Formen und Farben seriös wirken. Den verbauten Kleinwagenmotor mit bis zu 201 PS verdeckt ein elegant geformtes Heck inklusive serienmäßigem Gepäckfach.
Trikes fahren ist serios
Die Kunden heute sind gutverdienende Mittvierziger, die für ihr Freizeitvergnügen auch gern bis zu 26.900 Euro ausgeben. Dafür bekommen sie etwa das Zugpferd des Unternehmens, das 3,54 Meter lange Trike RF1 GT. Dank neuem Motor wären zwar dann maximale 200 Kilometer pro Stunde möglich, doch spielt die Höchstgeschwindigkeit keine Rolle. Denn das Spezialfahrwerk mit Einzelradaufhängung und einstellbaren Bilstein-Gasdruckdämpfern machen das Fahren im Trike um ein vielfaches unterhaltsamer als im Cabrio aber wesentlich lässiger als auf einem Motorrad. Selbst enge Serpentinen lassen sich leicht bewältigen, wie die Präsentation der neuen Modelle im Süden Mallorcas zeigte.
Neben der komplett in Eigenregie gefertigten Trikes, bei denen der Motor das Drehmoment direkt auf die einzeln aufgehängten Hinterräder bringt, lässt Schmitz auch herkömmliche Großserienmotorräder umbauen. Dabei wird die Hinterradführung durch eine Achse mit zwei Rädern ersetzt. Das Ergebnis ist ein Lifestyle-Motorrad, dessen Gene einer Suzuki Intruder beziehungsweise einer Triumph Rocket Touring entnommen wurden.
Entspannt Cruisen auf drei Rädern lautet also die Devise. Und das ist sogar mit einem Pkw-Führerschein möglich. Dabei sind die Umbauten – oder wie der Kenner sagt: die Bikeconversion – sogar für Langstreckenreisen geeignet. Um eventuelle Rückenbeschwerden vorzubeugen, gibt es die Fahrzeuge mit einem hydropneumatischem Aktiv-Fahrwerk – eine Weltneuheit. Wer fährt, der spürt deshalb vor allem nur den Fahrtwind und das knorrige Summen des Motors. Dieses ist auch schon beim Einsteigermodell mit 70 PS zu spüren, drängt aber sich linear intensiver werdend bis zur Top-Motorisierung mit 201 PS in den Vordergrund.
Doch das Motorengeräusch soll nicht im Vordergrund stehen, wie ein Blick in die Werkstatt des Unternehmens zeigt. Schon jetzt surrt dort das erste Trike mit reinem Elektroantrieb. Als Partner hat sich Schmitz das Elektronikunternehmen Rittal RGS ausgesucht. Mit einem Dreiphasen-AC-Asynchronmotor und wartungsfreien Hawker XFC Flex Batterien ausgerüstet, kommt das 580 Kilogramm schwere E-Trike-Studie zwar erst auf maximale 35 Kilometer pro Stunde. Doch bis zur Serienreife glaubt der Firmenchef an genügend Systemleistung, um problemlos einen Tag im Freien zu verbringen.
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