Stau in München: Von wegen Radlhauptstadt

Schon der Gedanke, morgens den Mittleren Ring befahren zu müssen, lässt den Blutdruck bei manchen Pendler steigen. Dass dies nichts mehr mit dem Bauchgfui zu tun hat, offenbart jetzt die aktuelle Traffic Scorecard 2016 von Inrix. Analysiert wurden die deutschlandweite Verkehrslage von 62 Städten und großen Ballungsräumen. Das traurige Ergebnis: München führt das Ranking an und ist 2016 die verkehrsreichste deutsche Stadt. Autofahrer steckten in der bayerischen Hauptstadt während der Stoßzeiten durchschnittlich 49 Stunden im Stau fest.

Auf dem zweiten Platz: Heilbronn – dieses Jahr erstmals in der Traffic Scorecard gelistet. Bezüglich der zu Stoßzeiten im Stau verbrachten Stunden liegen Stuttgart und Köln mit Heilbronn mit je 46 Stunden gleichauf. Deutschland belegt im weltweiten Vergleich der verkehrsreichsten entwickelten Länder Platz fünf und landet europaweit auf Platz vier. Autofahrer verbringen hier zu Stoßzeiten pro Jahr durchschnittlich 30 Stunden im Stau.
Der Stau in Berlin kostet 4,3 Milliarden Euro – pro Jahr
Die Analyse umfasst jetzt 1.064 Städte in 38 Ländern und ist somit die bisher umfangreichste Staustudie. Es wurden im Vergleich zu früheren Untersuchungen mehr Strecken pro Stadt untersucht und es wurden unterschiedliche Tages- und Nachtzeiten berücksichtigt. Außerdem berechnet Inrix erstmals im Rahmen der Traffic Scorecard, welche Kosten den Autofahrern und Städten durch die Staus entstehen. Und die summieren sich für 2016 auf 69 Milliarden Euro, was pro Fahrer durchschnittlich 1.531 Euro entspricht.

Laut Inrix beziehen sich die direkte Kosten auf die Kosten von Benzin und die verschwendete Zeit. Indirekte Kosten beziehen sich auf Fracht- und Geschäftskosten, die durch Firmenfahrzeuge verursacht werden, während sie im Stau stehen und in Form von höheren Preisen an die Endverbraucher weitergegeben werden. Die Kosten pro Autofahrer sind etwa ein Drittel höher als in den Vereinigten Staaten oder dem Vereinigten Königreich. Mit 4,3 Milliarden Euro verursacht der Stau in Berlin die höchsten Gesamtkosten für die Stadt, gefolgt von Hamburg (2,36 Milliarden Euro) und München (1,99 Milliarden Euro).
Wichtige Ergebnisse für Deutschland:
Verkehrsaufkommen während und außerhalb der Stoßzeiten
•    München ist die verkehrsreichste Stadt Deutschlands, in der Autofahrer zu Stoßzeiten 49 Stunden im Stau stehen; das entspricht einer durchschnittlichen Staurate von 25%
•    Heilbronn hat die höchste Gesamtstaurate Deutschlands (18%), gefolgt von München (15%)
Verkehr in Stadtzentren
•    Das stärkste Verkehrsaufkommen Deutschlands findet sich in München innerhalb des Mittleren Rings. Hier verbringen Autofahrer 27% ihrer Fahrtzeit während Stoßzeiten im Stau, 19% tagsüber und 11% in den Abendstunden
•    Am langsamsten kamen Autofahrer 2016 zu Stoßzeiten durch die Stadtzentren in Mönchengladbach, Berlin und München mit Durchschnittsgeschwindigkeiten von 7,7 km/h, 8,2 km/h und 8,8 km/h und durchschnittlichen Tagesgeschwindigkeiten von 7,8 km/h, 8,2 km/h und 8,2 km/h
Fahrten stadtein- und auswärts
•    In Heilbronn fließt der Verkehr in die Stadt hinein und aus der Stadt heraus über den gesamten Tag gesehen am zähesten, die Stauraten auf den Ein- und Ausfahrtsstraßen lagen bei 35% während der Stoßzeiten, bei 30% tagsüber und bei 8% in Abendstunden
•    Am langsamsten kam man nach Freiburg hinein und wieder heraus, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit zu Stoßzeiten von 12,2 km/h und einem Tagesdurchschnitt von 9.7 km/h
Wirtschaftliche Auswirkungen
•    Am meisten Verzögerungen müssen Unternehmen, deren Mitarbeiter mit PKWs oder Transportern im Straßenverkehr unterwegs sind, in Heilbronn in Kauf nehmen, wo die Stauraten tagsüber auf allen Straßen bei 21% liegen, gefolgt von Würzburg mit 19%
•    Unternehmen, deren Mitarbeiter auf den Straßen der Innenstädte von Lübeck und München unterwegs sind, müssen ebenfalls ein hohes Verkehrsaufkommen einkalkulieren. Fahrer verbringen dort tagsüber 19% ihrer Zeit in innerstädtischen Staus
Stau am Wochenende
•    Heilbronn (15%), Hamburg (12%) und München (9%) haben die höchsten Wochenend-Stauraten, dabei kommen Autofahrer in Freiburg (9,9 km/h) und in München (12,9 km/h) am langsamsten voran

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