So jagen Forscher störende Geräusche im Auto

In seinem Labor für integrierte Produktentwicklung und Prozesssimulation an der Fachhochschule Südwestfalen in Iserlohn haben klappernde Geräusche keine Chance. Professor Ulrich Lichius geht dort nämlich mit modernsten Gerätschaften auf Geräusche-Jagd. „Früher gehörte ein Klappern im Auto dazu“, erzählt er und verweist darauf hin, dass man heute „in dieser Hinsicht anspruchsvoller ist und Geräusche im Auto, ob innen oder außen, nicht akzeptiert. Die Vermeidung von Geräuschen beschäftigt Ingenieure im Automobilbereich in allen Phasen der Fertigung. Und sie nutzen zur Jagd eine sogenannte Alphakabine zur Bestimmung von Schallabsorptionsgraden. Damit kann die Leistung schalldämpfender Teile im Auto ermittelt werden.

Wie Geräusche wirken, empfindet jeder anders. Ist der Motorensound eines Porsches oder Ferraris noch angenehm, stören manche Innengeräusche gewaltig, weiß Lichius: „Wir haben heute eine wesentlich höhere Sensibilisierung bei den Autofahrern. Geräusche werden als störend empfunden und verursachen oft Panik. Für die Hersteller wird also das akustische Verhalten im Auto immer wichtiger“. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Anforderung nach immer leichteren Autos den Einsatz neuer Werkstoffe bedingt, die auch nachhaltig sein sollen. „Und diese verursachen andere Geräusche, sie klingen anders als Blech. Deshalb gibt es auch immer mehr Teile im Auto, wo eine Geräuschmessung Sinn macht“.

Standardisiertes Messverfahren für die Geräuschmessung
In der neuen Alphakabine der Fachhochschule Südwestfalen können entsprechende Messungen durchgeführt werden. Die Alphakabine ist ein miniaturisierter Hallraum mit fünf Mikrofonen. Die zu messende Probe wird flächig in der Kabine ausgelegt und beschallt. Zur gleichmäßigen Beschallung befinden sich mehrere Lautsprecher in der Kabine und die fünf beweglichen Mikrofone in der Raummitte. Zunächst wird ohne Materialprobe gemessen, diese Werte werden dann mit den Messwerten der Probe verglichen und der Unterschied in Abhängigkeit von der Frequenz berechnet. Weltweit sind 80 solcher Alphakabinen im Einsatz. Dort gibt es ein standardisiertes Messverfahren für die Geräuschmessung.

Dies betrifft beispielsweise die Hersteller von Dämmmaterialien für Autos. Gewünscht ist hier eine effiziente Schalldämmung. Die Schaumstoffe einer Unterbodenverkleidung sollen für eine optimale Schallabsorption sorgen. Ob die Materialien dies leisten können, beweist eine Messung in der Alphakabine.

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