Seniorenauto: Fahrer trägt Hut

Die Automobilbranche braucht Klischees. Ohne fehlen ihr oftmals die Argumente für das Anpreisen neuer Fahrzeugmodelle. Vielleicht sind aber auch Klischees der Grund dafür, warum sich die Branche schwer tut, das perfekte Seniorenauto zu präsentieren. Denn schon lange sind die Zeiten vorbei, als Senioren eine klassische Stufenhecklimousine fuhren. Dabei muss sich die Autoindustrie auf eine immer größer werdende Gruppe reifer Autokäufer einstellen. „Wir gehen davon aus, dass bereits in vier Jahren mehr als ein Drittel der Autokäufer älter als 60 Jahre ist“, sagt Prof. Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des Center of Automotive Research an der Fachhochschule Gelsenkirchen. Ein Prozess, der übrigens nicht allein Deutschland, sondern nahezu alle Industrienationen betrifft.

Die Angst, künftig beim Händler nur noch Altherren-Fahrzeuge zu finden, ist unbegründet. Der ergraute Autofahrer wählt sein Auto zwar gezielt nach seinen Anforderungen aus, „aber auch danach, damit jung zu erscheinen“, so Dudenhöffer. Objekt der Begierde wird daher nicht die Limousine sein. Vielmehr rechnet der Experte stark mit einer steigenden Nachfrage nach so genannten Sport Utility Vehicles (SUV).

Der ergraute Fahrer rüstet auf
Diese Fahrzeuge mit angedeuteter Geländewagenoptik erfüllen mehrere Wünsche, die der Klientel zugeschrieben werden. Sie vermitteln ein Gefühl von Abenteuer. „Gleichzeitig vermitteln sie aber auch Sicherheit“, erklärt der Autoexperte. Gerade der Punkt Sicherheit steht weit oben auf der Wunschliste älterer Autokäufer, weiß Marion Steinbach von der Deutschen Verkehrswacht (DVW) in Bonn. Zusätzlich erfüllen diese Fahrzeuge durch ihre erhöhte Sitzposition den Wunsch nach guter Rundumsicht.

Vor allem aber ist der Komfort wichtig. Ob nun das bequeme Ein- und Aussteigen, das einfache Beladen des Kofferraums oder das weite Öffnen der Türen. Ein Sportwagen kann mit diesen Attributen nicht punkten. Dabei aber haben viele Geländewagen genügend Power, um an der Ampel nicht als letzter loszufahren. Der bequeme Einstieg ist dabei nur ein Faktor. Zusätzlich geht es auch noch darum, das Interieur an die individuellen Bedürfnisse anpassen zu können. Dazu zählen vielfältige elektronische Verstellmöglichkeiten für Sitze und Lenkrad. Und weil mit fortschreitendem Alter Reaktion und Sehkraft nachlassen, gehören Fahrerassistenzsysteme wie beispielsweise Nachtsichtsysteme, elektronische Abstandshilfen und Einparkassistenten zur beliebten Grundausstattung dazu. 

Artikel teilen