Aufgrund des engen Zeitplanes hatten wir kein freies Training wie von den IDM-Läufen gewohnt, sondern es ging sofort mit dem ersten Qualifying am Freitag nachmittag los. Es hatte schon fast den ganzen Tag geregnet und auch im Zeittraining war die Strecke noch nass. Aber Sachsenring im Regen kenne ich ja sehr gut; als ich 2009 das allererste Mal hier trainiert habe, goss es ebenfalls wie aus Eimern und ich war damals fast das einzige Motorrad auf der Strecke. Dieses Jahr waren etwa 40 Leute mehr unterwegs… Doch ich fand einen guten Rhythmus, lag zwischenzeitlich sogar mal auf Platz 17, und konnte mich bei langsam auftrocknenden Bedingungen für den 23. Rang qualifizieren.
Im zweiten Zeittraining, welches nur zwei Stunden später stattfand, regnete es dann um einiges heftiger. Aber da ich solche Wetterbedingungen liebe, das Rumrutschen und Sliden beim Anbremsen und durch die Kurve hindurch, hatte ich einen Riesenspaß. Meine Zeit vom ersten Quali konnte ich allerdings nicht mehr unterbieten. Ein paar Fahrer, die sich im ersten Zeittraining erst noch mit der nassen Strecke anfreunden mussten wurden etwas schneller und verdrängten mich somit auf den 27. Platz – was aber nicht allzu schlecht war, immerhin stand ich damit in der 9. Startreihe.
Riskante Kurvenfahrt
Für das Rennen am Samstag nachmittag hoffte ich auf Regen, doch der blieb leider aus ;-( Stattdessen war es trocken und angenehm warm. Das Rennen sollte über 15 Runden gehen. Mir gelang ein super Start, bei dem ich ein paar Fahrer überholen konnte, die zwei Reihen vor mir gestanden hatten, und war kurz vor der ersten Kurve schon fast im Mittelfeld. Für dieses Mal nahm ich mir vor, am Gas zu bleiben, „draufzuhalten“ und nicht zurückzustecken, ich wollte die erste Kurve nicht verhauen und mich zurückdrängen lassen. Doch dieser Plan ging leider schief. Als ich mitten im Getümmel in die erste Kurve einbiegen wollte, sah ich ein Vorderrad geradewegs auf meine rechte Seite zukommen. Millisekunden später spürte ich den Einschlag ins Motorrad und schon rutschte und purzelte ich dahin. Kenny Leibold (ja, genau der, gegen den ich letztes Jahr in Hockenheim noch den Zweikampf gewonnen habe, er damals als Gaststarter, in diesem Jahr regulärer Teilnehmer) hatte sich beim Anbremsen offenbar ein wenig verschätzt und räumte mich mit voller Wucht ab.
Zum Glück nahmen wir keine anderen Fahrer mit. Ich stand so schnell ich konnte wieder auf und lief zu meiner „Kleinen“ (sie lief nicht mehr, kein Atemzug ;-), hob sie auf und wollte weiterfahren. Ein Streckenposten kam herbei, zeigte auf die verbogene rechte Fußrastenanlage und wollte mein Motorrad schon wegschieben. Doch ich bedeutete ihm und beharrte darauf, dass ich weiterfahren wollte. Also schwang ich mich auf meine Aprilia, ließ sie an und fuhr mit vor Wut angeschwollenem Hals davon, dem bereits weit enteilten Feld hinterher. Kenny konnte nicht weiterfahren. Beim Anbremsen auf die nächste Kurve bemerkte ich, dass mein rechter Lenkerstummel (mit Gasgriff und Vorderradbremse) komplett locker war. Ich war so sauer über den Sturz und wollte unbedingt noch aufholen. Und so fuhr ich trotz des etwas derangierten Zustands meiner Maschine relativ schnellen Rundenzeiten.
Leistungsverlust im Anstieg
Nach einigen Turns verlor der Motor meiner „Kleinen“ allerdings spürbar an Leistung, ich kam aus den Kurven, vor allem bergauf, nicht mehr richtig heraus und musste mit schleifender Kupplung nachhelfen. Aber ich wollte das Rennen unbedingt zu Ende bringen! Auf der Geraden hatte der Motor immer wieder Leistungsschübe und ich hatte schon Angst, die Zielflagge nicht mehr zu sehen. Doch ich redete mir und meiner Aprilia immer wieder gut zu, dass wir das Rennen gemeinsam überstehen werden. Als ich dann endlich die schwarz-weiß-karierte Flagge sah, war ich heilfroh es geschafft zu haben, trotz der schwierigen Bedingungen.
Schlussendlich konnte ich, bedingt durch ein paar Stürze, auf dem 27. Platz durchs Ziel fahren. Meine Mechaniker stellten dann fest, dass der Motor völlig in Ordnung war: Die Leistungslöcher waren von dem verbogenen Fußbremshebel verursacht worden, dessen Ende knapp über der Hinterrad-Schwinge saß und von dieser beim Einfedern nach oben gedrückt wurde. Das aktivierte die Hinterradbremse und fühlte sich für mich wie ein Leistungsloch an…
Alles in allem ein eher enttäuschendes Rennen, denn ich hätte durch den guten Startplatz und meine Erfahrung auf dem Sachsenring sicher weiter vorne mitfahren können. Aber wir sind ja Ende August noch einmal dort. Zuvor geht es aber am ersten August Wochenende zum Schleizer Dreieck nach Thüringen.
Die junge Motorrad-Rennfahrerin schreibt hier regelmäßig über ihre Rennen:
www.kathischwartz.weebly.com