Posthotel Achenkirch: Des Kaisers geruhsame Nacht

Die Leibesübungen des Kaiser Franz Josef I. von Österreich galten, so viel lässt sich aus überlieferten historischen Dokumenten schließen, vor allem der guten Küche. Gewollte körperliche Anstrengungen dienten zu Beginn des 19. Jahrhunderts nämlich vornehmlich dem Erhalt der Wehrkraft. Erst später etablierte sich eine bisher in Deutschland nicht gekannte Art der Leibesübungen: Der Sport. Zwar waren dem Adel und Bürgertum Reiten und Jagen und in einzelnen Fällen auch Laufen, Boxen und Ringen bekannt. Einen Spa mit Kardiogeräten und Kraftmaschinen suchte selbst der Kaiser vergeblich.

Dafür fand er während seiner Durchreise durch Tirol in der seinerzeit noch existenten Posthalterei zu Achenkirch eine lokale Küche, die ihm derart gut gefiel, dass er dort zu speisen pflegte. Noch heute erinnert die Kaiserstube an längst vergangene Zeiten. Und auch wenn das Mobiliar sich dem Zeitgeschmack angepasst hat, die Haute Cuisine ist geblieben. Das liegt auch daran, dass sich die Küche stets Zutaten aus dem Hotel-eigenen Bauernhof besorgt. Heute ist die Fünf-Sterne-Gastronomie weit über Österreichs Grenzen bekannt und sie passt sich bestens in die Philosophie des jungen Hotelchefs Karl Christian Reiters ein.
Der junge Herr Reiter

Beim ersten Treffen fällt der junge Herr Reiter durch seine Ruhe und Offenheit auf. Auf die Frage etwa, was er alles geändert hat, nachdem ihm sein Vater 2004 die Verantwortung für das Luxushotel übertragen hat, um sich im Burgenland einer neuen Herausforderung zu widmen, antwortet er: „Nichts. Warum auch. Mein Vater war ein Visionär, der Es gab keinen Grund zur Kursänderung“. In der Tat hat es Karl Josef Reiter geschafft, inmitten der Tiroler Berge eine bis dahin einzigartige Bäder- und Thermenlandschaft zu schaffen. Und die hat zusammen mit einer Kurabteilung, einer Beautyfarm und zahlreichen Sportangeboten den Begriff Wellness-Hotel sozusagen ins Leben gerufen – lange Zeit vor dem Wellness-Hype unserer Zeit.

„Die Haute Cuisine ist dort so selbstverständlich wie seinerzeit des Kaisers Wille, in aller Ruhe zu Kräften zu kommen“

Doch Reiter Junior verschweigt, dass er es war, der das Posthotel zu einem führenden Erholungszentrum in Europa ausgebaut hat. Vor allem der Spa-Bereich mit einer asiatisch inspirierten Sauna- und Ruhewelt, wie sie selbst in Asien selten zu finden ist, würde vermutlich heute auch den Kaiser von China nach Achenkirch locken. Nun, alles Faszinierende aufzuzählen, würde an dieser Stelle unangebracht. Kurz erwähnt sei aber der neue Saunabereich in dessen Zentrum sich ein kreisrunder Meditationsraum befindet – überwölbt von einer großen gläsernen Kuppel. In der Mitte eine Feuerstelle umrundet von einem Wasserbecken. Wer sich auf eine der Liegen ausruht, wird dies als letztes sehen, bevor die Augen zufallen.
Eine Hommage an die Gelassenheit Asiens

Für Karl Christian Reiter ist die Wellness-Oase, die zu den Top 100 der Welt gehört, auch eine Hommage an seine zahlreiche Asienreisen, die, wie er erzählt, „derzeit wegen meiner Vaterpflichten“ nicht antreten kann. Zudem warten im Posthotel zahlreiche Aufgaben auf ihn. Die täglichen Pflichten meistert der Hoteldirektor mit einem engagierten Team, die – neben der unaufdringlichen Gastfreundschaft – auch viel Wert auf sorgsam arrangierte Details legen. So bewahren sie im ganzen Haus den eleganten Landhausstil, der sich vor allem in den Zimmern zeigt. Je nach Zimmernummer findet sich einzigartiges Mobiliar.

Ob ein bemalter Bauernschrank, alte Stiche, handgearbeitete Textilien. Die Einrichtung wirkt harmonisch. Die Reiters bleiben ihren Ansichten treu: „ Der Gast ist das wichtigste im Haus“, erzählt uns Reiter Junior. Und dass er das Gespür für das Wohlbefinden hat, beweist seine Entscheidung, die er vor einigen Jahren traf und die andere Hoteliers gerne vermeiden. Kinder unter 14 Jahren sind als Gast nicht zugelassen. Ebenso strikt lehnt er größere Gruppenreisen ab. Eine Entscheidung, die von allen Gästen honoriert wurde. Und noch etwas hat er geschafft.
Von der Posthalterei mit Gaststube zum 5-Sterne-Hotel

Mit dem Blick für das Wesentliche, hat er das Hotel zur Oase der Entschleunigung aufgebaut. Damit aber ist die Weiterentwicklung der alten Posthalterei mit Gaststube noch lange nicht abgeschlossen sein. Die im Übrigen seit dem Jahr 1918 unter Führung Familie Reiter steht. Im Blut der Familie liegt es vermutlich schon seit Generationen, Trends zu setzen. Vom „Gasthof zur Post“ zum „Hotel Post“ zum „Posthotel Achenkirch“.

Mit jeder Namensänderung gab es Neuerungen, die vom Publikum geschätzt wurden. Während der Kaiser noch in althergebrachten Zimmer nächtige, residieren die Gäste in der Junior-Suite mit italienischen Fresken heute kaiserlich – inklusive eigenem Wellness-Refugium mit japanischer Überlaufwanne. Insgesamt verfügt das Posthotel über 150 Zimmer und Suiten.

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