Die Krabbenfischer Carsten Noormann und Stefan Luitjens haben in ihrem Berufsleben schon die schlimmsten Stürme auf der Nordsee erlebt. Doch was sich dort seit Jahren zusehends bedrohlich offenbart, lässt sie an manchen Tagen verzweifeln. Immer mehr Müll findet sich in der Nordsee. Ganze Fässer, Farbeimer, Ölzeug oder Fender treiben im Wasser. Die Nordsee verkommt zur Müllkippe. Am vergangenen Wochenende fuhren sie nun hinaus, um den Müll der Zivilisation aus dem Meer zu holen und um ihn anschließend umweltgerecht zu entsorgen.
Nach den Ostseehäfen Heiligenhafen, Burgstaaken/Fehmarn und Sassnitz/Rügen beteiligt sich mit Norddeich erstmals ein deutscher Nordseehafen am NABU-Projekt „Fishing for Litter“. Die Zahl der beteiligten Fischer steigt damit auf mehr als 35. „Wir freuen uns, dass mit Norddeich die ersten Nordsee-Fischer mit an Bord sind. Mit dem Sprung an die Nordsee sind wir, dank unserer Projektpartner, dem Ziel einer flächendeckenden Abfallentsorgung in deutschen Fischereihäfen einen großen Schritt näher gekommen.“, erklärte NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
Fishing for Litter
Die Idee hinter dem „Fishing for Litter“-Projekt ist dabei so einfach wie effektiv. Den Fischern wird durch das Projekt eine kostenlose Abfalllogistik zur Verfügung gestellt. Große Industriesäcke dienen der Müllsammlung an Bord, in den Häfen stehen Container bereit, die regelmäßig geleert oder ausgetauscht werden. Darüber hinaus werden die „gefischten“ Abfälle nicht einfach entsorgt, sondern in einer speziellen Sortieranlage auf ihre Zusammensetzung untersucht. So wollen die Projektpartner mehr über den Müll in der Ostsee erfahren. Untersuchungen, die auch einen Beitrag zur Umsetzung der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie leisten können. Denn verlässliche Informationen zur Belastung der Ostsee durch Abfälle sind bisher rar.
Auch über die Herkunft der Abfälle wollen die Projektpartner mehr in Erfahrung bringen. So wird versucht, die Fundstücke den verschiedenen Eintragswegen zuzuordnen. Während bei NABU-eigenen Untersuchungen im Bereich des Spülsaums überwiegend Abfälle von Touristen und Wassersportlern gefunden werden (Flaschen, Folien, Verpackungen), handelt es sich bei den „gefischten“ Abfällen in erster Linie um industrielle Abfälle aus der Berufs- und Sportschifffahrt und der Fischerei (Fässer, Farbeimer, Ölzeug, Fender).
Noch reicht die Stichprobe nicht, um abschließende Aussagen zum Müll am Grund der Ostsee treffen zu können. Daher verständigten sich die Projektpartner inzwischen darauf, die Abfälle auch zukünftig auf ihre Zusammensetzung zu untersuchen. Darüber hinaus soll eine Studie Auskunft darüber geben, ob die Kunststoffabfälle noch wiederverwertbar sind, oder aufgrund des Qualitätsverlustes lediglich noch energetische verwertet werden können.
Allianz gegen die Müllkippe Meer
Die Allianz gegen die Müllkippe Meer wird durch das Engagement des NABU-Projekts immer größer. Partner in Schleswig-Holstein sind die Fischergenossenschaften Fehmarn und Heiligenhafen, der Landesfischereiverband Schleswig-Holstein, die ZVO Entsorgung sowie die Städte Fehmarn und Heiligenhafen. Auf Rügen unterstützen die Kutter- und Küstenfisch Rügen GmbH, die Nehlsen GmbH & Co. KG sowie der Stadthafen Sassnitz. Überregionaler Projektpartner ist Der Grüne Punkt Duales System Deutschland GmbH.
Im Sommer 2010 startete das NABU-Projekt „Meere ohne Plastik“, gefördert durch das Bundesumweltministerium und das Umweltbundesamt über die „Briefmarke mit dem Plus“. Neben dem „Fishing for Litter“ initiierte der NABU Sammelaktionen an Stränden, beteiligt sich am wissenschaftlichen Umwelt-Monitoring, erarbeitete verschiedene Informationsmaterialien und führte Informations- und Bildungsveranstaltungen zum Thema durch.
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