Irgendwann findet auch der neue Insignia seinen Platz in der Geschichte. Dann wird er neben den ehrwürdigen Fahrzeugen einer längst vergangenen Zeit stehen, die Opel an diesem Tag ins K48 eingefahren hat. In der ehemaligen Produktionshalle in Rüsselsheim wurden sie blitzblank poliert und geschickt präsentiert. Der Opel Kapitän etwa, ein seinerzeit leistungsstarker Sechszylinder, der zwischen Ende 1938 und Frühjahr 1970 produziert wurde und nicht nur Industriemagnaten gefiel. Auch dem Kriminal-Hauptmann Helmut Meier, der in der Filmserie Stahlnetz den „Dritten Mann“ jagte, fuhr einen Kapitän, Baujahr 62. Dass das Nachfolgemodell dann in seiner Linienführung wesentlich moderner war, tat dem Erfolg kein Abbruch. Der Kapitän war in der Oberklasse angekommen. Ebenso die Modelle Admiral und Diplomat. Und mit ihnen auch die markante Knickkante längs der Motorhaube. Das wohl markanteste Markenzeichen der Automobilmarke – neben dem Logo. Auch der neue Insignia trägt diesen Längsfalz. Und zwar um ein vielfaches hervorgehobener als die erste Baureihe. Eine Reminiszenz an die goldenen Zeiten der Automobilität? Und von der Mark Adams sagt, es sei ein Element des Design Cycles 2.0. Adams ist Vice President Design Opel/Vauxhall.
Dass Opel seine Modelle seit geraumer Zeit auf Attraktivität trimmt, ist bei der automobilen Öffentlichkeit sehr gut angekommen. Ob Adam oder Karl, ob der Crossland X oder aber der Ampera e, der lange vor seiner öffentlichen Präsentation für viel Gesprächsstoff sorgte, Opel hat mit dem neuen Insignia beachtliches geschaffen. Der sich im Übrigen derart stark vom Vorgänger differenziert, dass wir erst mal auf den Schriftzug am Heck schauen mussten. Uns gefällt das ebenso wie dem gesamten Opel-Team, das sich vom neuen Aushängeschild weit mehr erhoffen als die europaweit insgesamt 940.000 verkauften Exemplare des Vorgängers. Damit wurde das „Auto des Jahres 2009“ zum vierthäufigst‘ verkauften Opel-Modell. Die Messlatte liegt also sehr hoch. Verständlich, dass Opel-Chef Dr. Karl-Thomas Neumann lange auf diesen Dienstag hingefiebert hat. Noch während der Präsentation lief nämlich im Stammwerk in Rüsselsheim der erste Opel Insignia Grand Sport vom Band. „Allein um die Produktion des neuen Flaggschiffs vorzubereiten, haben wir über 500 Millionen Euro investiert“, erzählt er. Nun also steht im Scheinwerferlicht der Insignia Grand Sport mit 170 PS starkem Zweiliter Dieselmotor und in Abalone-weiß. Entzückend. Wie viele Fahrzeuge allerdings seit dem 20. Februar schon in den Bestellbüchern stehen, erfahren wir nicht. Nur so viel: Ab dem Sommer kann er beim Händler gegen die Zahlung von mindestens 25.940 Euro abgeholt werden. Der Kombi Sports Tourer kostet 1000 Euro mehr.
Souveräner Ritt auf der Oberklasse
Natürlich wird bei diesem Einstiegspreis das Basismodell ausgeliefert. Weil aber Opel beim neuen Insignia erneut Mut bewiesen hat, ist das ein preiswerter Einstieg in die Oberklasse. Dabei wirkt nicht allein die Linienführung im Stile eines großen Coupés gelungen. Auch die Entscheidung der Konzernleitung, den neuen Insignia auf einer komplett neuen Architektur aufzubauen war klug. Die bis zu 200 Kilogramm, die die Neukonstruktion im Vergleich zum Vorgänger weniger wiegt, verbessert nicht nur die Fahrdynamik, sondern auch die Kraftstoffeffizienz. Laut Hersteller werden etwa im NEFZ-Fahrstil und mit dem populären 1,6-Liter-Dieselmotor mit 110 PS nur rund 4,0 Liter Diesel pro 100 Kilometer verbrannt. Mit dem 140 PS starken Dieselmotor sollen es dann nur 4,4 Liter sein. Der neukonstruierte Ottomotor aus Aluminium mit Turbolader und 1,5 Liter Hubraum und 140 PS hingegen verbraucht im Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ) mindestens 5,7 l/100 km (kombiniert). Mit knapp 8,6 l/100 km führt der für den Grand Sport optimierte 2.0 Turbo-Ottomotor zwar die Verbrauchshitliste an. Doch dafür stehen einem auch 260 PS und 400 Newtonmeter zur Verfügung. Je nach gewählter Motorleistung aber bereiten nicht nur die kurvenreichen Strecken im Taunus im Insignia besonderen Fahrspaß. Der Wagen lässt sich dabei agil im Achtstufen-Automatikgetriebe wie auch im neu entwickelten Sechsgang-Schaltgetriebe fahren.