Opel Insignia Country Tourer: Dieses Auto kann auch anders

Die Straßen durch den Odenwald führen mitunter durch Gegenden, die wegen ihrer Abgeschiedenheit manches Geheimnis nie preisgeben werden. Gut für uns. Denn wir fahren an diesem Wochenende den Opel Insignia und wer will schon in einem Familienwagen gesehen werden? Selbst Kinder wollen keinen Familienwagen. Sie erwarten, dass sie in einem coolen Wagen durch die Welt kutschiert werden. Und wenn es nur zu Schule ist, oder zum Sport, zum Reiten, Fußball. Hautsache cool. Auf dem Weg zum Parkdeck überlege also ich bereits, wie denn der Einstieg für diesen Bericht gewählt werden muss, ohne mit langweiligen Attributen rund um einen Familienwagen zu quälen.

Ja. Opel bringt den neuen Insignia. Mit „extra-effizienten Direkteinspritzer-Triebwerken“, wie ich im Vorgespräch erfahre. Mit einem intuitiv zu bedienenden Infotainment-System. Mit einem Sicherheitspaket, das unter anderem das Auffahren zum vorausfahrenden Fahrzeug automatisch verhindert. Das klingt gut, noch nicht spannend. Und es sind alles Werte, für die sich jeder Familienrat auch interessiert. Doch dann finden sich im Prospekt Angaben, die so gar nicht typisch sind, für eine Familienkutsche. Allrad-Antrieb, elektronisches Sperrdifferenzial und maximale 325 PS. Und jetzt fängt die Geschichte an, spannend zu werden.
Fahrbericht Insignia Country Tourer: Erster Eindruck, abenteuerlustig
Bei dieser hohen Anzahl an PS, die der OPC unter der Haube hat, denken wir kurz an das gefühlsverzerrte Gesicht von Jürgen Klopp, der als Testimonial für die Marke auftritt und an die Frage, ob er bei Vollgas und den möglichen 270 km/h, die der Wagen elektronisch entfesselt schafft, auch diese Grimasse aufzieht. Ich fahre entspannt den Country Tourer durch die Wälder des Oldenwalds. Denn in der Redaktionsrunde haben wir beschlossen, Familienwagen vorzustellen. Und ein Insignia wird auch von dieser Klientel geliebt.

Mit dem angedeuteten Unterfahrschutz vorne und hinten, vor allem aber wegen der markanten Front-, Seiten- und Radhausverkleidungen und den zwei Auspuffendrohre sieht der Wagen schick aus. Während ich fahre, stelle ich mir auch so manche Ausfahrt mit Kind und Kegel vor – als ein einziges Abendteuer. Insbesondere wenn von hinten die Quälgeister rufen „Da! Die Pfütze, da! Den Feldweg“. Eine Belastungsprobe für den Fahrer, nicht für den Wagen. Der Country Tourer nämlich steckt alles ohne Murren weg.
Bedienen aller Funktionen – drauf los ohne Knöpfchen

Zugegeben: Das Fahren abseits der Straßen macht auch großen Spaß. Und weil ich nach der Fahrt das Auto nicht waschen muss, lasse ich auch keine Pfütze aus. Wer es tun muss, kann sich ja auf dem Heimweg mit dem multifunktionalen Infotainmentsystem auf andere Gedanken bringen lassen. Musik, Navigation und und und können entweder per Fingertipp auf dem Bildschirm selbst, per Tastendruck am Lenkrad, per Sprachsteuerung oder mittels eines Touchpads aufgerufen werden. Das Touchpad hat mich im Übrigen so beeindruckt, dass ich ihm weiter unter einen ganzen Absatz widme.

Ach ja. Und hätte mich der Ingenieur nicht auf die Sprachsteuerung hingewiesen, hätte ich sie nicht ausprobiert, und wäre auch nicht über die Funktionstüchtigkeit enttäuscht gewesen. Weil mir das System alles andere außer dem Gesagten in den Mund legte, habe ich kurzerhand die Musik lauter gedreht. Die Anlage von Bose ist im Übrigen gut abgestimmt. Zwar kosten die neun Lautsprecher, ein Subwoofer, vier Breitband-Lautsprecher, Hochtöner und ein digitaler Sound Prozessor 580 Euro Aufpreis. Doch kann sie so ausgeregelt werden, dass das Quängeln von der Rückbank – sollte der Insignia im Alltag doch als Familienwagen genutzt werden, übertönt werden.
Insignia im Detail: Touchpad fürs Bedienen
Vor dem Ganghebel fällt mir eine kleine mattschwarze, etwa vier mal fünf Zentimeter große Fläche auf. Was auf den ersten Blick wie ein geschlossener Ascher aussieht, ist ein Stück Zukunft. Wer mit dem Finger darauf rum reibt, kann den Eingabezeiger im Dasplayx steuern. Das erleichtert die Auswahl verschiedenster Funktionen, die zwar auch über den sehr großen berührungsempfindlichen Bildschirm möglich ist. Doch mit Grauen denke ich bei solch einem System immer an die verriebenen Finger-Fettspuren. Da lob ich mir die kleine mattschwarze 4 x 6 mm große Fläche.
Insignia im Detail: Traktion fürs Fahrgefühl
Für beste Traktion auch auf unbefestigtem Untergrund sorgt der elektronisch gesteuerte 4×4-Antrieb mit nach Haldex-Prinzip arbeitender Kupplung und elektronischem Sperrdifferenzial. Er adaptiert ab Start permanent die aktuellen Fahrbedingungen und variiert die Drehmomentverteilung stufenlos von null bis 100 Prozent zwischen Vorder- und Hinterachse sowie zusätzlich zwischen den Hinterrädern. In Kombination mit dem elektronisch geregelten FlexRide-Fahrwerk setzt das Allradsystem Maßstäbe im Hinblick auf Reaktionsschnelligkeit und Fahrzeugkontrolle.

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