Opel Astra Sports Tourer: Maximale Bequemlichkeit

Ich trete mit dem Bein leicht unters Auto, um den Kofferraumdeckel zu öffnen. „So einfach ist die Sache“, denke ich mir und erinnere mich an jene Zeiten, als ich meine Einkaufkisten auf dem Knie jonglieren musste, um behutsam den Schlüssel aus der Jackentasche zu holen und dann vorsichtig den Kofferraum zu öffnen, und um dennoch den gesamten Einkauf vom Boden aufzuheben. Mit dem Kick2Open-System (Anmerkung der Redaktion: So nennen wir das System einmal) im neuen Opel Astra Sports Tourer verspricht das Modell maximale Bequemlichkeit, die es allerdings nur in Kombination mit Schließ- und Startsystem „Keyless Open“ gibt.

Der neue vor einer alten verlassenen Schule im Duoro-Tal
Natürlich lässt der Zugang zu den maximalen 1630 Liter Kofferraumvolumen sich auch auf herkömmliche Art öffnen. Und das Gepäckabteil kann bei Bedarf sogar flexible vergrößert werden. So kann die zweite Sitzreihe der neuen Sports Tourer-Generation auf Wunsch gleich dreifach – im Verhältnis 40:20:40 – umgeklappt werden. Die dreigeteilte Rückbank ermöglicht so eine noch individuelle Laderaumkonfiguration. Dann lassen sich dort Gegenstände von bis zu 1,8 Meter Länge verstauen. Gegen Aufpreis gibt es im Übrigen das sogenannte FlexOrganizer-Paket, ein Zubehör-Set mit seitlichen Schienen, Trennnetzen und diversen Befestigungsmöglichkeiten, um alle geladenen Gegenstände am richtigen Platz sicher zu befestigen. Portweinflaschen eben.
Zum Porto geht’s entlang der schönsten Route Europas

Im Land des guten Portweins
Die alten Weinfässer sind haushoch, uralt und Teil des Geheimnisses für guten Porto wie dem Ne Oublie. Dieser rund 6500 Euro teure Portwein ist sozusagen das Aushängeschild des Hauses und unter Genießern außerordentlich begehrt. Das erzählt man mir im alten Kellergewölbe der Familie Symingtons, die seit 1896 das Landgut Quinta do Bomfim im Douro-Tal besitzt. Heute sind es 27 Anwesen, hauptsächlich in Cimo-Corgo und Duore Superioe, neun Weingüter und die größte Portweinkellerei (Cockburn`s) in Vila Nova de Gaia. Viele der Weingüter liegen im Übrigen an der N222, eine, so wird erzählt, der schönsten zehn Straßen der Welt.

Dass die Landstraße entlang des Duoro führt, der Lebensader für guten Portwein, macht die Fahrt flussaufwärts noch angenehmer. Stromabwärts hingegen wurden und werden noch heute die Holzfässer von Pinhão bis nach Porto verschifft. Damit ein beladener Kahn nicht der Willkür des wilden Flusses ausgesetzt ist, wurden zahlreiche Staudämme angelegt – allein fünf Schleusen zwischen Porto und Barca d’Alva zähmen Fluss. So konnte die Bordbesatzung in aller Behaglichkeit reisen. Nicht so Maurice.
Seit neun Generationen eine große Klappe
Zu jener Zeit, als der älteste Sohn Andrew James Symingtons in den 1930er Jahren – mit einem Geschäftspartner – die Strecke im Cadillac bewältigen wollte, war die Reise auf den Schotterwegen der Douro-Region kein Vergnügen. Ein Tagebucheintrag offenbart, dass sie ihr Ziel erst nach mehreren geflickten Reifenschäden erreichten. Fahrwerk und Motor aber schienen die Tour schadlos überstanden zu haben. Zumindest finden sich kein Eintrag und auch keine überlieferte Erzählung. Vier Jahrzehnte später – so mutmaße ich – wäre er in einem Kombi die Strecke gefahren. Dort hätte er auch genügend Platz für Allerlei und Portweinproben. Und der 1953er-Jahrgang war auch nicht von schlechten Eltern.

Zu dieser Zeit führten im Übrigen die Rüsselsheimer als erster deutscher Automobilhersteller mit dem Opel Rekord einen Kombi ein. Es folgte 1963 der CarVan. Ein Auto für die Familie, die im Urlaub vom Picknick-Korb bis zum Schlauchboot, alles dabei haben wollte. Der Opel Kadett A Caravan revolutionierte die Kompaktklasse. Zwei Jahre später kam der Kadett B Caravan auf dem Markt, dann folgte der Kadett C und 1979 der Kadett D Caravan. Über die Tonleiter E, F, G, H bis zum aktuellen Modell, dem Opel Astra K Sports Tourer, der neunten Generation mit großer Heckklappe, sind laut Hersteller mehr als 24 Millionen Kombis verkauft worden. Zum Wohl.
Der Süße Wein der Familie Symington

Das Erfolgsrezept der Familie Symington schreibt sich anderes. Im ersten Akt werden die Weintrauben von gestandenen Männern mit nackten Füßen zerdrückt, später wird dem Branntwein mit 77 Prozent Alkohol hinzugegeben . 115 Liter auf 435 Liter gärenden Wein. Damit, so erzählt mir eine Eingeweihte, wird die Gärung unterbrochen, die Hefe abgetötet, bevor sie den gesamten Zucker in Alkohol wandeln. Das ist das Geheimnis guten Portweins, der aus diesem Grund etwas von der natürlichen Traubensüße behält.

Das Ergebnis ist ein starker Geschmack und die lange Haltbarkeit. Portwein kann länger in Holzfässern gelagert werden als die meisten anderen Weine. Und das tut der Qualität gut – seit mehr als hundert Jahren.  Als Expertise wird von Gourmets gern der Ne Oublie, der Unvergessliche, zitiert – Jahrgang 1882. Wem ein Gläschen gereicht wird, wird sich umgehend in die Aromen Kampfer, Karamell, Hasselnuss, Schokolade und Rosinen verlieben. Ein seltenes Erlebnis: Nur noch 120 Flaschen existieren. Tönnsen stärkt sich am Traubensaft.
Im Diesel sparsam oder sportlich durchs Duoro-Tal
Genügend Kraft treibt den knapp 1,3 Tonnen schweren Wagen an. Vor allem der neue 160 PS-starke 1.6 CDTI-Diesel, den es aber nur in den beiden teuersten Ausstattungslinien gibt und mindestens 23.790 Euro kostet, erlaubt das sportliche wie auch das sparsame Fahren. Aber: Beim ständigen Auf-und Ab der N222 sind die von Opel genannten Verbrauchsangaben von  4,1 Liter auf 100 Kilometer mitnichten zu erreichen – trotz Sechsgang-Schaltgetriebe, Start/Stop-Automatik und rollwiderstandsarmen Reifen.

Neben diesem leistungsstarken BiTurbo-Motor bietet Opel den Astra Sports Tourer auch mit einem 110 PS-Diesel an, der, so die Angaben des Herstellers, mit nur 3,5 Liter pro 100 Kilometer auskommt.  Ein Wert, der auch wegen des geringeren Gewichts erzielt werden kann. Rund 200 Kilogramm weniger wiegt der neue Astra gegenüber seinem Vorgänger – dank intelligenter Leichtbau-Konstruktion und leichterem Motor. An dieser Stelle sei erwähnt: Je leichter ein Auto, desto besser die fahrdynamischen Eigenschaften. Wir geben dann mal Zunder.
Das active woman drive&style-Fazit

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Natürlich würde ich lieber in den alten Opel Astra Kadett A Caravan einsteigen, den Opel auf der Außenveranda des Douro Royal Valley Hotels geparkt hat. Nostalgie schlägt eben doch die Vernunft. Der neue Opel Astra Sports Tourer aber ist ein sehr gut gelungenes Fahrzeug, mit dem die ganze Familie ihren Spaß haben wird. Genügend Platz für Kind und Kegel, genügend Platz für Freizeit-Accessoires und genügend Leistung, um auch lange Strecken zügig zu bewältigen. Die rückengerechteren Sitze im Fond, an denen Opel  lange entwickelt hat, sind dabei nicht nur ein schickes Ausstattungsmerkmal: Wer richtig sitzt, ermüdet nicht so schnell, fährt also konzentrierter. Und dank der besseren Rundumsicht, ist das Fahren mit dem knapp 4,7 Meter langen Gefährt auch durch die engen Gassen Portos angenehm. Und natürlich erleichtern Opels OnStar und die neue IntelliLink-Infotainment-Ausstattung die Unterhaltung an manchen trüben Tagen. Die knapp 18.200 Euro für die Einstiegsvariante sind in Ordnung.

Alle Preise zum neuen Opel Astra Sports Tourer und weitere technische Details

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