Mit ihrem Sieg bei der Rallye San Remo vor genau 30 Jahren machte sie nicht nur sich selbst unsterblich. Der Sieg einer Frau auf dem legendären PS-Monster Audi Quattro Sport dürfte mit dazu beigetragen haben, dass die Marke mit den vier Ringen heutzutage in einem Atemzug mit Mercedes und BMW genannt wird.
„Vorsprung durch Technik“ lautet der ewige Markenslogan von Audi. Doch bevor der Vorsprung vor den anderen Marken einsetzte, musste eine Frau am Steuer 1981 erst einmal die Herrenwelt überholen. Oft wird nämlich vergessen, dass es Mouton und Hannu Mikkola und nicht Walter Röhrl waren, die die ersten spektakulären Schlagzeilen für die Ingolstädter einfuhren. Dieser scheute damals noch einen Vertrag, da die Audi quattros als pannenanfällig galten, und konnte 1982 erst im letzten Lauf der Rallye-Weltmeisterschaft „verhindern“, dass sich eine Frau den Titel in dieser Männer-Domäne sicherte.
Der Grund dafür, dass sich so wenige an Mouton erinnern und keine größere Zeitung ein Portrait zu ihrem 60. Geburtstag am 23. Juni veröffentlichte, ist wohl auch, dass die attraktive Französin 1986 eine Entscheidung traf, vor der viele Frauen im Berufsleben stehen: Sie war 35 und wünschte sich eine Familie. Der lebensgefährliche Job als Rallye-Pilotin – gerade 1985 und 1986 gab es einige Todesfälle unter Fahrern und Zuschauern – war mit diesem noch größeren Traum nicht vereinbar. Mouton zog die Konsequenzen, verabschiedete sich fast vollständig vom aktiven Motorsport und widmete sich der Erziehung ihrer Tochter.
Allerdings organisierte sie ab 1988 mit ihrem damaligen Ehemann Fredrik Johnsson das „Race of Champions“, bei der die besten Formel- und Rallye-Fahrer im Knock-Out-System gegeneinander fahren. Bei der letzten Veranstaltung im vergangenen Dezember in der Düsseldorfer Esprit-Arena sorgte die heutige FIA-Managerin für eine wahre Schrecksekunde: Sie nahm in ihrem legendären Audi Sport Quattro S1 einen Randstein zu hart und landete mit dem sündhaftteuren Originalfahrzeug auf dem Dach. Und wieder zeigte sich ein alter Reflex: Wenn sich ein männlicher Pilot überschlägt ist das waghalsig cool, passiert dies einer Frau gilt das unter den Machos schnell als Beispiel für „Frauen am Steuer“.
Daran haben auch die vielen Erfolge von Michele Mouton nichts geändert, die gerade einmal 19 Jahre alt war, als sie das erste Mal den WM-Lauf in Monte Carlo mitfuhr. 1977 wurde sie dann zum ersten von fünf Malen Rallye-Europameisterin. Vielleicht ist es aber auch einem Mann zu verdanken, dass es diese Karriere gab: Ihr Vater war weise genug zu erkennen, dass Tochter Michele mehr als eine versierte Beifahrerin ist. Er gab ihr die Chance – und sie nutzte sie. Nicht zu vergessen sei aber auch der Mut von Audi, einer Frau ein irrwitzig potentes Auto zur Verfügung zu stellen, das in seiner Schlussphase in 2,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigte. Erst zwanzig Jahre später erinnerte sich VW daran, dass eine Frau als Fahrerin einen sehr hohen Werbe-Effekt hat und engagierte Jutta Kleinschmidt für die Rallye Paris-Dakar. Beide Pilotinnen verbindet übrigens, dass sie einen besonders guten Co-Piloten hatten: die Italienierin Fabricia Pons.