R+V testet die Risiken autonom fahrender Busse
Warum testet ein Kfz-Versicherer hochautomatisierte Fahrzeuge? Weil er die Risiken abschätzen möchte. Zusammen mit Fraport werden deshalb auf dem Frankfurter Flughafen selbstfahrende Kleinbusse erprobt.
Selbstfahrende Automobile sind spektakulär und sie werden die Mobilität eines Tages grundlegend umkrempeln. Doch welche Risiken sind zu erwarten, wenn in wenigen Jahren Autos ohne Fahrer unterwegs sind? Und wer haftet für Unfälle, die trotz alle Unwahrscheinlichkeit dennoch passieren? Fragen, die der Kfz-Versicherer R+V Versicherung auch beantwortet haben will. Allen voran Norbert Rollinger. Er ist R+V-Vorstandsvorsitzender und hat soeben zwei firmeneigene hochautomatisierte Kleinbusse vorgestellt. „Noch bevor die neue Kfz-Technik mit ihrer komplexen Software und einer Vielzahl von Sensorsystemen und Kameras Standard auf den Straßen ist, wollen wir mit unserem Forschungsprojekt präzise Erkenntnisse zu den Chancen und Risiken autonomer Fahrzeuge gewinnen – und zwar auf Basis eigener Daten.“
Um die selbstfahrenden Fahrzeuge in möglichst unterschiedlichen Verkehrssituationen zu erproben, wird der Versicherungskonzern ihre Kleinbusse in den kommenden Monaten an verschiedenen Orten einsetzen. Das erste Testfeld beginnt jetzt auf einer 1,5 Kilometer langen Strecke auf dem Flughafen Frankfurt in Partnerschaft mit der Fraport AG. Am Ende steht der Einsatz auf öffentlichen Straßen – das Zulassungsverfahren läuft derzeit auf Hochtouren. Die hochautomatisierten Kleinbusse werden dabei nicht auf einem abgesperrten Areal, sondern auf einer verkehrsreichen Straße fahren.
Einsatz autonom fahrender Busse auf einer verkehrsreichen Straße
So fahren dort täglich rund 2600 Fahrzeuge an Tor 3, an dem der Bus eingesetzt wird, ein und aus - davon fast die Hälfte Lkw. Hinzu kommen innerbetriebliche Fahrzeuge und Transporte, beispielsweise knapp 1000 Frachtschlepper, die pro Tag eine an der Strecke gelegene Schleuse zum Vorfeld passieren oder dieses verlassen. Ein Glücksgriff für R+V, da sich ihr hochautomatisierter Kleinbus hier in einem realistischen und äußerst belebten Straßenszenario mit Fußgängern und den unterschiedlichsten Verkehrsmitteln bewegen kann.
Und auch Fraport ist die Zusammenarbeit hoch willkommen: „Wir versprechen uns von dieser Technologie insbesondere eine bessere und flexiblere Planbarkeit unserer Prozesse“, so Anke Giesen, Vorstand Operations der Fraport AG. „Die Entwicklung des Themas haben wir seit längerem im Blick und planen den Einsatz dieser Technologien in verschiedenen Bereichen zu testen. Mit R+V hat sich die Möglichkeit ergeben, ein vorab durch alle Instanzen geschicktes Fahrzeug in dem hochkomplexen Realverkehr unseres Betriebsgeländes zu testen. Mit dieser Partnerschaft unterstreichen wir einmal mehr die Rolle der Fraport AG als Innovationstreiber in den verschiedensten Bereichen.“
Ein erster Schritt zur Mobilität der Zukunft
Umgesetzt wird das Forschungsprojekt von einem dreiköpfigen Team des R+V Innovation Labs „Connected Car“, das auch R+V-Chef Rollinger von der Idee überzeugt hat: „Das wichtige Thema Digitalisierung ist in unserem Strategieprogramm ‚Wachstum durch Wandel‘ fest verankert. Um unsere Geschäftsfelder weiterzuentwickeln, testen wir auch konkrete Ideen und sammeln so wichtige Erfahrungen, die in Zukunft unseren Kunden zugutekommen.“ In der täglichen Praxis will das Unternehmen jetzt das Potenzial des autonomen Fahrens testen, denn noch sind viele Fragen auf dem Weg in die Mobilität der Zukunft weitgehend offen.
Funktionieren Technik und Software autonomer Fahrzeuge dauerhaft reibungslos? Können selbstfahrende Autos und konventionelle Fahrzeuge problemlos und sicher gemeinsam auf der gleichen Straße fahren? Wie hoch ist die Akzeptanz sowohl bei Mitfahrern als auch bei anderen Verkehrsteilnehmern? Welche infrastrukturelle Unterstützung brauchen autonome Elektrofahrzeuge für einen optimalen Betrieb? Spannend ist auch die Vernetzung von Kommunikations- und Informationstechnologien: Welche interaktiven Möglichkeiten ergeben sich daraus für das Unternehmen und die Nutzer autonomer Fahrzeuge? Und schließlich interessiert es die Versicherung auch, welchen Einfluss automatisiertes Fahren auf die Schadenhöhe und Schadenhäufigkeit hat.