Opel GT X Experimental: Deutschtugend
Ein Opel hat es schon lange nicht mehr nötig, auf seine deutschen Wurzeln hinzuweisen. Qualität und Anspruch treffen den deutschen Nerv. Und das Elektroautomobil Opel GT X Experimental ist die logische Konsequenz aus der gelungen Modellpolitik der Rüsselsheimer.
„Ich brauch kein Abitur! Ist doch sowieso nur Luxus“. Mehr Deutsch wird Anfang der 1990er Jahre nicht erwartet, es sei, der Protagonist in Manta Manta gönnt sich eine deutsche Bratwurst an einer deutschen Imbissbude. Pommes-Curry eben. Mit Til Schweiger in der Hauptrolle katapultiert der Kultfilm aus dem Jahr 1991 die Marke Opel ins Bewusstsein des jungen deutschen Pubertierenden. Das hat die Marke verdient. Galt sie doch bis dato als spießig bis unters Schiebedach. Daran aber kann sich heute kaum mehr einer erinnern. Opel ist heute anders, cool und provozierend. Es wurde radikal umgeparkt.
Dabei half die Kampagne „Umparken im Kopf“, die mit den zahllosen Vorurteilen aufräumen sollte. Und es folgten Fahrzeugmodelle, die am Markt positiv aufgenommen wurden. Es lief gut für Rüsselsheim, auch weil die US-Amerikanische Muttergesellschaft den Entwicklern viele Freiheiten erlaubte. Und nun? Quelle est la prochaine étape? Mit dem Wechsel zur PSA-Group befürchten viele den Verlust der Identität einer mittlerweile 156-jährigen Firmentradition. Um daran erst keine weiteren Vorurteile aufkommen zu lassen, antwortet die Führungsspitze der Marke Opel darauf mit einem deutlichen „New Germanness“. Je vous demande pardon?
Deutschtum Experimental
An diesem Tag wird das Beste traditioneller deutscher Werte in der alten Lokhalle in Mainz geparkt. Der Opel GT X Experimental 2018. Mit dem Konzeptfahrzeug will Opel das eigene Unternehmen und die eigenen Werte „grundlegend reflektieren“, wie uns am Rande der statischen Fahrzeugpräsentation erklärt wird. Wir fassen nach. „Über alle Jahrzehnte hinweg lässt sich dieser spezifische Opel-Weg in drei Werten zusammenfassen: deutsch, nahbar, aufregend. Für die Zukunft entwickelt die Marke diese Werte weiter: Opels New Germanness“, antwortet man uns.
Dann folgt ein Ausflug in die deutsche Geschichte, Erklärungen zur Spannungslinie zwischen der nordischen und romanischen Kultur und eine Reminiszenz an längst verstorbene Deutsche. Goethe, Luther, Dürer und Friedrich I werden in ihren Eigenschaften dargestellt. Der eine, Luther, steht für das Pure, der andere, Friedrich I, symbolisiert das Strukturierte, Dürer garantiert die Qualität und Goethe repräsentiert das Intellektuelle. Als letzte Zutat wird noch eine gewaltige Portion deutsche Ingenieurskunst beigemischt. Und schon ist das Vorhaben, die Zukunft der Marke Opel bis Mitte der 2020er Jahre zu definieren, erklärt. Was genau ist gemeint?
Was ist das für ein Automobil?
Er ist „mutig und klar im Erscheinungsbild, dabei extrem ansprechend, nahbar und kundenfokussiert“, erklärt uns Jürgen Keller, Opel Deutschlandchef, das Wesen des Opel GT X Experimental 2018. Der rund vier Meter lange kompakte SUV soll rein batterieelektrisch angetrieben werden. Eine 50 kWh-Lithium-Ionen-Batterie, die sich endlich auch induktiv laden lässt, treibt den Fünftürer in Coupé-Anmutung mehrere hundert Kilometer weit. Genaue Angaben sind derzeit nicht verfügbar. Nur so viel verrät der Hersteller: Das Fahrzeug baut auf einer Leichtbau-Architektur auf, die laut Opel einen „kleineren ökologischen Fußabdruck“ ermöglicht. Überzeugen aber soll der Wagen mit seinem Design.
Das war im Übrigen ausdrücklicher Wunsch von Opel-Chef Michael Lohscheller. „Design und unser Engineering haben von mir den Auftrag bekommen, diese Werte mit einem Konzeptfahrzeug zu veranschaulichen.“ So soll das Frontdesign unverkennbar strukturiert wirken, und in dessen Mittelpunkt der legendäre Blitz stehen. So soll das „unverwechselbare Gesicht“ künftiger Opel-Modelle aussehen. Beim Konzeptfahrzeug fallen uns eher die Bügelfalte auf der Motorhaube und die flügelförmige Grafik des Tagfahrlichts auf. Und natürlich wirkt der Frontgrill, der neben den Scheinwerfer, Tagfahrlichter auch Kameras und Sensoren der Assistenzsysteme einrahmt. Weil dieses Element an das Visier eines Motorradhelmes erinnert, nennt Opel es „Vizor“ - neudeutsch.