Opels Cayu-Mission: Klick, klick, Adam
Erst die Schuhe, dann den Adam. Oder den Crossland X. Mit einem kleinen Autohaus der anderen Art wagt der Automobilhersteller Opel eine kleine Revolution im Autohandel. Was aber ist ein Cayu?
Ein Cayu gilt seit diesem Donnerstag als wohl kleinste Einheit eines modernen Autohauses. Eine Art Autostore im Einkaufszentrum, mit dem Opel einen bemerkenswerten Schritt wagt und den Autohandel revolutionieren möchte. In der Stuttgarter Mall Milaneo hat die Marke dazu den ersten Cayu-Laden eröffnet (Car for You). Künftig kann dort auf etwa 170 Quadratmetern zwischen Designermode und Beautyprodukten auch das passende Auto "anprobiert" und gekauft werden. Für eine Lifestyle-Marke wie Opel eine Strategie, "um auch Menschen zu erreichen, die wir mit unserem Handel sonst nicht erreichen", erzählt uns Tina Müller, Marketingchefin von Opel, an diesem Abend. "Vor allem Frauen wollen wir damit ansprechen, die ungern raus ins Industriegebiet zum Autohändler fahren".
Die können in dem Einkaufszentrum nun mit wenigen Klicks ein vorkonfiguriertes Modell bestellen. Dieses ist im Übrigen auch - dank Video-Identifizierung und „eSigning“ (Online-Vertragsunterzeichnung) - von zu Haus aus möglich. Opel hat dazu ein eigenes Online-Shopsystem programmiert. Dort werden die vorkonfigurierten Fahrzeuge angezeigt, die zu seinem individuellen Mobilitätsbedürfnis und Portemonnaie passen. Nach wenigen Klicks wird der Verkaufspreis oder aber ein Leasing-Angebot angezeigt. Interessant an dieser Stelle. Mit zwei, drei Klicks lässt sich nicht nur auch der alte Wagen über die Plattform verkaufen. Auch hat der Kunde 30 Tage lang ein Rückgaberecht.
Beratung und Probefahrt vor Ort, Rückgabe möglich
Wer seinen Wagen dort zwischen zwei Tassen Kaffee bestellt, muss auf eine Beratung nicht verzichten. Als Betreiber des Stores stellt nämlich Deutschlands ältester Opelhändler, das Autohaus Staiger, geschulte Mitarbeiter zur Verfügung. Und selbst eine Probefahrt ist möglich. Direkt vor dem Store stehen alle angebotenen Modelle zur Abfahrt bereit. Das Auto gibt es allerdings erst später. Opel verspricht aber, den Wagen innerhalb von 14 Tagen auszuliefern. Auch das übernimmt das ortsansässige Autohaus Staiger.
Cayu als Autohandel der Zukunft
Natürlich liebt die Generation Y es, mit nur einem Klick, ein Buch, eine CD oder aber auch Schuhe bei Amazon zu bestellen. Aber lässt sich dieser Erfolg auch auf das Kaufen eines Automobils übertragen, eines erklärungsbedürftigen Produkts mit hohem emotionalen Anspruch? "Wir haben die Idee lange mit unseren Händlern besprochen", erzählt uns Opel Deutschland-Chef Jürgen Keller und fügt hinzu, dass "auch die die Zukunft des Autohandels im Internet sehen". Vor allem zeigt Tina Müller sich überzeugt, junge Menschen und vor allem Frauen mit der Cayu-Mission zu erreichen.
Die Marketing-Expertin war auch die treibende Kraft hinter dem Projekt. Und sie wird vermutlich auch mit diesem Vorhaben erfolgreich sein. Denn einer Studie der Unternehmensberatung A.T. Kearney zufolge, sind 27 Prozent aller Käufer bereit, ihr nächstes Auto im Internet zu kaufen. Noch beeindruckender ist das Umfrageergebnis bei jungen, internetaffinen Käufern unter 30 Jahren. Ein Blick in die Studie offenbart, nahezu 60 Prozent wären bereit, per Klick ihr Automobil zu bestellen. Das althergebrachte Kauferlebnis wird infrage gestellt. Wie bei Unterhaltungsprodukten informiert sich die digitale Zielgruppe im Netz über das Produkt.
Im Autohaus wird dann das Fahrzeug angeschaut, um es dann aber letztendlich online zu kaufen. Dass damit der Autohandel der Zukunft gefordert wird - immerhin sind immer weniger Kunden bereit, für eine fachkundige Beratung zu bezahlen - ist auch Keller bewusst. Er weiß aber, dass sich dieser Trend nicht aufhalten lässt. Der Autohandel muss nun auch jene Herausforderungen meistern vor denen der Einzelhandel und große Elektronikketten bereits vor Jahren standen.