Kent’s berauschende Klippen

Nur wenige Erzählungen Charles Dickens genügen, um das Leben der Seeleute, Fischer und Dorfbewohner an der Steilküste Kents des vor-vergangenen Jahrhunderts zu verstehen. Abseits der Promenade, in den kleinen Gassen von Broadstairs fand er seine Inspiration, im Bleak House Pub seinen Guinness und seine Zuhörer. Heute ist der Pub ein Museum wo aber jeder immer noch seinen Durst stillen kann. Die Atmosphäre des Schriftstellers ist allgegenwärtig. Und damit diese Erinnerung wach bleibt, feiert das Seebad jedes Jahr im Sommer eine Woche lang ein Charles Dickens Festival. Auf viktorianisch ausgerichteten Partys erinnern jung und alt in viktorianisch gestalteten Kostümen an den berühmten Autor.

Kultur, Geschichte und ‚der Garten Englands‘; Damit wirbt die Grafschaft Kent. Immerhin gibt es dort mehr alte Wälder als im übrigen Land. Und sie werden wie die ländlichen Parks geschützt. Unter der Obhut die Initiative Natural East Kent (NEK) genießen sie ihre nachhaltige Regeneration: So gibt es viel ursprüngliche Landschaft zum Wandern, entdecken und bestaunen. In weiter Ferne rückt dabei die Erinnerung, als die Ostküste Kents noch ‚Hell Fire Corner‘ genannt wurde. Zwischen London und dem europäischen Kontinent gelegen, war sie oft Schauplatz militärischer Konflikte. Mehr als 800 Jahre lang stellten die Häfen der Grafschaft Kriegsschiffe zur Verfügung.

Eine bewegende Geschichte prägt das Land
Im zwölften Jahrhundert schmiedeten fünf Häfen, die Cinque Ports, dann eine militärische und wirtschaftliche Allianz – im spätmittelalterlichen England waren sie eine einflussreiche politische Macht. Heute dient der Bund aus mittlerweile 14 Hafenstädten der wirtschaftlichen Zusammenarbeit an der Küste Südostenglands. Zum Wohle der Touristen, die mit zahlreichen Festivals unterhalten werden. Zusammen mit Ramsgate richtet Broadstairs im August übrigens auch die internationale Segelwoche aus.

Der englische Badeort mit seinen ursprünglich gehaltenen Hotels und der imposanten Treppenkonstruktion, die zur kleinen Strandbucht führt, ist eine Station durch die Reise Süd-Ost-Englands. Entlang der Steilküste aus Kreidefelsen wechseln sich in wenige Kilometer Abstand beschauliche Fischerdörfer mit berauschenden Landstrichen mit geschichtsträchtigen Stätten mit Seebäder mit alten Burgen und extravaganter Architektur ab.

Gemeint ist das Turner Contemporary in Margate. Ein Versuch der Stadt an alte Zeiten anzuknüpfen, als der kleine Ort noch beliebtes Ausflugsziel der Dichter und Denker war, die am Wochenende dem Moloch London entflohen, um frische Seeluft zu atmen. Das Museum des englischen Architekten David Chipperfield prägt seit wenigen Monaten das Ufer an der Themsemündung.

Der schönste Himmel in Europa
Es stellt ein Zentrum der bildenden Künste dar, benannt nach dem Maler J. M. W. Turner, der von Margate behauptete, es habe ‚den schönsten Himmel in ganz Europa‘. Viele seiner Werke erinnern an Schiffe, an Wasser mitunter auch an dramatische Naturszenen, etwa wenn im Herbst das Wetter auf Sturm schaltet. Bis in den Oktober hinein aber toben heute Familien und junge Leute in der kleinen Bucht am Strand. Abends ziehen sie in die Stadt, dessen kleine Gassen mit den historischen Läden zum stöbern einladen. Auch Turner dürfte dort zu seiner Zeit herumgelaufen sein. Immerhin ging er in Margate zur Schule und wohnte später in einer Pension direkt am Wasser – dort wo jetzt das Museum steht.

Die Geheimnisse der Region, die persönlichen Geschichten der prominenten Einwohner stehen in keinem Stadtführer. Sie werden von Kent Greeters erzählt, von Einheimischen, die ehrenamtlich, mit viel Engagement und kostenlos die versteckten Schönheiten zeigen. Es ist eine Initiative des Fremdenverkehrsamtes ‚Visit Kent‘, das unter www.kentgreeters.co.uk Termine und Touren anbietet.

Nur mit ihnen erfährt man beispielsweise, dass sich entlang Küste prähistorische Funde in den Kreidefelsen verstecken. Oder das sich einige Algen als Gourmetbeilage eignen, die, werden sie gewaschen und kleingeschnitten, den Geschmack von Knoblauch entfalten. Wer mit kleinen Booten weiter raus fährt bekommt auch einen Eindruck der Fischer, die fast das ganze Jahr über Meeresfrüchte anliefern.

Die neue englische Küche
Im kleinen Städtchen Whistable liegen zu dutzenden die Fischerboote im Hafen und bringen ihre fangfrische Ware gleich ins naheliegende Restaurant. Der Küstenstreifen ist berühmt für seine Austern und für die gute Küche, die – so erzählen es auch die Einheimischen – seit wenigen Jahren und zu erschwinglichen Preisen dort angeboten wird. In verwinkelten schmalen Gassen, neben kleinen Kunsthandwerkbetrieben verstecken sich oftmals in der zweiten Etage wahre Perlen der neuen englischen Küche.

Viele von ihnen haben sich abseits des Jamie Oliver Booms einen Namen gemacht und internationale Preise bekommen, wie etwa das preisgekrönte Fischgeschäft, Restaurant und Fish&Chips Laden ‚Eddie Gilberts‘ in Ramsgate. An der Ladentheke wird der Fisch ausgesucht, später dann oben im Restaurant zubereitet und serviert. Immer vielfältiger wird das Angebot an exklusiver Küche. Vorbei sind damit die Zeiten, als sich Europa über die Essgewohnheiten der Engländer echauviert hat. Dank des günstigen Euro/Pfund-Kurses ist das ‚Dine-Out‘ ab zehn Pfund eine willkommene Alternative zur allgegenwärtigen Fast-Food-Präsenz.

Und selbst in der Hafenstadt Dover, mit dem mächtigen Fähranleger und dem Lastverkehr, finden sich Hotels, wie das Dover Marina, im Stil altenglischer Architektur aber einer modernen kultivierten Küche. Auch wenn das Hotel vor wenigen Monaten modernisiert wurde, das Flair des viktorianischen Dekors aus dem 19ten Jahrhundert wurde bewahrt. So lässt sich auf der Promenade des Hotels der Wein geniessen. Zusammen mit dem unverbauten Blick auf den Ärmelkanal finden die eigenen Gedanken schnell Raum für Inspiration.

Fahrtenbuch Kent
Sie können die Grafschaft Kent www.visitkent.co.uk auch mit dem Fahrrad erkunden. Soweit sind die Wege zwischen den idyllischen Ortschaften nicht. Doch ist das Radfahren auf den mit hohen Hecken und altem Baumbestand gesäumten Straßen ist riskant – Fahrradwege gibt es nur auf wenigen gut ausgebauten Strecken. Und die Straßen sind teils verschlungen und so schmal, dass der entgegenkommende Verkehr kurzerhand am Straßenrand anhalten muss.
Die Überfahrt mit der DFDS-Seaways www.norfolkline.com von Dünkirchen nach Dover ist für Automobilisten aber verlockend. Sie dauert nur knapp zwei Stunden und kostet rund 26 Euro pro Pkw – inklusive vier Personen. Dover mit Dover Castle ist Start und Ziel einer kulturellen und kulinarischen Entdeckungsreise durch die Grafschaft Kent durch Folkestone und Wye über Ham bis Sandwich. Ausgesuchte Adressen empfehlenswerter Hotels und Restaurants finden sie auf www.drive-and-style.de

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