Immer mehr Autos mit erheblichen Mängeln unterwegs

Trotz Abwrackprämie hat die Zahl der Pkw mit schwerwiegenden Mängeln auf Deutschlands Straßen weiter zugenommen. Laut einer aktuellen Statistik der GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung ist die Quote im Vergleich zum Vorjahr auf 17,6 Prozent gestiegen. Bezogen auf die insgesamt 42 Millionen zugelassenen Pkw bedeutet dies, dass rund 8 Millionen Fahrzeuge mit "erheblichen Mängeln" unterwegs sind. "Das Plus an Neufahrzeugen durch die staatliche Prämie hat bislang keine signifikanten Auswirkungen auf die Mängelstatistik und wird sich erst in den Folgejahren bemerkbar machen", so Rainer de Biasi, Geschäftsführer der GTÜ. "Insgesamt sind aber dank der Abwrackprämie rund vier Millionen Fahrzeugmängel in der Schrottpresse gelandet. Zudem hat sich der Sicherheitsstandard auf unseren Straßen durch die rund zwei Millionen Neufahrzeuge deutlich erhöht."Keine Entwarnung trotz AbwrackprämieBei den von der GTÜ im Jahr 2009 im Rahmen der Hauptuntersuchung (HU) geprüften Pkw waren insgesamt 51,8 Prozent mit Mängeln unterwegs. Dies entspricht einem leichten Rückgang von rund zwei Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Angesichts der weiteren Zunahme der gravierenden Fahrzeugmängel auf 17,6 Prozent geben die GTÜ-Prüfingenieure jedoch keine Entwarnung. "Die Jahr für Jahr steigende Zahl der Pkw mit erheblichen Mängeln bis hin zur Verkehrsunsicherheit ist besorgniserregend. Diese Fahrzeuge erhöhen das Unfallrisiko erheblich", gibt Rainer de Biasi zu bedenken. "So ist beispielsweise jedes sechste Fahrzeug auf unseren Straßen mit defekten Bremsen unterwegs."Rückkehr in die WerkstattErfreulich ist die Zunahme der Pkw, die ohne jegliche Beanstandung die Hauptuntersuchung absolvieren. Die Zahl der mängelfreien Fahrzeuge stieg 2009 um zwei Prozentpunkte auf 48,2 Prozent (Vj. 46,3). Ein Indiz dafür, dass die Fahrzeughalter mit ihren Pkw zu Service und Reparatur wieder vermehrt in die Werkstatt fahren. "Einigen Autofahrern ist offenbar bewusst geworden, dass sich die Geiz-ist-geil-Mentalität in Sachen Sicherheit nicht auszahlt", so der GTÜ-Geschäftsführer. Verschlechtert haben sich dagegen die nicht werkstattgeprüften Fahrzeuge. Bei ihnen nahm die Anzahl der Mängel pro Auto weiter zu.Sorgenkinder Elektrik und BremsenKlarer Spitzenreiter in der aktuellen GTÜ-Statistik ist über alle Altersklassen hinweg mit 23,6 Prozent (Vj. 23,5) die Mängelgruppe "Beleuchtung und Elektrik". Auf Platz zwei folgen die Mängel an der "Bremsanlage" mit 18,1 Prozent (Vj. 17,7).Den dritten Platz belegen "Achsen/Räder/Reifen/Aufhängungen" mit 17,1 Prozent (Vj. 17,5).Auf Platz vier liegen "Umweltbelastungen" wie Motorabgase, Ölverluste, Lärmentwicklung etc. mit 16,6 Prozent (Vj. 16,7) und auf Platz fünf landen mit 13,1 Prozent (Vj. 13,6) "Sonstige Mängel" (Scheibenwischer, Windschutzscheibe, Scheibenwaschanlage, Außenspiegel etc.). Schlusslicht auf der Liste sind Mängel an "Fahrgestell/Rahmen/Aufbau" mit 11,5 Prozent (Vj. 11,1).Viele Mängel mit hohem AlterDas durchschnittliche Alter der Pkw auf unseren Straßen ist leicht rückläufig und liegt aktuell bei 8,1 Jahren. Im Zuge der Abwrackprämie wurden rund zwei Millionen Fahrzeuge mit einem Durchschnittsalter von 13 Jahren verschrottet.Mit zunehmendem Alter steigt der Anteil der erheblichen Mängel bei Personenwagen steil an. Wie schon in den vergangenen Jahren sind ältere Fahrzeuge über neun Jahre – das sind 17 Millionen Pkw – besonders auffällig. 71,4 Prozent (Vj. 72,4) dieser Pkw waren 2009 mit Mängeln behaftet, rund 25,8 Prozent (Vj. 25,1) Prozent mit erheblichen Mängeln oder sogar verkehrsunsicher – ein gutes Viertel aller Pkw dieser Altersklasse!Besonders deutlich wird die Diskrepanz zwischen alten und neuen Fahrzeugen im GTÜ-Mängelvergleich. Während die Prüfer der GTÜ bei Autos mit einem Alter bis drei Jahre an 100 Pkw knapp 20 Mängel fanden, spürten sie in der Altersgruppe über neun Jahre an die 230 Mängel pro 100 Fahrzeuge auf – fast das Zwölffache! Bei diesen Fahrzeugen waren über 71 Prozent mit Mängeln unterwegs, knapp 26 Prozent davon sogar mit gravierenden technischen Problemen.

Artikel teilen