Lina, vor einigen Jahren hast Du erfolgreich die Ausbildung zur Kfz-Mechanikerin abgeschlossen. Ein Traumberuf für jede Frau?
Für ‚jede‘ Frau würde ich nicht unbedingt sagen. Es wählen aber mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit Frauen einen Beruf wie diesen, die wahres Interesse an Technik und an der Materie haben. In meiner damaligen Lehrklasse waren wir nur zwei Frauen, dafür hatten wir aber umso mehr Jungs, die nur aus Langeweile Kfz-Mechaniker werden wollten (Mechatroniker kam erst später).
Langeweile, weil er zu einfach zu erlernen ist?
Nein, niemals. Die Kfz-Technik erfordert viel Einsatzbereitschaft. Ich habe während meiner Lehrzeit gemerkt, dass ‚an Autos Schrauben‘ zeimlich an die körperliche Substanz gehen kann. Und schöner macht der Beruf auch nicht – ich sage nur schwarze Händeeee! Man sollte sich also von vorn herein gut überlegen, ob man wirklich in einen handwerklichen Beruf passt…
.. hast also den Kfz-Meister-Titel auf Eis gelegt?
Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, ob ich irgendwann meinen Meister gemacht hätte und dann meine eigene Werkstatt eröffnet hätte, oder beim täglichen ‚Auto Reparieren‘ irgendwann das Handtuch geworfen hätte: Option Meister geht ja nicht verloren und in Kombination mit TV und Rennsport ist das Thema Autoreparatur zu einer tollen Mischung für mich geworden!
Was fasziniert Dich am Auto besonders und wie muss Dein Traumwagen aussehen?
Ohje, einen typischen Traumwagen habe ich gar nicht. Da gibt es ja auch noch Motorräder, Rennwagen, etc. Sollte ich irgendwann das passende Kleingeld haben, werde ich bestimmt eines Tages Besitzerin einer grossen Garage mit Oldtimer, Youngtimern und Rennautos sein und jeden Tag ein anderes Auto oder auch Zweirad mit einem dicken Grinser im Gesicht ausfahren. Ich liebe das Gefühl ein Auto zu lenken, mich interessiert die Technik, die Idee, die hinter der Erfindung eines motorbetriebenen Fortbewegungsmittels steht.
Wenn heute ein Auto in die Werkstatt muss, dann oftmals wegen der komplexen Elektronik, die ausfällt. Ein Horror für die Werkstatt.
Das Stimmt. Die Suche nach elektronischen Fehlern treibt so manche Werkstatt in den Wahnsinn und damit auch den Kunden. Viele fallen aus allen Wolken, wenn sie die Rechnung sehen. Die Arbeitskosten für das Einkreisen des Fehlers übersteigt in manchen Fällen gewaltig den Preis für das defekte Ersatzteil.
Darum ist es gerade heute wichtig mit Sorgfalt die richtige Werkstatt auszuwählen, die schon passende und allerneuste Technik besitzt, um Fehler in modernen Autos möglichst schnell analysieren zu können!
Zum Diagnostizieren gehört heute eben eine gehörige Portion Fachwissen und Erfahrung.
Richtig. Wer aber seine Mitarbeiter regelmäßig auf Schulungen schickt, der hat damit keine Probleme.
Das beruhigt ja.
Leider nicht. Viele Inhaber sparen am falschen Ende und investieren nicht genügend in das Know-how ihrer Leute.
Woran lässt sich dann eine gute Werkstatt erkennen?
Ausschließlich an den Mitarbeitern. Sind die freundlich und nehmen sie sich Zeit für Erklärungen, dann stimmt auch der Service. Wird während der Fahrzeugannahme zudem ein Diagnosegerät eingesetzt und erklärt der Meister, was repariert werden muss, dann ist ‚Frau‘ schon auf der richtigen Seite.
Das böse Erwachen kommt meist mit Rechnung…
… nicht unbedingt. Es gibt Betriebe, die garantieren in ihren Geschäftsbedingungen, dass genau nur der Betrag bezahlt werden muss, der vorher vereinbart wurde.
Also immer einen Kostenvoranschlag verlangen?
Auf jeden Fall.
Was aber, wenn der Rechnungsbetrag stimmt, die Reparatur Schäden am Wagen hinterlassen haben?
Ich schaue mir mein Fahrzeug noch auf dem Werkstatt-Parkplatz genau an. Finde ich Dellen, Kratzer oder Verschmutzungen, die bei Abgabe noch nicht vorhanden waren, spreche ich den Servicemeister gleich darauf und lasse mir die Beschädigungen sofort schriftlich von der Werkstatt bestätigen.
Für viele beginnt dann erst der Ärger…
… der sich aber fast immer vermeiden lässt. Sprechen Sie mit dem Inhaber ganz offen darüber. In vielen Fällen regelt der Betrieb kleinere Nachbesserungen auf Kulanz. Immerhin ist jede Werkstatt bemüht, seine Kunden zu behalten.
Pech, wenn man nicht zu den Stammkunden gehört.
Dann steht jedem der kostenlose Weg zur Schiedsstelle des Deutschen Kfz-Gewerbes offen. Dort prüfen Experten die Sachlage und die Erkennen sehr schnell, wer den Fehler verursacht hat. Die Betriebe des Deutschen Kfz-Gewerbes müssen sich übrigens an den Schiedsspruch halten. (Anmerk. d. Red.: www.kfz-schiedsstellen.de)
Du empfiehlst gerade bei älteren Fahrzeugen die regelmäßige Wartung.
Auf jeden Fall. Erst der Fachmann erkennt kleinste Macken, die später zu größeren und teuren Reparaturen führen können. Das beste Beispiel ist die Gelenkmanschette. Ist sie gerissen, trocknet sozusagen die Gelenkwelle aus. Die meldet sich dann bei Kurvenfahrten oder beim Anfahren durch ein andauerndes Knacken oder Pfeiffen. Und die regelmäßige Wartung kommt im Übrigen auch der Umwelt zugute. Mittels moderner Diagnosegeräte kann die Motorelektronik optimal auf Verbrauch und Emissionen eingestellt werden.
Wie lange darf ich mir mit dem Abholen des Autos Zeit lassen?
Holen das Fahrzeug nicht binnen einer Woche ab, kann die Werkstatt ortsübliche Aufbewahrungsgebühren in Rechnung stellen – in der Regel zwischen 2,50 und 7,50 Euro pro Tag.
Was muss auf einer Rechnung stehen?
Alle Arbeiten müssen nach Lohn- und Materialkosten aufgeschlüsselt werden. Der Zeitaufwand für ausgeführte Arbeiten wird dabei mit ‚AW‘ (Arbeitswerten) oder ‚ZE‘ (Zeiteinheiten) angegeben. Die Werte sind in der Regel vorgegeben. Generell sollten Sie sich alle unklaren Positionen erklären lassen.