Er ist nicht so opulent und stofffrei wie der von Rio, aber nicht minder lebensfroh: der uruguayische Karneval. Mit mehr als 40 Tagen Dauer ist er das längste Musik-, Theater- und Kostümfestival der Welt – und für die Einheimischen eine Art Nationalheiligtum. Mit staatlicher Unterstützung finden landesweit jeweils von Ende Januar bis Anfang März täglich Veranstaltungen auf Open-Air-Bühnen, den „tablados“ statt. In Clubs und Theatern geht die Party dann weiter. Als Highlight gelten die traditionell Anfang Februar veranstalteten, stark afrikanisch geprägten Umzüge namens „Llamadas“. In der Kapitale Montevideo werden sie in den alten Stadtvierteln „Sur“ und „Palermo“ besonders enthusiastisch gefeiert.
Die Hafenstadt am Rio de la Plata war im 18. Jahrhundert ein strategischer Ankunftsort für afrikanische Sklaven, die später in andere Länder Südamerikas als Minen- und Plantagenarbeiter transportiert wurden. Ihre mitgebrachten musikalischen Traditionen sind heute Teil der Llamadas. Dazu gehört der sehr rhythmische „Candombe“-Sound, einst die einzige anonyme Verständigungsform der Versklavten. Mit ihren Trommeln riefen sie sich morsezeichenähnliche Botschaften zu – so entstand der Begriff „llamadas“ („Zurufe“). Fern der Ohren ihrer „Herren“ waren die Karnevalsfeiern damals die perfekte und seltene Gelegenheit, sich kontroll- und straffrei auszutauschen. Er war ihr Stück Freiheit in all der Unfreiheit.
Die Sklavenbefreiung in Uruguay
Bis 1888, dem Jahr der Sklavenbefreiung in Uruguay, gab es ohnehin zwei separate Karnevals-Festivitäten: die der „Schwarzen“ mit Musik und Tanz und die der „Weißen“, der dem eher stillen und maskenbetonten venezianischen Karneval ähnelte. Jeder blieb für sich. Heute hingegen wird tüchtig gemeinsam feiert. Mit schwarz bemalten Gesichtern trommeln und tanzen die sogenannten „Lubolos“ (Weiße, die sich in Schwarze verwandeln) seit mehr als 125 Jahren zusammen mit den schwarzen Einwohnern. Das tut dem Nationalgefühl gut und macht bis den einzigartigen Charme des uruguayischen Karnevals aus.
Neben dem Tango ist er die wichtigste musikalische Ausdrucksform des „paisito“, des zweitkleinsten Landes Südamerikas, das seine Grenzen stets tapfer gegen die Nachbarn Argentinien und Brasilien verteidigt hat. Seit 2009 gehören die Candombe-Umzüge sogar zum immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO. Und das Beste ist: Auch nach dem Aschermittwoch kommen die Nachbarn – und neuerdings auch Europäer – zum Feiern hierher. Denn in Uruguay finden sie eine umwerfende Herzlichkeit, eine hohe Sicherheit und eine immense Freude am Leben vor- in Zeiten wie diesen ein großer Schatz. Nicht nur deshalb wird Uruguay zu Recht „das warme Herz Südamerikas“ genannt.
Infos: Tourismus-Ministerium von Uruguay, www.uruguaynatural.com; E-Mail-Anfragen in Englisch oder Spanisch : Amy Ucar, ucar@mintur.gub.uy
Flug: „Air Europa“ bietet günstige Flüge über Frankfurt und Madrid nach Montevideo an, ab ca. 700 Euro für Hin- und Rückflug in der Economy: www.aireuropa.com
Empfehlenswerte Hotels in Uruguay:
– www.esplendorhoteles.de
– www.balmoral.com.uy
– www.sofitel.com