Autonomes Fahren: Teslas großer Fehler

Wie anfällig ist die Autobranche für Hypes? Und wie riskant sind automatische Fahrfunktionen wie sie Tesla mal schnell per Software-Update auf einige seiner Automodelle aufspielt? Die Ziele der Ingenieure sind zwar lobenswert: Die Entwicklung von Fahrerassistenzsystemen, die Unfälle vermeiden helfen und Leben retten können, zählt zu Recht zu den wichtigsten Zielen der Autobranche. Doch seriöse F&E-Projekte werden derzeit von einem regelrechten Hype überschattet und die zu lösenden Hausaufgaben oft unterschätzt.

Ein Blick auf das Multi-Milliarden-Geschäft mit der vernetzten Mobilität zeigt, warum sich viele Autohersteller und auch Tesla zum Aufrüsten mit hochkomplexen elektronischen Systemen hinreißen lassen. Bis zum Jahr 2020 soll das das Marktvolumen von 1,87 auf 115,20 Milliarden Euro fast vervierfachen. Ganz vorne stehen die Connected-Car-Segmente Sicherheit und automatisiertes Fahren, so das Ergebnis der Marktstudie "Connected C@r 2014", die Strategy& und PwC in Zusammenarbeit mit dem Center of Automotive Management (CAM) zur Zukunft der vernetzten Mobilität erstellt haben.
Teslas eklatant falscher Entwicklungsansatz
Wie schnell nun aber die Zukunft vernetzter Mobilität enden kann, hat vor wenigen Tagen der tragische Unfall mit einem Tesla gezeigt. Das System hat schlicht das Hindernis nicht erkannt. Noch werden die Hintergründe erforscht. Elektronikexperten aber mahnen schon lange, dass nicht nur Entwicklungsfehler oder der Ausfall einer Systemkomponente zum Crash führen wird. Auch wenn die sichere Funktion des Systems Opfer mangelnder Safety (korrekte Funktion) wie auch Security (Datenintegrität) wird, wird es gefährlich. Und dabei spielt es keine Rolle, "ob es um mutwillige Angreifer oder um technisches Versagen geht. „Entscheidend für die Sicherheit ist die schwächste Stelle im Gesamtsystem“ erklärt dazu Dr. Thomas Wollinger, Escrypt-Geschäftsführer. Sein Fazit: Gerade im Autobereich ist es wichtig, diese auch bei den weit verteilten Entwicklungsprozessen und Wertschöpfungsketten im Blick zu behalten. Hat Tesla bei diesen Prozessen versagt?

Während nun deutsche Automobilhersteller und Zulieferer vor dem Einsatz im Fahrzeug, die elektronischen Systeme hinsichtlich der funktionalen Sicherheit auf Herz und Nieren prüfen, wählen amerikanische Unternehmen eine gänzlich andere Entwicklungsmethodik. „Das Prüfen der Systemsicherheit wird dort letztendlich auf den Autofahrer abgewälzt“, so ein Brancheninsider. Die Argumentation von Tesla, dass es bereits gelang, mehr als zwei Millionen Kilometer unfallfrei mit dem System gefahren zu sein, offenbart diesen eklatant falschen Entwicklungsansatz.

Artikel teilen