Meine Wahrheit über das Arbeiten im ICE

Erstellt von Andreas Burkert | |   Deutschland

Ich bin ein treuer Bahnkunde, pflegeleicht. Ich nutze das Bahnfahren zum Arbeiten, schreibe meine Reportagen und Berichte, wie auch diesen hier, gerne während meiner Reisen - selbst bei Höchstgeschwindigkeit. Dennoch verfluche ich manche Fahrt im ICE.

Einem Freund hörte ich zu, er genieße gerne in vollen Zügen. Ich mag das nicht. Es gibt eine Grenze, da ist es mir unangenehm, mit dem Zug lange Strecken zu fahren. Natürlich spielt auch meine Tagesform eine Rolle. Ist aber der Zug derart überfüllt, es keine Möglichkeit gibt, sich seinen Sitznachbar auszusuchen, dieser wohlmöglich sein Leberkäääs-Semmel auspackt oder aber nach kaltem Rauch riecht, als würde er tagtäglich in Zigarettenkippen badet, dann und nur dann stehe ich lieber. Das alles aber ist für mich noch lange kein Grund, aufs Auto umzusteigen.

Ich bin ein treuer Bahnkunde, pflegeleicht. Ich nutze das Bahnfahren zum Arbeiten, schreibe meine Reportagen und Berichte, wie auch diesen hier, gerne während meiner Reisen - selbst bei Höchstgeschwindigkeit. Auch wenn die miserabel geregelte Wankstabilisierung das Schreiben mitunter stark erschwert. „Es wundert mich, dass es keine Warndurchsagen gibt, die darauf hinweisen, unverzüglich den Sitzplatz einzunehmen“, denke ich mir. Wie oft habe ich auch durchtrainierte Reisende gesehen, die durch einen Hoppler quer durchs Abteil geworfen wurden. Vermutlich dürfte man/frau den Sitzplatz überhaupt nicht mehr verlassen, sobald der Zug sich in Bewegung gesetzt hat.

Mit der Bahn reise ich oft offline

Ich kenne die Gefahren. Ich reise viel mit der Bahn. Ich kenne auch die Vorteile, die ein Telekom-Hotspot bietet. Deshalb habe ich mir für einen Taler mehr die Option dazu gebucht. „In xxx.. sind Sie Online“, versprachen damals und versprechen noch heute Telekom und Bundesbahn. Das aber stimmt nicht. Ob München-Frankfurt, München-Hamburg, Hamburg-Frankfurt und so weiter und so fort: Seit fast über einem Jahr reise ich frustriert mit der Bahn – weil in der Regel offline.

Weder die @telekom_hilft noch @db_bahn sind in der Lage, daran etwas zu ändern. Per Twitter fordert mich der Hilfeservice regelmäßig auf, Zugnummer et cetera zu melden. Regelmäßig tue ich es. Regelmäßig bin ich offline. Das Motto der Bahn „Reisezeit ist Nutzzeit“ ist damit ad absurdum geführt. Dabei klangen die Versprechen verführerisch. Ich zitiere: „In Zusammenarbeit mit der Telekom ermöglicht die Deutsche Bahn einen ganz besonderen Service. Ganz nach dem Motto „Reisezeit ist Nutzzeit“ können Sie sich in den DB Lounges und während der Fahrt in vielen ICE-Zügen mit einem WLAN-fähigen Endgerät (z. B. Notebook, Smartphone oder Tablet) über den HotSpot der Telekom drahtlos ins Internet einloggen – und das sogar bei bis zu 300 km/h“.

Wäre ich nicht kürzlich wieder mit Lufthansa geflogen, ich wäre baff. Zwar musste ich für das Surfen bei knapp 900 km/h zahlen. Doch es funktionierte. An dieser Stelle weise ich gerne darauf hin, dass Norwegian, Air China und Turkish Airlines das Surfen über den Wolken kostenlos anbieten.

Fast der Langeweile erlegen

Warum also muss ich als Bahnfahrer und Hotspot-Kunde offline Reisen, quer durch eine Bundesrepublik, die gern von sich behauptet, innovativ und fortschrittlich zu sein. Ist das Bundesbahn-Streckennetz davon ausgenommen? Ist das Reisen mit der Bahn eine Reise ins 19. Jahrhundert? In eine Zeit, als Oscar Wilde gern ein Buch mit auf Reisen nahm, um nicht der Langeweile zu erliegen?

 

Auf welcher Bahnstrecke habe ich WLan im Zug? Die aktuelle Streckenkarte der Bundesbahn finden Sie hier.

 

„Dann nutze halt dein Datenvolumen deines Smartphones oder des deines Tablets“, kommt mir in den Sinn. „Ja, ja“, denke ich mir, wohlwissend, dass auch Telekoms LTE, EDGE noch 3G auf diesem Streckennetz außerhalb der Ballungszentren in ausreichender Qualität verfügbar ist. Manchmal probiere ich es, in der Hoffnung, zumindest eine wichtige Nachricht verschicken zu können. An ein Telefonat traue ich mich übrigens nur innerhalb eines Bahnhofs. Zu lebendig sind die Erinnerungen an jene Mitreisende, die „Halllloooo, Jaaaa, hören Sie mic.. hallo“ ins Mobiltelefon rufen. Ich reise lieber in aller Ruhe.

Ein funktionierendes Breitbandnetz sichert Innovationen

Dabei ist ein flächendeckendes Breitbandnetz zentral für die Teilhabe jedes Einzelnen an der digitalen Gesellschaft und die künftige Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Dieser Ansicht bin auch ich, diese Aussage aber kommt vom Digitalverband Bitkom, einer der wichtigsten Institutionen im Land.

 

„Künftig müssen Politik und Wirtschaft beim Breitbandausbau Hand in Hand arbeiten“, fordert deshalb Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. Und noch etwas sagt er. Und das freut mich besonders: „Das Breitbandziel der Bundesregierung – 50 Mbit pro Sekunde bis 2018 – ist allenfalls ein Etappenziel. 50 Mbit sind nicht das Ende, sondern ein Zwischenschritt zur Gigabit-Gesellschaft.

 

Lieber Herr Grube, es wäre doch toll, wenn auch die Bundesbahn Teil dieser Gesellschaft ist. „Ich habe einen ganz einfachen Geschmack: Ich bin immer mit dem Besten zufrieden“, Oscar Wilde.

Zurück
ICEon Internet im ICE
Internet und Telefon sind während einer Fahrt im ICE nur eingeschränkt vorhanden. (c) Andreas Burkert