Hoch zu Ross unterwegs in Kos auf Kos

Erstellt von Kornelia Doren | |   Verträglich Reisen

Das Glück der Menschen findet sich auf dem Rücken der Pferde, oder aber auf Kos. Dort reiten wir an einem Tag dem Sonnenuntergang entgegen. Es sei, wir sitzen in Erikas Open-Air-Cowboy-Taverne und geniessen den Duft des Rosmarin.

Zikaden zirpen, es duftet nach Eukalyptus, Rosmarin und Grillfleisch. Ich bin auf dem Rad unterwegs durch Kos. Einer Stadt an der Nordost-Küste, die, gleichnamig der griechischen Insel, nur vier Seemeilen (sechs Kilometer) vor der türkischen Küste liegt. Für griechische Verhältnisse ist das drittgrößte Eiland der Dedokanes-Inselgruppe sehr niederschlagsreich. Und grün, und bewaldet, und fruchtbar. Gut für schattenliebende Radfahrerinnen wie mich.

Meine Tour führt mich vorbei an kilometerlangen Reih-und-Glied-Sonnenliegen-Stränden, an Thymian-Gärten mit Imker-Stöcken, an zwei Moscheen… hin zu den vorchristlichen Ruinen, um die sich Mythen von Apollo und Aphrodite ranken. Hippokrates, der Begründer der modernen Medizin, wurde 460 vor Christus in Kos geboren. Er wird hier genauso verehrt wie Mozart in Salzburg. Keine Seife, keine Cremetube, die nicht auf den berühmten Sohn der Stadt verweist. Sogar eine gut 500-jährige Platane soll ihm einst im Stadtzentrum Schatten gespendet haben. Obwohl das rechnerisch unmöglich ist, sind solche Geschichten gut fürs Geschäft. Und Touristen lieben Geschichten.

Lauschige Tavernen-Cafés

Das gesamte innerstädtische archäologische Areal befindet nahe der Fußgängerzone. Lauschige Tavernen-Cafés, geschmückt mit bunten Lampions, umsäumen die einstigen Tempel- und Versammlungsstätten der Antike. Die Szenerie wirkt bei Sonnenuntergang mystisch. Weiter geht es entlang der Festungsmauern aus Kreuzritter-Zeiten. Venezianisch anmutende Villen gucken mich durch hohe Spitzbogen-Fenster an. Alles Zeugnisse fremder Herrscher, die das Stadtbild nach ihrem Gusto prägten – und heute die Stadt Kos so einmalig machen. Muezzin-Türme nahe der Promenade, blaue Kuppeln der orthodoxen Kirche, dazwischen Strandcafés und der einst italienische Hafenpalast, der heute Sitz des Polizeipräsidiums ist. Vereinzelt bellen kleine Kläffer vom Balkon der weiß getünchten Häuser. Singvögel trällern gerne dazu. Ansonsten ist alles friedlich auf der fast ganzjährig sonnigen Insel.

Wie Gummi-Enten in der Badewanne schaukeln kleine, bunte Boote am alten Stadthafen im Wasser. Ihre Besitzer flicken Netze und bieten „Fish Excursions“ an, wie ein kleines Schild vor ihnen verrät. Gegenüber der Promenade warten Sofa-Cafés auf ihre Besucher. Kellner lächeln den Passanten zu, drängen sie aber nicht zum Kaffee. Egal, wo man sich bewegt: Es ist eine gewisse Sanftmut der Charaktere spürbar. Viel bezauberndes Lächeln, ein warmes Willkommensgefühl.

Wir reiten dem Sonnenuntergang entgegen

Am nächsten Tag besuche ich Erika, die rund 15 Kilometer westlich von Kos-Stadt im Dorf Marmari Reitausflüge anbietet. Aus zwei Metern Höhe lassen sich die landschaftlichen Reize von Kos am besten entdecken. Bevor es losgeht, streckt mir Erika drei Birnen entgegen. Soeben gepflückt. Ein kleines Begrüßungsgeschenk vom eigenen Baum. Der steht in ihrem kleinen Paradies, einem Obstgarten, einem Kinderspielplatz, einer Grill-Taverne im Cowboy-Stil und ihrer Pferde-Farm.

Nachdem ich mit etwas Mühe den Rücken „meiner“ sanften, weichen und doch so starken Stute Sophia erklommen habe, übernimmt Georgis, ein blonder, athletischer Mitarbeiter Erikas das Kommando – über mich und Sophia. Er gibt in den nächsten anderthalb Stunden das Erkundungstour-Tempo vor. Unsere Karawane aus großen und kleinen Reitern bewegt sich zielstrebig auf einen Salzsee zu, in dem hunderte von Flamingos stehen. Wir reiten über kilometerlange Strände dem Sonnenuntergang entgegen. Das Gefühl ist so ein schön, das ich plötzlich unbändige Lust verspüre, los zu galoppieren. Leider teilt Georgis diese Lust nicht. „Stopp! Sicherheit geht vor!“, ruft er. Und seine Stimme keinen Zweifel zu. „Ohne Erfahrung ist ein schneller Ritt gefährlich für dich. Das Risiko ist zu groß.“ Wie eine saftige Blutorange versinkt die Sonne im grau-blauen Meer. Erfahrende Reiter dürfen mit dem Pferd sogar ins Wasser. Ich tröste mich mit dem Anblick der untergehenden Blutorange.

Erikas Open-Air-Cowboy-Taverne

Reiten macht hungrig. Als meine schöne Sophia wieder im Stall steht, gibt es auch für mich Stärkung: Souvlaki in Erikas Open-Air-Cowboy-Taverne, marinierte Hühner-Spießchen vom Holzkohle-Grill. Dazu gibt es einen kupferfarbenen Likörwein und Tsatsiki. Wunderbar! Endlich darf ich nach Knoblauch duften!<br />Während des Essens erzählt mir Erika, dass sie mit ihren Pferden auch Kinder therapeutisch unterstützt. „Das erfüllt mich nicht nur, es macht mich unabhängiger vom Tourismus.“ Wie wichtig das ist, kann man sich vorstellen. Auf der Insel Kos leben etwa 90 Prozent aller Einwohner vom Fremdenverkehr.

Dass trotz der Krise viele Familien hier überleben konnten, hängt vor allem mit der hohen Zahl der zufriedenen Gäste zusammen. Die meisten sind „Wiederholungs-Täter“. Sie wissen, dass sie jährlich die gleiche Freundlichkeit, den gleichen hohen Servicestandard, das gleiche Personal und oft die gleichen Zimmer erwarten können. „Für viele Gäste, meist Pärchen, Mehr-Generationen-Familien oder Rentner, ist Kos kein Urlaubsziel mehr, sondern ein zweites Zuhause.“ Sagt Erika. Für diese Herzlichkeit gibt es ein Wort, es heißt „Philoxenia“, es ist Teil der griechischen Kultur.

Dass man hier nicht nur gastfreundlich ist, sondern sich geradezu ein Bein für Besucher ausreißt, erlebe ich in Kardamena, gut 25 km süd-westlich von Kos-Stadt. Dort treffe ich Michalis von der Taverne „Pelagos“. Er lebt in dieser zauberhaften, karibisch anmutenden Idylle direkt am Strand.

Gut gelaunt strahlt er bei der Begrüßung von einem Ohr zum anderen. Schon kurze Zeit später schwingt er sein Tablett, aus der Küche kommend, wie einen Papierflieger durch die Luft, bevor der darauf liegende, exzellente und in Folie eingepackte Fisch bei mir auf dem Tisch landet. Sein Job macht ihm sichtlich Spaß. Noch mehr Spaß macht es ihm, beim Essen vom Essen zu reden. Hat er dabei herausbekommen, was Mister Smith oder Frau Krause seit langem mal wieder essen möchten, geht diese Information direkt an Dimitris im hinteren Teil des Restaurants.

Der leidenschaftliche Koch setzt auf saisonale Produkte, koischen Wein und das selbst produzierte Olivenöl. Es ist Dimitris eine Ehre, aus den Gäste-Anregungen neue kulinarische Kreationen zu zaubern. Und deshalb ist das „Pelagos“ ist nicht nur ein Restaurant, es ist Labor der feinen Küche und eine wahre Life-Entertainment-Bühne. Für diese gibt der in Deutschland aufgewachsene Michalis sein Leben. „Was will man mehr?“, sagt er, und knipst sein Lausbubenlächeln an.

Informationen zu Kos:

  • Griechisches Fremdenverkehrsamt: www.visitgreece.gr
  • Hotel-Tipp: Das Neptune Hotel gilt als eines der besten Spa-Resorts Griechenlands, Kos-Mastichari, Tel. 0030 22420 58900, www.neptune.gr
  • Deutschsprachige Themenführungen durch Kos-Stadt: Argyris Marneros, imarneros@yahoo.gr
  • Restaurant Pelagos, Tel. 0030 22420 92056, www.pelagoskos.com
  • Taverne Avli mit Dachgarten im Bergdorf Zia (zauberhafte Sonnenuntergänge), Familie Kasiou, Tel. 0030 22420 69185
  • Reitausflug am Strand (1,5 Std. für 35,- Euro, inkl. Transfer vom/zum Hotel). Erika Mastourou, Tel. 0030 6945935137, www.erikashorsefarm.gr
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Die Polizeistation in Kos nahe dem Stadthafen. (c) Kornelia Doren