Die Freiheit der Friesen
Abseits bekannter Klischees ist Ostfriesland vor allem Erholung pur – angereichert mit kulturellen Leckerbissen und abenteuerlichen Geschichten über Sturmfluten, Häuptlingen und Piraten. Ideal für den diesjährigen Familienurlaub. Auch weil sich nirgendwo sonst Kinder unbeschwerter im Watt sulen dürfen.
Moin“. Das genügt, um sich in Ostfriesland zu begrüßen – morgens, mittags, abends. Wer sich mehr zu sagen hat, der verabredet sich zum Tee. Ostfriesland ist Teeland. Und „Teetiet“ ist Zeit zum Klönen. Die Zeit nehmen wir uns und gönnen uns am Tag nach der langen Anreise erstmal eine Tasse Tee - zubereitet nach alter ostfriesischer Tradition. Der wohl beste Ort dafür ist das Ostfriesische Teemuseum im alten Rathaus in Norden, im Herzen Ostfrieslands. Es ist Europas einziges Spezialmuseum zur Kulturgeschichte des Tees. Und es bietet eine Zeitreise in die Vergangenheit des weiten, flachen Landes an der Nordsee. Nebenbei erfahren wir von Kluntjes, Sahnehäubchen und Seeräubern. Allen voran von Klaus Störtebeker, der vor mehr als 600 Jahren in der Nachbarstadt Marienhafe weilte, damals, als die Nordsee noch fast bis an den Störtebekerturm mitten im Ort reichte.
Achtern Diek
Die Nordsee hat dieses Land geprägt, Sand und Schlick angespült. Und wären nicht die Deiche, so würde ein großes Stück Lebensqualität fehlen. Immerhin dient die Nordseeluft heute als anerkanntes Heilklima für Haut- und Atemwegerkrankungen – die Landschaft drumherum als Balsam für die Nerven. Mit den sieben ostfriesischen Inseln vor der Küste hätten wir gar genügend Auswahl an kilometerlangen Sandstränden. Wir haben uns für die Küstenroute von Norddeich nach Emden entschieden. Entlang entlegener Felder auf denen schwarzweiße Kühe grasen, vorbei an alten Gehöften, die Urlaub auf den Bauernhof anbieten, erreichen wir Greetsiel. Im Jahr 1388 wird der Ort mit seinem Hafen das erste Mal urkundlich erwähnt - gegründet von den Häuptlingen der Cirksena. Hamburger Schiffe lagen damals dort vor Anker und hatten Zoll zu entrichten.
Maritim endet die Reise
Die etwa 1.300 Einwohnern leben heute ausschließlich vom Tourismus. Alte und liebevoll restaurierte Fischerboote liegen im kleinen Hafen, zahlreiche Restaurants und Geschäfte einheimischer Kunsthandwerker finden sich in den engen Gassen. Wir geniessen das beständige Wetter und wagen uns deshalb auch mit dem Fahrrad nach Emden – vorbei an den Greetsieler Zwillingswindmühlen, entlang den Feldwegen und immer gegen den Wind. Die 20 Kilometer schaffen wir aber rechtzeitig zum Tee. Wir trinken ihn im Stadtcafé, mit Kluntje und Sahne, und schauen auf den Ratsdelft. Seit die Stadtplaner den Alten Binnenhafen entdeckt und neu gestaltet haben, lohnt sich der Ausblick. Maritim ist er geworden. Warum also nicht den nächsten Urlaub auf einem Segelboot verbringen.
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