Lufthansa: Keine Lösung beim Plastikhüllen-Problem in Sicht

Ökologisch, vor allem aber ökonomisch wertvoll sei die 11 Gramm schwere Platikhülle, mit der die Lufthansa das Bordmagazin wie auch die Spuktüte einpackt. Das erklärt uns eine Sprecherin des Konzerns. Lesen Sie hier, warum auch weiterhin dieser unnötige Plastikmüll mitfliegt. Andere Airlines verzichten darauf.

Seit Jahren werden in fast jedem Flieger der Lufthansa eine aktuelle Ausgabe des Lufthansa-Magazins, der Miles&More-Katalog wie auch die Sicherheitsvorschriften mit einer Plastikhülle geschützt. Wir haben in unserem Beitrag „Plastikmüll im LH-Flieger: Elf unnötige Gramm“ darüber berichtet. Und wir haben eine Konzernsprecherin um eine Antwort gebeten, warum dies nötig ist. Immerhin wirbt das Unternehmen mit einem nachhaltigen und verantwortungsbewussten unternehmerischen Handeln. Details dazu finden sich im Corporate Responsibility, der der Redaktion vorliegt.

Dabei ist das Vorhaben, den „Bordabfall permanent zu verringern beziehungsweise dessen Verwertungsquote beständig zu erhöhen, für die Lufthansa Group wichtige Faktoren im Abfallmanagement“. So steht es im aktuellen Nachhaltigkeitsbericht Balance 2017 auf Seite 46. Warum die konzernweite Initiative Flygreener die Plastikhülle in Lufthansa-Maschinen übersieht, ist ein Rätsel. Andere Airlines haben mit den unverhüllten Magazinen ebenso wenig ein Problem wie die Fluggäste. Auch deshalb haben wir bei der Lufthansa nachgefragt.

Das sagt die Lufthansa zu den vermeidbaren 11 Gramm Plastikmüll im LH-Flieger

Vielen Dank für Ihre Anfrage zum Thema Plastikhülle. Klima und Umweltverantwortung sind uns sehr wichtig. Unser Fokus liegt hierbei auf dem effizienten Einsatz aller Ressourcen, insbesondere aber von Treibstoff, mit dem Ziel, die Umwelteffizienz kontinuierlich zu steigern. Darüber hinaus analysieren und bewerten unsere Experten aus den Bereichen Produktmanagement und Operations Efficiency kontinuierlich bestehende Produkte und Prozesse an Bord. In diesem Kontext erfolgte vor einiger Zeit bereits die Bewertung der genannten Plastikhülle aus ökonomischer wie ökologischer Sicht.

An dieser Stelle stellt sich die Frage, ob Ökologie bei der Lufthansa vor allem auch eine Frage der Ökonomie ist. Im Verlauf der Antwort wird dies zwar nun deutlicher so erklärt, dass „diese vorkommissionierte Hülle eine schonende Stauweise von Bordbuch und Spucktüten ermöglicht. Die Verbräuche der verwendeten Artikel reduzieren sich dadurch massiv“. Doch ein generelles Verständnis der Zusammenhänge zwischen der schonenden Verstauweise und Verbräuche der Artikel fehlt mir. Also frage ich nach „Heißt das, dass sonst Magazin et cetera zu schnell kaputt gehen? Bei anderen Airlines ist es ja nicht so. Und halten die Hefte dadurch länger, weil sie kaum einer mehr liest, wegen der Hülle?“.

Nach Rücksprache mit dem Fachbereich wird uns folgendes mitgeteilt:

Wenn die Magazine ohne Hülle eingesteckt sind, zerknicken sie schneller zum Beispiel während des Ein- und Aussteigens, und müssten dann öfter nachgesteckt werden, wenn man einen einwandfreien Zustand der Dokumente gewährleisten möchte.

Das klingt plausibel. Denn kaum einer greift mehr zum Magazin – so auch ich, der als sehr unangenehm empfindet, ein Bordmagazin aus der mitunter abgegriffenen Plastikhülle zu holen. Also lasse ich es stecken. Wie im Übrigen auch nahezu alle Passiere, die ich auf meinen vergangenen Flügen diesbezüglich genauer beobachtet habe. Nur zwei Damen konnte ich auf zehn Flügen mit der Lufthansa zählen, die sich das Bordmagazin durchgelesen haben. Auch deshalb stellt sich die Frage, wie oft denn Magazin, Sicherheitshinweise und Spucktüte ausgetauscht werden, wenn sie a) mit Plastikhülle und b) ohne Plastikhülle transportiert werden.

Eine Antwort darauf lag bis zur Fertigstellung dieses Beitrags nicht vor.

Hinweis in eigener Sache

In meiner Hochrechnung gehe ich von mehr als 700 Flugzeugen aus. Dazu teilt mir der Konzern mit, dass „bei Lufthansa inklusive Regionalpartner aktuell rund 340 Flugzeuge im Einsatz sind“.

Unnötige 11 Gramm Plastikmüll bei der Lufthansa? (c) Andreas Burkert
Unnötige 11 Gramm Plastikmüll bei der Lufthansa? (c) Andreas Burkert
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