Die Straßen der Hauptstadt sind auch nicht breiter als etwa in jeder anderen Großstadt. Dennoch fährt es sich durch Berlin im neuen Cadillac CT6 angenehmer. Ein derart großes, amerikanisches Automobil lebt mit dem Anspruch, für besondere Momente geschaffen worden zu sein. Und wenn es der Versuch ist, als Konkurrent zu deutschen Luxuslimousinen aufzutreten. Mit seiner ganzen Wucht soll der CT6, wenn er im kommenden Jahr in Deutschland auf den Markt kommt, ebenso BMW 7er-Fahrer zum Umsteigen überzeugen, wie Besitzer einer Mercedes S-Klasse und eines Audi A8. Ein mächtiger 3,6 Liter große Sechszylinder V-Motor ist dabei ein wichtiges Argument.
Er ist der ganze Stolz der US-amerikanischen Entwickler. Wohlwissend, dass der Sechszylinder mit seinen 340 PS nicht ganz ins Wertschema eines mehr-oder-weniger umweltbewussten deutschen Autofahrers passt, hoffen sie dennoch auf eine akzeptable Akzeptanz. Und so haben sie auf den 5,18 Metern, die der Caddilac lang ist, Leder, Holz und Carbon genutzt, um den Innenraum luxseriös auszustatten. In der Weite des Raumes wurden die Materialen dabei vor allem elegant verwendet – nicht opulent wie es die Amerikaner gerne mögen. Die hellen Sitze, mit Massagefunktion, individueller Belüftung und einer Ur-Amerikanischen Gemütlichkeit, bieten im Übrigen auch zierlichen Personen genügen halt.
Live-Bild im Rückspiegel
Weil wegen der beeindruckenden Designgestaltung nicht immer der uneingeschränkte Blick nach hinten gelingt, verfügt der CT6 über genügend elektronische Helfersysteme, um etwa das Einparken zu erleichtern. So wird ein Kamerabild, welches das Fahrzeug als Draufsicht zeigt, in Echtzeit und mit Hilfslinien auf den 10,2 Zoll großen berührungsempfindlichen Bildschirm dargestellt. Damit werden nun alle sogenannten toten Winkel des Fahrzeugs eliminiert. Und dank der Funktion Enhanced Night Vision werden Personen, große Tieren oder Wild über ihre Wärmesignaturen erkannt und auf dem Display im Info Screens des Fahrers angezeigt.
Das Beeindruckende aber ist der Rückspiegel. Dieser überträgt nämlich auf Wunsch Live-Bilder – als erstes Fahrzeug überhaupt. Laut Unternehmen vergrößert sich dadurch das Sichtfeld hinter der Luxuslimousine auf mehr als 300 Prozent. Das schafft ein herkömmlicher Rückspiegel nicht. Ärgerlich nur, dass am Tage dort störende Spiegelungen auftreten. Gut also, dass sich der Spiegel auch im Normalmodus betreiben lässt. Angesichts der Größe ist es ohnehin ratsam, sich lieber einmal mehr umzuschauen.
Wuchtig ist diese Front, beeindruckend groß
Während das Understatement im Innenraum wohl tut, wirkt die Karosserie wuchtig. Mitunter derart präsent, dass einem der Ausdruck „Staatskarosse“ spontan in den Sinn kommt. An der gewaltigen Front mit dem spektakulär großen Kühlergrill werden die Werker der Detroit-Hamtramck Assembly Plant von General Motors, dort wird der Oberklassewagen gefertigt, wahrscheinlich gern gearbeitet haben. Wie auch der gesamte Wagen entspricht die Qualität europäischen Maßstäben. Kaum etwa trübt den Eindruck. Einzig die Größe des Fahrzeug mit seinem drei Meter langem Radstand fordert an manchen Fahrsituationen hohe Konzentration.
Dafür aber beeindruckt das Handling. Zum einen hilft der variable Allradantrieb dabei, die Antriebskraft geschickt auf beide Achsen zu verteilen. Zum anderen steuert die aktive Hinterachslenkung die Hinterräder bei geringen Geschwindigkeiten in entgegengesetzter Richtung zu den Vorderrädern. Das verkürzt den Wendekreis beim Parken und vereinfacht das langsame Fahren bei starkem Verkehrsaufkommen.
Bei Autobahngeschwindigkeiten steuern die Hinterräder in ein und dieselbe Richtung, um reibungslose und stabile Spurwechsel und Notfallmanöver zu ermöglichen. Die aktive Hinterachslenkung soll auch das Handling auch bei Schnee und Eis verbessern, so ein Unternehmenssprecher. In Berlin konnten wird dies vergangene Woche allerdings nicht erproben.