VW Caddy: Ein Auto für jeden Einfall

Die Tuneserin Najet fällt sofort auf. Noch während sie die Savon de Marseille vollständig verpackt hat, redet sie auch schon los. „Bienvenue à la savonnerie“, ruft sie mehr als das sie spricht, legt die nach Lavendel duftende Seife zur Seite und begrüßt mit einem persönlichen Handschlag. Dann geht alles sehr schnell. Mal zeigt sie auf das Regal mit der großen Auswahl an verschieden Seife , dann auf den Tisch mit allerlei Verpacktem und schließlich auf die Seifenproduktionsmaschine, die eine junge Mitarbeiterin bedient.

Ihr in dem Tempo zu folgen, ist riskant. Überall stapelt sich die weltberühmte „Seife aus Marseille“, die ähnlich wie beim deutschen Bier nach einem Reinheitsgebot gefertigt wurde. Mindestens 72 % Pflanzenöl müssen in ihr enthalten sein, nur natürliche Farb- und Zusatzstoffe dürfen verwendet werden. So lautete jedenfalls die Anweisung des Sonnenkönigs Ludwig XIV. Und so erklärt es uns auch Najet.
Der neue Lieferwagen Caddy: Alles rein was geht

Und draußen steht ein blauer Caddy, mit offenen Türen und wo sich im Laderaum unzählige Kartons mit Seife stapeln. Vermutlich Lavendel. Das Fahrzeug hat Volkswagen dort geparkt, um zu zeigen, dass dieser Wagen doch eine ideale Möglichkeit ist, beispielsweise Seife quer durch die Provence zu transportieren. Mit einer Ladefläche, die auf 1,78 Meter derart viel Stauraum bietet, dass Najet dort eine ganze Tagesproduktion verstauen kann. Würde sie den Maxi (das ist die Langversion) wählen, wären es 2,25 Meter Frachtraumlänge. Dann müsste Najet mit ihren Mitarbeiterinnen Überstunden leisten, um den Caddy Kastenwagen voll  zu bekommen.

Wenn es den neuen Caddy in wenigen Tagen (Ende Juni) beim Volkswagen-Händler gibt, dann wird die vierte Generation dem Kleingewerbetreibenden das Leben erleichtern. Zum einen gibt es wohl für jedes Gewerbe das passende Modell – als Kastenwagen mit zwei Sitzen und unter anderem ohne seitliche Fenster im Fond, als Kombi mit fünf Sitzen und unter anderem mit seitlichen Fenstern im Fond. Und natürlich mit derart vielen Möglichkeiten der Individualisierung, dass es an dieser Stelle zu mühsam ist, alle aufzuzählen. Nur eines noch: Gegen Aufpreis gibt es die Maxi-Version mit langem Radstand, die bei gleicher Fahrzeughöhe einen zusätzlichen Stauraum von rund einem Kubikmeter bietet.
Caddy Beach mit Camping-Ausstattung

Doch was ist ein Kubikmeter, wenn es den Wagen mit Bett und Heckzelt gibt – sozusagen als kompaktes Reisemobil für einen spontanen Kurzurlaub genutzt werden kann. Mit einer weiteren Variante des Caddy will Volkswagen auch Reiselustige Familien überzeugen. Den Caddy Beach (ehemals Caddy Tramper) preist das Unternehmen als „preisgünstiges Reisemobil mit großer Alltagstauglichkeit“ an. Und in der Tat: Selbst ohne Handbuch gelingt es in wenigen Handgriffen, das zwei Meter lange und etwa 1,1 Meter breite Bett aufzubauen. Einfach die Lehnen der Fondsitze auf ihre Sitzfläche und die vorderen Sitzlehnen nach vorne klappen. Nur den Aufbau des Zeltes sollte man/frau sich zeigen lassen. Dieses wird nämlich an der Heckklappe befestigt.

Damit sieht der Caddy Beach zumindest bei Sonnenschein ein wenig futuristisch. Auch wenn die vierte Generation des Stadtlieferwagens im Design gewohnt zurückhaltend gestaltet wurde. Mit der Zeit aber wird so manches Detail gefallen. Das war schon beim Vorgänger so. Unangenehmer hingegen fällt die starre Hinterachse auf, die jede Bodenwelle nahezu unverändert weiter gibt. Dass Volkswagen dennoch daran statt einer Einzelradaufhängung festhält, ist schnell erklärt. Nur so ist eine höhere Zuladung möglich.
Fahrzeug lässt sich sparsam fahren

Und natürlich haben die Fahrzeugkonstrukteure die Fahrzeugtechnik des Stadtlieferwagens modernisiert und einige Ausstattungsvarianten mit Assistenzsystemen aufgerüstet, um Transporte in die Stadt so sicher wie derzeit möglich zu machen: So verkürzt das Umfeld-Beobachtungssystem “Front Assist“ den Anhalteweg, die City-Notbremsfunktion reduziert das Risiko von Auffahrunfällen und die Multikollisionsbremse verhindert weitestgehend Folgeunfälle nach einer Kollision. Auch wichtig und deshalb serienmäßig verfügbar ist die Geschwindigkeitsregelanlage (GRA). Korrekt eingestellt schützt sie vor dem unbeabsichtigten Überschreiten der Geschwindigkeit.

Und es gibt eine weitere gute Nachricht für Sparfüchse: Auch die Motoren wurden nachgebessert und verbrauchen laut Hersteller weniger als zuvor. Alle Motoren, so erzählt es der Vorstandsvorsitzender von Volkswagen Nutzfahrzeuge, Dr. Eckhard Scholz, sind verbrauchsoptimiert. Mit weniger als vier Liter Benzin auf 100 Kilometer bietet sich der speziell für den innerstädtischen Lieferverkehr entwickelte Caddy Kastenwagen BlueMotion an. Sparsamer ist nur noch die Erdgas-Antriebsvariante, die nur 4,1 Kilogramm Gas auf 100 Kilometer benötigt.
Wann kommt der e-Caddy?
Doch was gibt es Glaubhafteres, biologisch wertvolle Produkte auch in einem Elektro-Caddy auszuliefern. Noch aber sind es nur Pläne, einen rein elektrisch angetriebenen Stadtlieferwagen auf den Markt zu bringen. Die aber verfolgt der Konzern ernsthaft, wie ein Flottenversuch an der Leibniz Universität Hannover zeigt. Sechs elektrisch angetriebene Caddy werden derzeit dort getestet – eingesetzt für Boten-, Liefer- und Postdienste sowie für den Werkstatt- und Service-Bereich. Die Reichweite der Fahrzeuge mit Lithium-Ionen-Batterien beträgt je nach Fahrweise bis zu 136 Kilometer.

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