Dann gehts hinunter: Downhill Scooter für Wagemutige

Natürlich habe ich den Sessellift genommen. Der Aufstieg zu Fuß hätte mindestens zwei Stunden gedauert – zudem war ich müde. Aber vordergründig wollte ich den 1er Sessellift zum Kleť-Gipfel nutzen, da er mich an jene Zeit erinnert, als Freizeitstress noch lange nicht ausgesprochen wurde. Im gemächlichen Hin-und-her-schaukeln schwebt es sich zum Gipfel – ganzjährig je nach Wetterlage. Für den Abstieg aber steige ich auf einen stabilen Downhill Scooter, eine Art Tretroller für extreme Bergabfahrten. Ungebremst wäre die Abfahrt ein Himmelsfahrtkommando.
Aber die Zeit drängelt nicht und die schmalen befestigten Wege schlängeln sich durch ein atemberaubendes Gebiet des Naturparks. Jede Eile wäre also dumm. Zumal das Ziel das Kloster Zlatá Koruna (Goldenkron) ist. Im 13ten Jahrhundert wurde das Anwesen von König Přemysl Ottokar II. gegründet. Dann besiedelten Mönche des niederösterreichischen Zisterzienserklosters Heiligenkreuz die Gebäude. Im ältesten Teil der Klosteranlage, der Kirche Mariä Himmelfahrt, finden sich im Übrigen noch Zeugnisse dieser Zeit.
Das ist nicht selbstverständlich. Immerhin hat das Kloster eine bewegte Vergangenheit – vor allem im vergangenen Jahrhundert als nach der Aufhebung des Klosters die Familie der Schwarzenberger das Klostergut gekauft hat. Erst wurde dort ein Bleichplatz, später ein Kartonnagebetrieb, eine Fabrik für die Herstellung feiner Textilien und Kaschmir errichtet. In der Mitte des 19. Jahrhunderts kam sogar noch eine Gießerei dazu. Erst als der Öffentlichkeit zu viel wurde, etwa im Jahr 1909, begann die Wiederherstellung des Klosters und das Ende industriellen Nutzung. Heute gehört die Klosteranlage im Besitz des tschechoslowakischen Staates – den Schwarzenbergern wurde das Kloster während des Zweiten Weltkrieges weggenommen und vom Protektorat konfisziert.

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