Cadillac Modelle: Der Wilde und der Gentlemen

Am Frankfurter Westhafen bestimmte seit mehr als 150 Jahre die Binnenseefahrt das Treiben im Gutleutviertel. Es war ein Ort für wilde Kerle, die ihre Heuer gerne in einer Spelunke versenkten. Seit allerdings vor etwa 20 Jahren das Hafengelände mit einer Gesamtfläche von zwölf Hektar zu einem modernen Stadtquartier mit Wohnungen, Büros, Ladengeschäften und Gastronomie umdeklariert wurde, hat sich das Leben zwischen der Friedensbrücke und der Main-Neckar-Brücke und nur wenige Blocks südlich des Hauptbahnhofs grundlegend geändert. Der Wandel vom Wild West zum Gediegen ist vollzogen.

Dass wir vor Pfingsten im Gutleutviertel dennoch des Öfteren eine tiefschwarze, 466 PS-starke Corvette sahen, die ihr kommen schon lange vorher mit dem Grummeln ihres V8-Triebwerks ankündigte, hat einen einfachen Grund. Der US-Amerikanische Automobilhersteller Cadillac hat sich für ein paar Stunden im Westhafen eingemietet, um im Rahmen seiner Deutschland-Roadshow seine aktuellen Modelle zu präsentieren. Darunter auch die siebte Generation der Chevrolet Corvette, das Stingray-Cabriolet.
Corvette Stingray mit mehr Leistung und weniger Gewicht
Die US-Ikone Corvette haben die Amerikaner mit einem vollständig neu entwickelte 6,2-Liter-V8-Triebwerk ausgestattet. Der Motor wurde hinsichtlich Verbrauch und natürlich Leistung optimiert, so dass nun eine Kraft von maximalen 630 Newtonmetern auf die Reifen wirkt. Trockene Straßen vorausgesetzt, schafft es eine geübte Fahrerin in etwa 4,2 Sekunden von null auf 100 km/h. Dank eines speziellen Performancepakets mit aggressiverer Fahrwerksabstimmung, das es serienmässig für Europa gibt, lassen sich auch engere Kurven kontrolliert fahren.

Das stabilere Fahrverhalten ist auch dem umfassenderen Einsatz von Leichtbaumaterialien, der neu entwickelten Rahmenstruktur aus Aluminium, die um 45 kg leichter und um 57 Prozent steifer ausfällt als die entsprechende Stahlkonstruktion aus der Vorgängergeneration, geschuldet. Der Einsatz von Hightechmaterialien beinhaltet außerdem eine Motorhaube und ein Targadach aus Kohlefaserwerkstoff sowie Unterbodenverkleidungen aus Karbon-Nano-Kompositmaterial – einer Kombination aus traditionellem Verbund- und Kohlefaserwerkstoff zur Stabilitätserhöhung und Gewichtsreduzierung. Kotflügel, Türen, hintere Seitenteile und Rückwand sind aus einem Verbundwerkstoff gefertigt, der gegenüber der Vorgängerkonstruktion weitere Gewichtseinsparungen mit sich bringt.
Stingray als Coupé und als Cabriolet
Weil die Amerikaner die siebte Generation komplett neu und sowohl als Coupé als auch als Cabriolet entwickelt haben – mit dem Vorgängermodell hat die neue Generation praktisch nichts mehr gemein – wurde auch gleich das Interieur mit Materialien wie Karbon, Aluminium und handverarbeitetem Leder aufgemöbelt. Zudem wurden zwei konfigurierbare Acht-Zoll-Bildschirme für Fahrerinformation und Multimedia-Anwendungen platziert. Damit wirkt der Sportwagen im Inneren sehr futuristisch.

Auch das Fahrgeräusch wurde dementsprechend optimiert. Um das „Störgeräuschniveau“, wie es Cadillac in seiner Meldung selber nennt, möglichst niedrig zu halten, wurde ein dreilagiges, mit schallabsorbierender Auspolsterung und einer Glasheckscheibe ausgestattete Stoffverdeck eingesetzt. Für das Cruisen in aller Ruhe ist der Wagen dennoch nicht die erste Wahl.

Das weiß auch Thomas Sedran, Europa-Chef von Cadillac und Chevrolet, und verweist auf den brandneuen Cadillac CTS. Die dritte Generation der Luxuslimousine kommt 127 Millimeter länger und etwas „geduckter“ daher als der Vorgänger und steht an diesem Tag auch zur Probefahrt bereit. Auch dieses Fahrzeug ist in tiefem Schwarz lackiert, zieht aber weit weniger Blicke auf sich – obschon der breite Cadillac-Kühlergrill mit großem Markenemblem dem Wagen eine Menge Luxus einhaucht.
Luxus und Leichtbau prägen den Cadillac CTS
Understatement ist beim CTS im Übrigen gewollt, wie Sedran erklärt. „Die Cadillac-typischen vertikal angeordneten Scheinwerfer unterstreichen die zeitlose Eleganz, die das äußere Design des CTS prägt“. Dabei lassen die großen Frontscheinwerfer, die von einem Bogen aus 16 weißen LEDs umrahmt sind, wie auch die flügelförmigen Heckleuchten mit 102 LEDs für Bremsen, Blinken und Positionslicht, vermuten, dass der Wagen mit eine Menge Kraft unter der Motorhaube hat.

Ein Blick auf das technische Datenblatt verrät, der neue CTS, den es in Europa mit einem Zweiliter-Turbobenziner und Sechsstufen-Automatik gibt, verfügt über 276 PS. Weil die Entwickler konsequent auf Leichtbau gesetzt haben, wiegt die Limousine 128 Kilogramm weniger als das Vorgängermodell. Das Maßnahmenpaket reicht dabei von Türen, Stoßfängerunterbau und Armaturenträger aus Aluminium bis zu einer Motorhaube, die komplett aus Aluminium gefertigt ist.

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