Entschleunigung garantiert
Gemächlich rauschen wir durch die Weite des Landes. Links und rechts erstrecken sich satte, grüne Wiesen und Felder. Breite Schilfflächen begrenzen sanfte Gewässer und dichte Buchenwälder säumen den Weg. Ganz im gemächlichen Takt geht es beständig vorwärts, immer ein Stück tiefer in die scheinbar unendliche Weiträumigkeit der Natur hinein. Die Sonne neigt sich der Abenddämmerung entgegen. Ein Blick aus den großen Panoramafenstern der Bahn gibt die Sicht auf einen feuerroten Kugelball am Horizont frei, der langsam in der Ferne im binnengelegenen Achterwasser der Insel Usedom zu versinken scheint. Ein besonders schöner Augenblick. Die nächsten Tage wird uns dieser Moment gedanklich noch mehrfach einfangen, denn einen schöneren Willkommensgruß kann man sich für einen Inselurlaub kaum vorstellen.
Wie eine Perlenkette
Usedom, die zweitgrößte Insel der Republik im östlichsten Zipfel Mecklenburg-Vorpommern gelegen, gilt mit seiner beständig hohen Zahl an Sonnenstunden nicht nur als sonnigste Insel der Ostsee und ist dementsprechend ein viel besuchtes Badeparadies, sondern steht ebenso abseits des klassischen Bäderbetriebes für Idylle, Einsamkeit und unberührte Natur.
Wer auf die Insel anreist, nimmt hierzu am besten die Usedomer Bäderbahn (UBB) und kann sich auf diese Weise schon einmal einen Überblick von der Vielfältigkeit der Insel verschaffen. Die Bahn fährt bereits seit 1876 Reisende auf das Eiland und legte den Grundstein für die infrastrukturelle Erschließung der Insel und die späteren glanzvollen Zeiten des Bäderverkehrs in den 1930er Jahren. Heute kann man direkt von Stralsund über Greifswald und Wolgast auf die Insel reisen. Wie Perlen auf einer Schnur reihen sich die Usedomer Seebäder aneinander, die die Usedomer Bäderbahn alle nacheinander anfährt. Über die vier Bernsteinbäder Zempin, Koserow, Loddin und Ückeritz erreicht man die drei Kaiserbäder Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck bis der Zug im südöstlichsten Teil der Insel, dem bereits zu Polen gehörenden Swinemünde, endet. Mit einmal Umsteigen sind ebenso schnell die Inselbäder Zinnowitz, Trassenheide und Karlshagen im Norden der Insel erreicht. Eine wunderbare Art, seinen Urlaub zu beginnen und bereits bei der Anreise zu entschleunigen und die ersten reizvollen landschaftlichen Impressionen auf sich wirken zu lassen.
Bansin – eines der jüngsten Bäder im Ostseeraum
Unsere Reise führt uns in das Seeheilbad Bansin. Hier steigen wir aus der Bahn aus. Das kleinste und jüngste der drei Kaiserbäder wurde 1897 eigens zu Zwecken des Badebetriebes gegründet und glänzt seitdem durch Architektur und Lage. Während die großen Schwestern Heringsdorf und Ahlbeck aus kleinen Fischerkolonien entstanden sind und bereits seit den 1850er Jahren als Badeorte fungierten, verhalf die erwachende Badekultur um die vorletzte Jahrhundertwende dem einstigen Dorf Bansin zu einer speziell für das Badewesen ausgerichteten architektonischen Neukonzeption. Auf einer mondän angelegten vierspurigen Promenade kann der Badegast in Bansin vorbei an schönsten Ensembles der Bäderarchitektur entlang flanieren, die leichte Brise der Ostsee sich ins Gesicht wehen lassen und den Blick über breite, weiße Sandstrände und Ostsee schweifen lassen. In einer lauen Sommernacht hat sich schon so manch einer hier wie am Mittelmeer gefühlt.
Flanieren, vorbei an Prachtvillen und Seebrücken
Mehr als zwölf Kilometer zählt die Promenade insgesamt, wenn man weiter entlang der Küste von Bansin über Heringsdorf nach Ahlbeck läuft, und gilt damit als längste Europas. Küsten- und Pinienwälder säumen den Weg. Seebrücken, touristische Wahrzeichen die mehrere hundert Meter ins Meer hinaus ragen, wecken in uns nostalgische Gefühle. Eine nahezu lückenlose Bebauung von Villen repräsentiert die Bäderarchitektur, die den Kaiserbäder ihr Gesicht gibt und eine Mixtur aus verschiedenen Baustilen und geographischen Einflüssen beschreibt. Klassizistische Prachtvillen stehen neben französisch anmutenden Renaissancebauten, aufgelockert durch verwinkelte skandinavische Holzhäuser oder Anleihen aus Fernost. Der Kurdirektor der Dreikaiserbäder, Dietmar Gutsche, weiß zu jedem Gebäude eine kleine Anekdote zu berichten und scheut beim Betrachten einer derartig vielgestaltigen Türmchenarchitektur den Vergleich zu „Schloss Neuschwanstein“ nicht.
Die „Badewanne Berlins“
Eines des wohl schönsten und auch herausragendsten Gebäude entlang der Bäderpromenade begegnet uns im Ostseebad Heringsdorf und ist die Villa Oechsler, eine beeindruckende kräftig gelb leuchtende Villa mit Mosaiken und einem einnehmenden Säulenportal, die mit großen Aufwand restauriert und in ihren Originalzustand um die Jahrhundertwende versetzt wurde. Wer mag kann dieses Gebäude sogar von innen besichtigen, denn im Erdgeschoss befindet sich eine Luxus-Boutique. Der Seeblick war beim Bau derartig prachtvoller Häuser obligatorisch. In Bansin selbst für die Villen, die in zweiter Reihe stehen und jeweils versetzt auf Lücke gebaut wurden. Großzügige Freitreppen, Balkone und mit Ornamenten verzierten Giebel geben auch heute noch den Glanz frei, den vor mehr als über 100 Jahren zunächst primär Bürgertum und Adel genossen haben, die vornehmlich aus Berlin zur Sommerfrische anreisten. Auch die kaiserliche Familie weilte mehrfach zur Erholung in den Badeorten. Die Namen der Villen zeugen noch von diesen Goldenen Zeiten. Die Hausherren der Villen benannten entweder ihre Bauten nach den Vornamen ihrer Ehegattinnen oder nach der Großen Epoche selbst, wie beispielsweise das Hotel und Restaurant „Kaiser Wilhelm“ in Bansin.
Landschaftliche Vielfalt lädt zu Entdeckungstouren ein
Wer hingegen etwas mehr Ruhe und Beschaulichkeit abseits der Bäderkultur sucht, kann oftmals nur wenige Hundert Meter von der Küstenlinie entfernt im Binnenland in eine landschaftlich ganz andere Welt abtauchen. Nirgendwo anders liegen die Kontraste zwischen weißen mondänen Sandstränden und abgeschiedenen Biotopen, zwischen dem kraftvollen Rauschen des rauen, salzigen Meeres und den sanft strömenden Binnengewässern, so unmittelbar nah aneinander wie auf der Insel Usedom. Hier treffen naturgeformte Gegensätze aufeinander, die sich harmonisch ergänzen und zu einem unverwechselbaren Gesamtbild verschmelzen.
Paradies für Naturliebhaber
Eine Wanderung durch die Natur im Lieper Winkel offenbart uns die unberührte Schönheit des Hinterlandes der Insel. Der Lieper Winkel ist eine Halbinsel zwischen Peenestrom und Achterwasser und war aufgrund seiner relativ abgeschiedenen Lage und sumpfig durchzogenen Gebieten bis zum Ende des 19. Jahrhunderts größtenteils nur auf Wasserwegen zu erreichen. Bis heute haben sich die kleinen Dörfer auf der Halbinsel ihren ganz eigenen Charme bewahrt und wurden kaum vom Tourismus berührt. Die Region setzt vielmehr auf individuelle Besucher, die sich für die Tier- und Pflanzenwelt der Insel interessieren. Das Einfallstor zum Lieper Winkel bildet der Ort Morgenitz. Als wir ihn passieren, glauben wir uns in einen anderen Raum und eine andere Zeit versetzt: Backsteingebäude aus dem 14. Jahrhundert, romantisch gepflasterte Wege, alter Baumbestand und eine alte Töpferwerkstatt der Keramikkünstlerin Astrid Dannegger beschreiben ein Kleinod, wie man es nur noch an wenigen Orten findet.
Flora und Fauna per Rad oder Pedes entdecken
Diese Stille und Beschaulichkeit des Lieper Winkels laden zu ausgedehnten Touren in die Natur ein. Wanderungen per Rad oder zu Fuß lasen sich beispielsweise ab dem Dörfchen Liepe, zur Gemeinde Rankwitz gehörend, dessen zentraler Mittelpunkt die im Jahre 1216 errichtete St. Johannes-Kirche ist, der älteste urkundlich erwähnte Kirchenbau der Insel, starten. Reetgedeckte Häuser und altes Lehmfachwerk machen das Dorf beschaulich.
Die Insel Usedom ist bekannt für ihren vielfältigen Vogelbestand, darunter Seeadler, Weißstörche, Kraniche oder Graureiher, wie Wanderführer und Geologe Martin Twietmeyer berichtet, der für Wikinger-Reisen geführte Reiserouten speziell für gesundheitsbewusste Aktiv-Urlauber entwickelt und ausgearbeitet hat. Insgesamt stehen dem Gesundheitsbewussten ein 450km langes Wanderwegenetz und ein über 150km langes Radwegenetz auf der Insel Usedom offen, um die artenreiche Flora und Fauna zu erkunden. Einsamkeit und Ruhe garantieren zumeist den Naturgenuss. Wir entscheiden uns für eine Wanderung, die von Grüssow auf dem Deich entlang, vorbei an saftig grüner Wiesen, in Richtung der Ortschaft Warthe, einem kleinen Fischerdorf am Peenestrom, führt. Twietmeyer hat sein Fernglas stets griffbereit und macht uns auf unserer Tour immer wieder auf Vogel- und Pflanzenarten am Wegesrand aufmerksam. Unterwegs streifen wir auf alten weidengesäumten Pfaden an Sandstränden und Buchten vorbei, die den Blick auf das ruhig fließende Achterwasser frei geben.
Am Ende des Tages sind wir von der guten, frischen Luft erschöpft. Ein Insel- und Wandertag voller neuer, kontrastreicher Eindrücke neigt sich seinem Ende entgegen. Der Himmel färbt sich abermals blutrot. Vor allem sind wir jedoch verzaubert: von einer unberührten Usedomer Natur, die uns mit aller Kraft auf sinnliche Weise berührt hat, und auch nach unserem Aufenthalt noch lange auf uns nachwirkt.
Die Insel Usedom bietet zahlreiche Freizeit- und Erholungsaktivitäten an:
Weitere Informationen stellt die Usedom Tourismus GmbH zur Verfügung.
Wer sich auf die Spuren unserer Reise unter dem Motto "Natürlich Gesund" begeben möchte, kann dieses mit Wikinger Reisen tun, die sowohl individuelle als auch geführte Wander- und Radreisen in ihrem Programm anbieten.
Wellness-Urlaub im Seeheilbad Bansin bietet das Ostseehotel Villen im Park mit einer 20.000 qm großen Parkanlage, beheiztem Außenpool und Blockhaussauna sowie einem eigenen Spa inklusive Bade- und Saunalandschaft.