Ratschings im Ridnauntal ist ein kleiner Ort in Südtirol. Durch den Ort führt eine größere Straße, rechts ein Bäcker, links ein Laden, einige kleine Häuser und das Ressort Schneeberg, von dem wir nach dem ersten Tag den Eindruck haben, es nimmt das halbe Dorf ein. Zahlreiche Gebäude wurden im Laufe der Zeit angebaut. Wer das Hotel erkundet, findet nach und nach: einen Wellness-Tempel mit Sauna, einen großer Außenpool, Hallenbad, Fußballplatz und Streichelzoo, einen kleinen künstlich angelegten See mit Ruderboot und Tretboot als „bitte gerne zu benutzendes“ Accessoire, eine Dicso, Freizeiträume für Groß und Klein, und, und, und. Das Ressort ist heute ein erstaunliches Familienhotel – für Kinder, die toben wollen und für Eltern, die am Pool ihre Ruhe suchen.
Wir ruhen uns später aus. Zunächst erkunden wir das Stück Südtirol, das bereits im 1200 Jahrhundert für große Aufmerksamkeit sorgte: Zu dieser Zeit fanden die ersten Anwohner im Schneeberg das seinerzeit begehrte Erz, später Edelmetalle, darunter auch Silber. Dann begannen sie mit einfachsten Mitteln Stollen in den Berg zu treiben. Die primitiven Werkzeuge, die langen Winter, die schlechte Unterkunft aber forderten ihren Tribut. Viele werden die kommenden Monate nicht überleben.
Südtiroler Bergbaumuseum: Staunen und Strapazen
Die ganze Tragik der Bergarbeiter, die noch bis Mitte der 1980iger Jahre dort nach Reichtum gruben, stellt heute ein Museum dar. Als das einst höchstgelegenste Bergwerk Europas 1985 endgültig das Graben einstellte, kümmerte sich ehemalige Bergwerker um den Erhalt der 800 Jahre alten Geschichte. Das Südtiroler Bergbaumuseum bewahrt die Geschichte von Leid und Tragik ganzer Generationen, deren Nachfahren noch in den kleinen Dörfern im Ridnauntal leben.
Einige leben dabei noch immer von der Geschichte des Bergwerks. So auch das Hotel Schneeberg, das heute von der Familie Kruselburger geleitet wird und nur wenige Gehminuten von dem Museum entfernt steht. Wie eng die Familie und das Hotel mit dem Erzabbau verbunden ist, erzählt uns einer der Söhne. So hat sein Großvater den Knappen einst die Verpflegung hinauf ins hochgelegene Schutzhaus am Schneeberg gebracht. Dort mussten sie mitunter monatelang wohnen. Die Unterkünfte waren überbelegt und unbeheizt, die Arbeit hart und gefährlich.
Einen Eindruck der Schinderei können im Übrigen heute noch all jene erleben, die sich über das Museum für eine der organisierten Führungen anmelden. Vom mehrstündigen Erkunden der Bergminen mit der Erzaufbereitungsanlage, die für die Besucher noch immer in Betrieb genommen werden, bis hin zu einer mehrtägigen Tour für geübte Wanderer. Dann aber erlebt man teils die Strapazen der Knappen, die unter extremen Bedingungen nach den alpinen Bodenschätzen suchten. Trotz der teils beklemmenden Eindrücke über das Arbeitsleben der Bergarbeiter ist das Museum ein pädagogisch wertvolles Unterfangen für die ganze Familie.
Abenteuer Wandern in unmittelbare Hotelnähe
Nach den etwa drei Stunden Führung fühlen wir uns ein wenig in die Vergangenheit zurück versetzt. Umso mehr freuen wir uns auf die frische Luft der Berge. Trotz des leichten Nieselregens lohnt sich die anschließende Almwanderung zur Gilfenklamm. Alteingessene nennen sie auch die Kaiser-Josefs-Klamm – so wurde sie vor etwa 100 Jahren getauft. Sie ist im Übrigen weltweit die einzige Klamm, die tief in reinweißen Marmor eingeschnitten ist. Der Weg dorthin führt durch üppige Vegetation – schützt vor Regen – und vorbei an Steilhängen, die zum Verweilen einladen.