Munich Loves You: Interview mit Münchens neuer Tourismuschefin

Eine Marktanalyse ist in Auftrag gegeben worden, um zu sehen, wo das Image der "Weltstadt mit Herz" aufpoliert werden kann. Es gilt herauszufinden: Welche Potentiale schlummern noch in München, um Touristen zu begeistern? "Munich Loves You", das soll vermehrt durch Kunst, Kultur, Architektur, Design und Nischentourismus zum Ausdruck werden. Kleine Restaurants, die zum Beispiel slow-food-ähnliche Köstlichkeiten aus regionalen Zutaten zaubern, werden stärker in den touristischen Fokus rücken. Oder Trachten-Designer, die ausgefallene Dirndl mit heimischen Materialen schneidern. Auch wenn noch etwas Zeit vergehen wird, bis die Ergebnisse der Studie vorliegen, ist Eines für Knudson jetzt schon sicher: München darf nicht so heillos überlaufen werden wie andere Städte, die beispielsweise zu Festspielzeiten ihre Konturen verlieren. München soll authentisch bleiben.

Kornelia Doren: Sie sind seit Anfang April als neue Leiterin von München Tourismus im Amt. Wie gefällt Ihnen Ihre neue Wahlheimat München? Wie unterschiedet sich Ihr neues Aufgabenfeld vom bisherigen Standort- und City Marketing in Luxemburg?
Geraldine Knudson: Meine Wahlheimat München gefällt mir sehr gut. Ich hatte hier bereits als Studentin zwei Jahre lang gelebt und die Stadt schätzen gelernt. Ich mag die Münchner Mischung aus Tradition und Moderne. Ich bin von denerstklassigen Kulturangeboten angetan sowie vom Stadtbild, vom grünen München mit den herrlichen Parks und Biergärten, dem Gebirgsfluss Isarund den Top-Angeboten für die Freizeit und Sport. Die Mischung machts. Bei München Tourismus starten wir in enger Abstimmung mit dentouristischen Leistungsträgern eine umfassende Markenanalyse für die Reisedestination München. Es geht darum, gemeinsam mit allentouristischen Leistungsträgern eine Vision und Strategie zu entwickeln, wie München in absehbarer Zeit vermarktet werden soll.In Luxemburg konzentrierte sich meine Aufgabe auf das Standortmarketing und auf die Entwicklung eines Leitbilds in Kooperation mit Akteuren ausder Wirtschaft, Bürgerschaft, Kultur und Politik.

Anfang April sagten sie beim Pressegespräch im Münchner PresseClub: „München verdient es, dass seine gesamte Vielfalt herausgestellt wird.“Sie unterstrichen damit zu Recht, dass München nicht nur aus Biergärten, Lederhosen und dem Oktoberfest besteht. Sondern auch aus Kunst und Kultur, Architektur und Design. Mit welchen touristischen Maßnahmen möchten Sie diese gesellschaftlichen Bereiche besonders fördern?
Diese Bereiche wurden bereits in der Vergangenheit schon intensiv vermittelt, sind dabei aber durch das – vor allem bei ausländischen Gästen beliebte – Image Münchens als klassisch bayerische Destination immer wieder in den Hintergrund gedrängt worden. Durch die aktuelle Kooperation mit Kulturinstitutionen wie den Münchner Museen werden gemeinsame Kommunikationsmittel entwickelt. So entstand das neue Museumsbooklet, um München als Museumsmetropole verstärkt zu positionieren. Wir sind zudem im Rahmen der Tourismus Initiative München, speziell im Kultur-Arbeitskreis dabei, weitere Strategien für die Vermittlung der hochkarätigen Kulturangebote und touristische Maßnahmen zu entwickeln.

Stichwort „Familienurlaub in München“. Wird es touristische Angebote geben, die das teure Pflaster München mit der meist kleinen Ferienkassevon Familien versöhnen?
Eine Fülle von Angeboten kommt den Interessen und der oft kleinen Ferienkasse der Familien bereits entgegen. Budgethotels bieten günstige Zimmer, in Biergärten kann ein Familienpicknick mitgebracht werden. Spielplätze, Parks, das Isarufer laden zum Spielen und Austoben ein. Kostengünstige Kinderprogramme in den Museen sorgen für Anregung und Spaß, so können z.B. Kinder im SMAEK (Staatliches Museum für ÄgyptischeKunst) „zu Gast beim Pharao“ sein oder in der Villa Stuck am Kinderprogramm „Fränzchen“ teilnehmen. Übrigens verlangen staatliche Museen wie die Pinakotheken, das Museum Brandhorst und das Bayerische Nationalmuseum am Sonntag nur einen Euro Eintritt – eine Tradition, die auf König Ludwig I. zurückgeht. In der überwiegenden Zahl von Museen haben Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre freien Eintritt.

Wenn wir an den Aspekt „Elektromobilität“ denken: Wie sehen Sie die emissionsfreie Mobilität im Tourismus? Würden Sie es begrüßen, wenn Münchner Busse, Taxis und Chauffeur-Services eines Tages auf Elektrofahrzeuge umrüsten müssten?
München ist als Modellregion mit dem Thema befasst. Die Kollegen von der Wirtschaftsförderung im Referat für Arbeit und Wirtschaft sind hierfür verantwortlich.

Im Presseclub München sprachen Sie davon, dass die Gästeführerausbildung der Landeshauptstadt München verbessert werden soll. Das Ziel sei es, den unterschiedlichen touristischen Erlebniswelten noch stärker gerecht zu werden. Wie wird diese Verbesserung konkret aussehen? Worin wird sich das für Gäste und Guides manifestieren?
München Tourismus bildet seit über 50 Jahren die offiziellen Gästeführer der Landeshauptstadt München aus. Aufgrund der langjährigen Erfahrung verläuft die Ausbildung professionell und gehört deutschlandweit zu den führenden. Das positive Feedback der Gäste und der Vergleich mit den anderen Tourismusdestinationen bezeugen dies. Für eine Erweiterung unseres Angebots sorgen u.a. die geprüften Taxiguides der Landeshauptstadt München, die im neuen Kurs 2014 zu offiziellen Gästeführern weiter qualifiziert werden. Diejenigen, die sich individuell durch München führen lassen möchten, können sich mit den offiziell ausgebildeten Taxiguides auf Spezialtouren begeben, die gezielt auf die Interessen und Bedürfnisse der Gäste eingehen. Für eine Erweiterung der Erlebniswelten werden zudem laufend Themenführungen in Kooperation mit touristischen Partnern und erfahrenen Guides entwickelt. Neu im Programm der angebotenen Führungen ist z.B. der für offizielle Guides exklusive Zugang zu den Münchner Markthallen.  
Frau Knudson, wir bedanken uns für das Gespräch. 

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