Burmester Sound: Ich würde selbst heilige Kühe schlachten

Dieter Burmester hält es wohl in keinem Auto lange aus, wenn der Klang der Musikanlage nicht perfekt ist. Aber ist es nicht Grotesk, in einem Autoinnenraum, in einem derart verwinkelten Raum, eine klare Komposition darzustellen? Jedenfalls mit den Anlagen, die Burmester in seiner Audio-High-End-Manufaktur in Berlin herstellt und die in der Regel mehr als ein Sportwagen kosten, gönnen sich Klangästheten in den eigenen vier Wänden ungetrübten Musikgenuss. Das war dem Ingenieur nicht genug. Er wollte das Konzertsaalgefühl auch fürs Auto. Die Musik sollte sich dort nicht nur auf die Hintergrundkulisse beschränken, sondern zu einem emotionalen Ereignis werden.

Mit einem außergewöhnlichen Konzept gelang es ihm dann im Bugatti EB 16.4 Veyron, ein Soundsystem der Superlative zu integrieren. Für Burmester war das Bugatti-Projekt der Einstieg in Edel-Soundsysteme für Automobile. Und seit der Einführung des High End Surround Sound Systems mit dem Launch des neuen Porsche Panamera gilt es als Maßstab für werksseitig integrierte Car Hifi Systeme. Mittlerweile werden diese Anlagen gegen Aufpreis auch im Porsche Cayenne, sowie in der Sportwagenikone Porsche 911 eingesetzt.
Tausend Watt verteilt auf 16 Lautsprecher
Trotz seiner Reputation, den Auftrag musste sich auch Burmester erst erarbeiten. Als Porsche vor etwa sieben Jahren vier Firmen bat, für den Cayenne ein Soundsystem zu entwickeln und annähernd 100 Porsche-Mitarbeiter zur Klangbeurteilung abstellte, gewann er mit großem Abstand. Sein Erfolgsrezept: Bereits während der Konzeptphase arbeitet er und sein Team mit den Sounddesigner bei Porsche zusammen. Immerhin gilt es, optimale Einbauplätze für die speziellen Lautsprecher zu finden.

Dafür würde er selbst „heilige Kühe schlachten, wenn die Audiotechnik das vorschreiben würde“, erzählt er uns während einer Präsentation im Porschewerk Leipzig. Das Ergebnis: Noch nie zuvor wurde eine so große, akustisch wirksame Gesamtmembranfläche – mehr als 2.400 Quadratzentimeter – in einem Serienfahrzeug eingesetzt. Der Frequenzgang reicht von 30 Hz bis 20 kHz. Insgesamt finden sich im Fahrzeug 16 Verstärkerkanäle mit mehr als 1.000 Watt Gesamtleistung, 16 Lautsprecher inklusive Aktivsubwoofer mit 300-Watt- Class-D-Verstärker.

Auch konzeptionell hat Burmester völlig neue Wege eingeschlagen. Für die Frequenzweichen nutzt er nahezu unverändert die Technik aus dem Home-Audio-Bereich. Analoge und digitale Filter wurden jeweils für den speziellen Einbauort definiert und in langen Hörsitzungen abgestimmt. Auch setzte er Bändchen-Hochtöner, die im Fachjargon Air Motion Transformer heißen, ein. Laut dem Berliner sind sie ein Garant für unverkennbar feine, klare und unverzerrte Wiedergabe hoher Töne.

Um den Beweis anzutreten, dass die verbaute Verstärkerelektronik eine überzeugende räumliche Bühnendarstellung ermöglicht, lud Porsche nach der Präsentation ins Leipziger Gewandhaus ein. Dort spielen jedes Jahr einmal im Rahmen der Audio Invasion die bekanntesten klassischen Orchester. Im großen Saal spielte das Gewandhausorchester unter der Leitung von Jiří Bělohlávek – zuerst Suks ‚Fairy Tale‘ für Violine und Orchester, später die ‚Tänze aus Galánta‘ von Kodály.

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