Wie nah einem die ostfriesischen Schafe kommen, haben wir erst bemerkt, als wir entlang des Deichweges fuhren – einer schmalen befestigten Straße direkt hinterm Deich, auf halbem Weg von Emden nach Norden – und anhielten. Nicht, dass Schafe sich in dieser Einsamkeit nach einem Kleinwagen sehnen. Es scheint eher so, als würden sie uns beobachten. Selten fahren hier Touristen offen in einem Cabrio vorbei. Diese Straße, die entlang der Deichschulter führt, ist mitunter die einzige Anbindung an die Zivilisation für die Landwirte, die im ostfriesischen Hinterland in aller Abgeschiedenheit existieren. Und die Schafe dienen der kostengünstigen Pflege. Sie treten den Boden fest und sie fressen das Gras kurz, ohne die Graswurzel zu beschädigen.
Nun standen wir an diesem Hochwasserschutzsystem und schauten auf das weite flache Land – geschützt vor den starken Windböen. Dafür sind wir mit dem aktuellen Cabrio von BMW, dem 118d, von München aus angereist. Mehr als 850 Kilometer quer durch die Republik. Eine lohnenswerte Fahrt. Denn weder das stundenlange Fahren auf der Autobahn hat uns gestört. Noch mussten wir uns vor den Tankstopps fürchten. Obschon wir durchschnittlich mit mehr als 160 km/h gefahren sind, lag der Verbrauch am Ende der Reise bei errechneten 5,6 l auf 100 Kilometer.
Effizienter Zweiliter-Diesel
Dabei schiebt der 143-PS-starke Zweiliter-Diesel das Cabrio zügig über die Autobahn und souverän entlang den kurvenreichen Straßen Ostfrieslands. Passend zum Motor wurden Fahrwerk und Lenkung sportlich abgestimmt. Zwar lassen sich deshalb auch enge Kurven schnell durchfahren, doch empfehlen wir ein Anbremsen vor größeren Bodenwellen. Die harten Schläge sind bestens zu spüren. Dafür verhindern die ergonomisch gestalteten Sitze ein Verrutschen. Halt bieten im Übrigen auch der Schaltknüppel des Sechsgang-Getriebes wie auch das griffige Sportlenkrad. Dieses gibt es sogar mit einer Lenkradheizung, sofern man die 190 Euro Aufpreis in Kauf nimmt.
An diesem Tag im Herbst haben wir dieses Feature nicht benötigt. Wir fuhren bei Temperaturen um die 14 Grad Celsius und offen entlang der Nordseeküste. Nur der starke Wind, der hier an vielen Tagen von Nord-Nord-Ost übers Land bläst, erfordert eine wetterfeste Jacke. Doch Cabriofahrer sind sturmerprobt. Um dennoch nahezu ganz im Windschatten zu sitzen, genügt es: alle Scheiben hoch, vor allem aber den Windschott eingehängt. Und wäre es ab etwa 150 km/h nicht unerträglich laut, könnte man auch mit Höchstgeschwindigkeit (206 km/h) anreisen.
Dezenter Facelift
Doch neben dem lauten Dröhnen, würde zudem der dann hohe Spritverbrauch das Reisevergnügen trüben. Immerhin hat BMW den Durchschnittsverbrauch dank zahlreicher konstruktiver Maßnahmen auf schnelles Fahren optimiert. So verbessern unter anderem die an den Seiten senkrecht angebrachten Lüftungsschlitzen die Aerodynamik. Weitere Maßnahmen sind die serienmäßig verbaute Start-Stopp-Automatik, die Bremsenergierückgewinnung sowie die Schaltpunktanzeige.
Als der bayerische Autobauer im vergangenen Sommer den neuen 1er vorstellte, schlug das Herz vieler Carbiofahrer höher. Sie hofften auf eine ebenfalls neu konstruierte offene Variante. Doch BMW entschied, vorerst nur wenige Änderungen durchzuführen. So gab es einen dezenten Facelift. Wer genau hinschaut erkennt die Unterschiede: Beispielsweise ziert jetzt eine horizontale schwarze Strebe den breiter gewordenen mittleren Lufteinlass in der Frontschürze. Zudem sind serienmäßig ganz in Rot gehaltene L-förmige Rückleuchten – in LED-Technik verbaut. Gegen Aufpreis gibt es Xenon-Scheinwerfer mit integrierten LED-Tagfahrlichtern und optionale runde Nebelscheinwerfer, die seitlich in die Schürzen eingelassen sind. Dieses Zubehör dient nicht nur der Sicherheit, es unterstreicht auch zusätzlich die Dynamik des Fahrzeugs.
Befürchtungen, das Cabrio verliert bei geschlossenem Verdeck an Attraktivität, sind im Übrigen unbegründet. Mit viel Einfühlungsvermögen haben die Konstrukteure das Stoffverdeck optisch dem Gesamtfahrzeug angepasst. Das elektrohydraulisch funktionierende Softtop verschwindet vollständig im Kofferraum und wird nach außen mit einer Kunststoffverkleidung abgeschlossen. Dass dadurch das Volumen des Kofferraums mit 260 Liter nicht besonders groß ist, ist in der dieser Fahrzeugklasse Usus. Der Kofferraum des direkten Konkurrenten, das Audi A3 Cabrio, ist mit 255 Liter sogar noch kleiner.
Das bestverkaufte Cabrio im Konzern
Und auch auf folgenden Makel sei hingewiesen. Geschlossen ist der Blick nach hinten stark eingeschränkt, da nur das schmale Heckfenster den Blick freigibt. Damit ist das Einparken – ohne das aufpreispflichtige Park-Distance-Control – nur mit viel Übung erträglich. Wegen der breiten C-Säule ist übrigens auch die Sicht nach schräg hinten problematisch. Beim Wechseln der Spur wäre ein Totwinkelassistent hilfreich. Den aber bietet BMW für den 1er nicht an.
Dafür ist der Wagen serienmäßig mit dem elektronischen Stabilitätsprogramm (DSC) mit Bremsassistent und Cornering Brake Control ausgestattet. Das System unterstützt das Bremsen in Kurven. Gegen Zuzahlung liefert BMW den Wagen aber auch mit Aktivlenkung, Xenonlicht, Fernlichtassistent und adaptivem Kurvenlicht (mit Abbiegelicht) aus. Zum hohen Grundpreis von 32.700 Euro kommen allerdings mit jedem Extra weitere Kosten hinzu – und die Aufpreisliste ist lang. Allein schon für die Klimaautomatik und das Navigationssystem Professional schlagen mit mehr als 5.000 Euro zu Buche.
Auch wenn die Basisversion des 118D etwa Vergleich mit dem Audi A3 2.0 TDI (Cabriolet, 140 PS, ab 30.600 Euro) oder den ebenfalls 140 PS starken VW Eos 2.0 TDI (mindestens 32.150 Euro) teurer ausfällt. Eingefleischte BMW-Liebhaber dürfte das nicht abschrecken. Je nach aufgedrucktem Markenlogo kostet die eine oder andere Handtasche ja auch mehr. Bevor nun jedoch Ende 2013 die neue Cabrio-Version erscheint, ist der 118d eine gute Wahl bei den Kleinwagen-Cabriolets. Auch wegen der geringen Betriebskosten, wie der ADAC ermittelt hat. Die monatlichen Kosten liegen der Untersuchung nach bei monatlich 682 Euro. Vorausgesetzt bei einer jährlicher Fahrleistung von 15000 km und vier Jahren Haltedauer.