Seit wenigen Tagen gibt es die neue luxuriöse Mittelklasse von Cadillac auf dem deutschen Markt – zum Preis ab 37.500 Euro. Mit dem Cadillac ATS wollen die US-Amerikaner nunmehr mit Europas Auto-Elite gleichziehen. Allerdings in einer Nische, die derzeit von Fahrzeugen wie dem BMW 328i besetzt sind. Wohlwissend, dass der 276-PS-starke ATS in Europa kein Volumenmodell werden wird. So dürfen sich vor allem Liebhaber einer amerikanischer Fahrkultur angesprochen fühlen – die aber nicht auf die Vorzüge eines auf europäische Gewohnheiten abgestimmtes Fahrwerk verzichten wollen.
Der Cadillac zeigt sich stilvoll. Und er hat so gar nichts mit Geronimo’s Cadillac zu tun, den das Duo Modern Talking einst besang. Die Designer haben bewusst einen sportlichen Charakter gewählt, der der „Art & Science“-Designsprache von Cadillac folgt. So steht es in der Presseaussendung. Ganz amerikanisch sind deshalb die aufrecht stehenden Leuchteneinheiten, die V-förmige „Bügelfalte“ vorne und hinten sowie die neue und mächtige Ausprägung des Kühlergrills.
Dass dennoch die Zielvorgabe an die Designer: „Verringert den Luftwiderstand“, gehalten wurde, liegt an den zahlreichen Maßnahmen der Konstrukteure, den cw-Wert auf 0,299 zu reduzieren. So schließen aktive Luftleitelemente im Kühlergrill bei hoher Geschwindigkeit, großflächige Verkleidungen unter dem Fahrzeugboden reduzieren Verwirbelungen und das dritte Bremslicht an der oberen Kofferraumkante fungiert gleichzeitig als Heckspoiler.
Der ATS ist leichter und agiler als er aussieht
Der Spoileransatz dient allerdings eher der Optik. Die für ein amerikanisches Modell sehr gute Fahrdynamik verdankt der Wagen allerdings vor allem dem konsequenten Leichtbau. Die Gewichtsoptimierung beruht auf der vermehrten Verwendung hochfester Stähle und dem Einsatz von Aluminium für die Motorhaube. Auch die vorderen Hilfsrahmen, die vorderen Stützlager sowie beide Stoßfänger sind aus dem Leichtmetall. Für die Motorträger nutzt Cadillac sogar eine Magnesiumlegierung. Trotz seiner Länge von 4,64 Meter und einer Breite von 1,80 Meter wiegt der Viertürer nur 1.540 Kilogramm.
Diese Masse wird dank einer Fünflenker-Achse, die Cadillac erstmals einsetzt, und des elektrisch geregelten Dämpfersystems „Magnetic Ride Control“ souverän auf der Strasse gehalten. Gegen Aufpreis gibt es ein Sportfahrwerk. Aber auch ohne lässt sich der ATS flott durch die bewaldeten Serpentinen im Spessart steuern. Auf gerader Strecke und dort wo es die Straßenverkehrsordnungen zulässt, können dann innerhalb von sechs Sekunden die hundert beziehungsweise nach einer Weile die maximalen 242 km/h erreicht werden.
Die nötige Kraft liefert ein 2.0-l-Vierzylinder-Benzinmotor. Die maximalen 353 Newtonmeter, die bereits bei einer Drehzahl von 1.700 min-1 anliegen und bis 5.300 min-1 kaum nachlassen, werden entweder über ein manuelles Sechsgang-Getriebe mit Sperrdifferenzial oder ein Sechsstufen-Automatikgetriebe mit Magnesium-Schaltwippen am Lenkrad auf die Hinterräder übertragen. Zwar gibt es den Cadillac zu Beginn auch in der Automatikversion als Allradfahrzeug. Doch zur Markteinführung steht nur eine Motorisierung zur Auswahl. Auf Nachfrage bestätigte man uns allerdings, dass es noch für diese Modellgeneration einen Dieselmotor geben wird.
Damit lässt sich dann auch der Verbrauch zähmen. Denn die über 12 Liter, die wir auf unserer Testfahrt auf 100 Kilometer benötigten irritieren in hohem Maße die Tankgewohnheiten deutscher Autofahrer – auch wenn die ECE-Prüfung nur 8,2 l/100km ergibt.
Verstecktes Staufach und ein Sicherheitspaket
Cadillac bietet die Limousine in vier Ausstattungsvarianten an: Elegance, Luxury, Performance und Premium. Wem die Grundausstattung genügt, bezahlt bei einem der sechs Cadillac-Händler in Deutschland nur 37.500 Euro. Für die Topversion mit Automatik und Allradantrieb und allen Ausstattungsdetails müssen dann 50.970 Euro aufgetrieben werden. Dass schon die Basisversion hochwertig verarbeitet wurde, zeigt, dass die US-amerikanischen Hersteller den deutschen Autofahrer im Blick haben. Denn nichts ärgert ihn mehr, als billiges Plastik für viel Geld.
Inmitten einer in der Nacht bunt leuchtenden Armatur- und Ambientebeleuchtung hebt sich das 8-Zoll große Infotainmentsystem CUE (Cadillac User Experience) ab. Es lässt sich mit Smartphone-typischen Finger- und Handbewegungen und haptischem Feedback bedienen. Und es lässt sich über verschiedene Apps individuell konfigurieren.
Zwar sind viele Funktionen nicht auf Anhieb verständlich und müssen erst erlernt werden. Doch verhindern zahlreiche Assistenzsysteme, einen Unfall wegen Unachtsamkeit zu vermeiden. Radar, Kameras und Ultraschallsensoren bilden ein regelrechtes Schutzschild um das Fahrzeug. Zu den Warnsystemen im Auto gehört das haptische „Safety Alert Seat“-System, das Vibrationen in den Sitzflanken als Alternative zu Alarmtönen nutzt.
Das „Driver Awareness“-Paket mit Frontkollisionswarner, Ausparkwarner, Toter-Winkel-Warner und Spurassistent ist allerdings nur bei den Ausstattungen Performance und Premium serienmäßig. Gegen Aufpreis wird bei den Performance- und Premium-Modelle dann das Fahrerassistenz-Paket, das die automatische Gefahrenbremsung und den radargestützten adaptiven Geschwindigkeitsregler umfasst, eingebaut.