Kochbuch-Rezension: BROT genießen

Traditionelles Handwerk contra Backstationen und Back-Shops
Brot ist ein Kulturgut. Doch heute ist es gar nicht mehr so einfach, ein wirklich gutes Brot vom Bäcker zu bekommen – selbst in einer Großstadt, so die zwei Food-Experten in ihrem aktuell im Hölker Verlag erschienenen Backbuch BROT genießen, das sich dem purem Genuss eines der ältesten Lebensmittel der Welt widmet.
Teigrohlinge, die vom Norden bis zum Süden der Republik die Brötchen standardisieren, mit Malz oder Rübensirup tief dunkles gefärbtes Vollkorn-Brot, oder Kuchen-Stückchen, die geschmacklich kaum noch zu unterscheiden sind, da oftmals die immer gleichen Fertigpulver ihren Einsatz finden. Mit dem traditionellem Bäckerhandwerk hat die Praxis von Großbäckereien leider kaum mehr etwas gemein und vor allem, von Genuss kann bei Brot und Brötchen mit großen Luftlöchern nun wirklich nicht die Rede sein.

Dabei gibt es doch kaum etwas besser Schmeckendes als ein frisches, knuspriges Brot. Wie gut kann es sein, eine dicke Scheibe Sauerteigbrot einfach nur mit Butter zu bestreichen und in diese hineinzubeißen? Wie herrlich duftet es, wenn ein warmer Brotlaib aus dem Ofen kommt und sein Aroma in der gesamten Küche verströmt? Jeder, der schon einmal selbst ein Brot gebacken hat, weiß, dass wenn das Brot fertig gebacken ist, man es zumeist gar nicht abwarten kann, bis das Brot abgekühlt und endlich anschnittsbereit ist. Auch Oliver Brachat und Tobias Rauschenberger erinnern sich beide nur zu gerne selbst an Ihre Kindheitstage, als noch die traditionellen Bäcker mit dem Verkaufswagen über die Dörfer fuhren und ihre frisch gebackenen handwerklichen Waren verkauften. Frisches Brot ist geschmacklich einfach etwas Besonderes.

„BROT genießen“ macht Lust selber zu Backen
In Ihrem Buch BROT genießen machen die beiden Brot-Liebhaber jedem Einzelnen das Backen mit viel Begeisterung und Leidenschaft schmackhaft. Dass Brotbacken dabei gar nicht unbedingt schwierig sein muss, zeigen die zwei passionierten Bäcker und erfahrenen Köche im einführenden Kapitel ihres Buches, das sich mit den Grundlagen des Backens von der richtigen Küchenausstattung über Warenkunde und beste Knettechnik bis hin zu den einzelnen Grundteigen befasst. Wer sich hier schon auskennen sollte, kann direkt zu den rund 70 Back-Rezepten übergehen und selber loslegen. Ergänzende Tipps zu den einzelnen Zubereitungen sind oftmals von den Profis angemerkt. Bei den Beschreibungen ist für den Leser zudem sehr übersichtlich angegeben, ob es sich um ein einfaches oder anspruchsvolles Rezept handelt, und wie lange Zubereitung, Teigruhe und Backzeit in Anspruch nehmen, so dass jeder Hobbybäcker individuell, das auf seine Kenntnisse und Zeit abgestimmte Rezept finden sollte. Ferner gliedert sich der Rezeptteil des Buches in die geschmackliche Differenzierung zwischen Herzhaftem Genuss und Süßem Genuss. Für das Abendbrot vielleicht ein Schwarzwälder Bauernbrot mit dicker Kruste oder ein rundes Schwarzbrot, während bei einem Genießerfrühstück kleine mit Hagelzucker bestreute Hefebrötchen und Müslistangen nicht fehlen sollten. Darüber hinaus finden sich in einem weiteren Kapitel all diejenigen Rezepte, die dem ganz Besonderen Genuss, vom Grissini aus Sauerteig bis zum Pesto-Cantuccini, vorbehalten sind. Eine wunderbare Ergänzung sind die Rezepte mit Brotaufstrichen, ebenfalls von süß bis herzhaft, die zwischen den Brot-Rezepten sehr gelungen eingeflochten sin.

Fotografien und Rezeptentwicklung mit Le(a)ib und Seele(n)
Das Backbuch vermittelt sofort, wenn man es in den Händen hält, im wahrsten Sinne seines Titels, Lust auf Brotgenuss. Ganz der Philosophie des Hölker Verlages entsprechend, ist das Buch BROT genießen optisch wunderschön und ansprechend auf seinen 176 umfassenden Seiten im Stilmix aus Landhausküche und der aktuellen Akzentuierung von Natürlichkeit im Modern Living aufbereitet. Jedes einzelne im Buch aufgeführte Rezept ist fotografisch eingefangen und vermittelt einen Hauch des nostalgischen Charmes vom traditionellen Brotbacken. Hierfür stand Oliver Brachat eigenhändig hinter der Kamera und fing mit viel Liebe zum Detail die von Tobias Rauschenberger entwickelten Rezepte ein. In der Rezeptauswahl wurde den Klassikern unter den Broten, wie Roggen- oder Vollkornbrot, viel Raum gegeben, hierunter auch solche aus dem benachbarten Ausland, wie die Vinschgauer Brote, Ciabatta, oder Baguette. Im Besonderen Genuss-Teil wird es dafür um so experimenteller. Hier finden sich Rezepte wie ein belegtes Toastbrot aus der Dose, ein Garnelenburger oder ein Tomaten-Brot-Pie, die gänzlich als Mahlzeiten durchgehen könnten. Hierunter auch ein Wiener Schnitzel, das wir uns in einem Brotback-Buch jedoch nur erklären können, wenn wir gedanklich einen ganz großen Bogen schließen. Appetitlich wirkt es jedoch allemal.

Unser Fazit: Für alle Genießer unter uns, und solche, die genug davon haben, jeden Morgen mit den gleichen Brötchen oder einem ähnlich schmeckenden Brot in den Tag zu starten, ist BROT genießen ein sehr ansprechendes und schön gestaltetes Backbuch. Schritt-für-Schritt-Anleitungen und Tipps unterstützen den noch ungeübten Heim-Bäcker. Wobei die Grundrezepte und umfangreichen klassischen Brotrezepte es zu einem Buch machen, das die Basisausstattung an Kochbüchern zu Hause bereichert.

Oliver Brachat/ Tobias Rauschenberger
BROT genießen
176 Seiten, mit Lesebändchen
ISBN 978-3-88117-839-6
€ 19,95 (D)
erschienen: August 2012 im Hölker Verlag

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