Mit Wasserstoff gezündet

Wenn das Forschungsfahrzeug F125 von Mercedes-Benz in 4,9 Sekunden auf 100 km/h beschleunigt, sind nur die Reifengeräusche hörbar. Einen Verbrennungsmotor hat der Wagen nicht. Dafür aber vier leistungsstarke, radnah verbaute Elektromotoren, mit der die  Luxuslimousine auf maximale 220 km/h kommt. Insgesamt stellt das modulare e4Matic-System, das auch weiterentwickelte Antriebskomponenten des SLS AMG E-Cell nutzt, eine Dauerleistung von 231 PS und eine Spitzenleistung von 313 PS zur Verfügung.

Herzstück des Antriebs sind eine besonders leistungsstarke Weiterentwicklung des Brennstoffzellen-Antriebs von Mercedes-Benz und eine Lithium-Schwefel Batterie mit einer Kapazität von 10 kWh. Die wurde von den Ingenieuren hinter den Rücksitzen eingebaut. Wegen der hohen Energiedichte ist der Akkumulator unter den Entwicklern geschätzt. Durch die Kombination der Brennstoffzelle mit der Lithium-Schwefel Batterie kommt das Fahrzeug auf eine Gesamtreichweite von bis zu 1.000 km – davon können rund 50 km rein batterieelektrisch gefahren werden.

„Künftig könnten Fahrzeuge mit emissionsfreiem Brennstoffzellen-Antrieb so Reichweiten aktueller Diesel erreichen“, erzählt uns Prof. Dr. Thomas Weber, Mitglied des Vorstands der Daimler AG und verantwortlich für die Konzernforschung. Der Chefentwickler setzt dazu auch gezielt auf Leichtbau mit faserverstärkten Kunststoffen (FVK) und einem Mix aus Karbon-Kohlestofffasern, Aluminium und hochfesten Stählen. Damit wird die Konstruktion derart fest, dass die Ingenieure sogar auf die B-Säule verzichten können. Die neue Großzügigkeit erlaubt nun den Einbau durchgängigen Flügeltüren, die einen einfachen Zugang zu den vier Sitzplätzen ermöglichen. Dass sich die Türen mittels Gestik öffnen und schließen lassen, sei nur am Rande erwähnt.

Überholt autonom
Bedeutungsvoller ist dagegen das neue Assistenzsystem ‚Advanced Driving‘, welches selbstständig häufig vorkommende Fahrmanöver übernimmt, wie etwa den Spurwechsel auf mehrspurigen Straßen mit gleichgerichtetem Verkehr und, in einer weiteren Ausbaustufe, in dieser Situation sogar automatische Überholvorgänge. Um Kollisionen zu vermeiden, tauscht das Forschungsfahrzeug via Car-to-X-Kommunikation Informationen mit anderen Fahrzeugen, speziell ausgerüsteter Infrastruktur wie Ampeln oder Warneinrichtungen sowie Verkehrszentralen aus. So weist das System frühzeitig auf vorfahrtberechtigte Fahrzeuge an uneinsehbaren Kreuzungen oder Hindernisse auf der Fahrbahn hin. Das klingt zwar nach ferner Zukunft, nach heutigem Kenntnisstand aber halten die Mercedes-Experten es für möglich, diese Technologie ab dem Jahr 2025 zur Serienreife zu entwickeln.

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