Eiskalt serviert

Ein Sportwagen mit 214 PS und Heckantrieb ist eine gewagte Kombination für unerfahrene Fahrer. Die Reaktion auf ein ein-mal-kurz-aufs-Gas-drücken ist ein starkes Ausbrechen des Fahrzeughecks nach rechts oder links – je nach Lenkeinschlag. Allerdings passiert dies nur bei abgeschaltetem ESP und mit Vorliebe auf glatter Straße. Wie sicher die Fahrt mit elektronischem Stabilitätsprogramm im Winter, auf einer schnee- und eisbedeckten Fahrbahn aber ist, konnten wir mit dem neuen Hyundai Genesis Coupé testen.

Im schwedischen Arvidsjaur, nahe dem Polarkreis, präsentierte der koreanische Autobauer Hyundai seinen ersten echten Sportwagen für den deutschen Markt – etwa anderthalb Jahre nach dem Start in den USA und Asien. Allerdings besitzt die europäische Version ein auf die europäische Fahrweise abgestimmtes Fahrwerk. Der Wagen dankt es mit guter Fahrdynamik und gutem Handling. Und er blieb bei unseren Fahrmanövern auf dem weiten Schneefeld stets stabil in der Spur. Selbst plötzliches Ausweichen eines Hindernisses regelte die Elektronik der zahlreichen Fahrassistenzsysteme souverän.

Männer bevorzugt
Das schnelle Reagieren bei Richtungswechseln und das präzise Lenkverhalten wird den sportlichen Fahrer beeindrucken. Auch wenn die Koreaner mit dem Debüt des Genesis „die Herzen von Auto-Enthusiasten erobern“, und vor allem „Männer ab 30 Jahre“ ansprechen wollen, wie uns Hyundai-Deutschlandchef Werner Frey erzählt. Die hochwertige Innenausstattung und das sportliche Aussehen dürften auch die ambitionierte Fahrerin überzeugen.

Einzig der hohe Einstiegspreis von 29.990 Euro wird den Käuferkreis einschränken. Doch bekommt man ein Sportcoupé, das den Vergleich mit der Konkurrenz, etwa zum 38.000 Euro teuren Nissan 370Z nicht scheuen muss. Und Hyundai legt mit seiner Fünf-Jahres-Neuwagen-Garantie noch eines drauf. Innerhalb dieser Zeit werden die Kosten für fünf Wartungen, die alle 15.000 Kilometer oder einmal im Jahr anstehen, übernommen. Mit dem Euro-Service, einer Mobilitätsgarantie, verspricht zudem der Autobauer europaweite Hilfe im Pannenfall. Beispielsweise durch die Übernahme von Abschlepp- oder Übernachtungskosten.

Sportlich getrimmt
Doch wer denkt beim Einsteigen schon ans Liegenbleiben. Der lang gestreckte 2+2-Sitzer wirkt fast aus jedem Blickwinkel kraftvoll. Diesen Eindruck vermittelt auch der sonorige Motorenklang des 3,8-Liter-V6 Motors. Den Sechszylinder gibt es allerdings erst ab 34.990 Euro. Dann aber treiben 303 PS statt der 214 PS des Vierzylinders das Coupé an. Laut Hersteller genügt dies, um den etwa 1.660 Kilogramm schweren Sportwagen in 6,3 Sekunden auf 100 km/h zu beschleunigen.

Erst die Elektronik regelt die Geschwindigkeit bei maximalen 240 km/h ab. Mit dem 2,0-Liter Turbomotor benötigt man für die 100 km/h rund 8,0 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt zudem nur 222 km/h. Der Preis für diese Sportlichkeit: Im ECE-Normverbrauch sind es laut Hersteller 9,5 beziehungsweise 10,3 Liter Superbenzin pro 100 Kilometer beim Sechszylinder.

Sicher, alltagstauglich
Dennoch eignet sich das Genesis Coupé auch für den Alltagseinsatz. Mit immerhin 332 Litern Ladevolumen ist der Kofferraum größer als erwartet. Die zwei hinteren Sitze hingegen beschränken sich auf die Mitnahme von Kindern oder Gepäck. Dafür gehören in beiden Modellvarianten zahlreiche aktive Sicherheitssysteme zum Standard, darunter das elektronische Stabilitätsprogramm ESP, eine Traktionskontrolle, ein Vierkanal-Antiblockiersystem mit elektronischer Bremskraftverteilung und ein Bremsassistent, der im Falle einer Notbremsung in Sekundenbruchteilen den maximalen Bremsdruck aufbaut, selbst wenn der Fahrer nicht mit aller Kraft aufs Pedal tritt.

Kommentar
Erstmals bringt der koreanische Autohersteller Hyundai einen echten Sportwagen auf die Strasse. Warum der Genesis Coupé erst 18 Monate nach dem Start in den USA und Asien nach Deutschland kommt, bleibt ein Geheimnis des Managements. Dabei boomt die Nachfrage nach Sportwagen hierzulande. Allein in den ersten zehn Monaten 2010 wurden in Deutschland 23,4 Prozent mehr Fahrzeuge dieses Segments neu zugelassen als im Vorjahr.
Und das Sportcoupé hat nahezu alle Zutaten, um sich erfolgreich zu positionieren: Einen sportlichen Charakter, eine serienmäßige Premiumausstattung, zahlreiche Sicherheitsfeatures und genügend Leistung. Wäre nicht der hohe Verbrauch; die Freude am Kauf wäre perfekt. Denn in der Stadt verbrennt bereits die kleine 2,0-Liter-Motorenvariante rund 13 Liter auf 100 Kilometer. Wohlgemerkt: Dies sind die Angaben des Herstellers und nach der Regel des ECE-Zyklus ermittelt. In der Regel ist der tatsächliche Verbrauch höher.
Etwa zwei Liter weniger auf 100 Kilometer verbraucht hingegen der Nissan Z 370. Den hat sich Hyundai nämlich als direkten Konkurrenten ausgesucht. Und das Genesis Coupé ist eine attraktive Alternative, die 29.990 Euro für die Basisversion ein lukratives Angebot. Verlockend ist auch die umfangreiche Neuwagen-Garantie. Fünf Jahre lang sorgenfreies Autofahren verspricht Hyundai, fünf Kostenübernahme für Wartungsarbeiten und europaweite Pannenhilfe.

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