„Wenn in München nichts mehr geht, fahr ich mit dem Fahrrad“, sagt Kornelia Doren. Das erklärt auch, warum sie ein wenig außer Atem zum Interview kommt. Wäre das Wetter besser, hätten wir das Gespräch auch auf dem Rad führen können. Denn auch wir fahren mehr Rad als Auto in München. Wie wichtig die Mobilität für das Wohlbefinden einer Gemeinschaft ist, weiß Doren nur zu gut. Als Journalistin reiste sie in viele Länder. Regelmäßig sieht sie sich dabei bewusst abseits der Touristenpfade um. Mit rund zwei Millionen Touristen, die Kuba jährlich besuchen, gilt die Karibikinsel zu Recht als Traumziel für viele Urlauber. Der Tourismus ist der wichtigste Wirtschaftssektor Kubas und bringt dem Land jährlich mehr als zwei Milliarden Dollar (1,36 Milliarden Euro) ein. Trotz dieser zentralen Einnahmequelle ist die Bevölkerung, vor allem im Osten Kubas, von vielen Transportwegen abgeschnitten. So kommt es nicht selten vor, dass manche Kleinfamilie samt Hab und Gut auf einem einzigen Rad im Lande unterwegs ist. Vor allem Kindern hilft ein Rad, ihre kleine Welt zu entdecken. Neben dem Fußball ist es das beliebteste Spielzeug und viel sinnvoller als jeder PC. So sammelt sie gemeinsam mit Wolfgang Ziegler, Kuba-Experte und Redakteur der MitelbayerischenZeitung, gebrauchte und auch neue Kinderfahrräder, die sie dann mithilfe von Partnern nach Kuba bringt.
Frau Doren, München kürt sich heuer zur Radl-Hauptstadt. Sie aber sammeln Räder für den Osten Kubas. Warum? In Kuba gelten Fahrräder als unschätzbares Fortbewegungsmittel. Kleine Fahrräder für kleine Menschen gibt es in Kuba kaum. Bei uns liegen sie in Kellern und Garagen oft viele Jahre ungenutzt herum, während sie in Kuba sehr gut gebraucht werden können. Das hat mich auf die Idee eingebracht, in Bayern Räder einzusammeln und sie dann nach Kuba zu bringen. Eine Rad-Spendenaktion, völlig unbürokratisch und ohne Verwaltungskosten, ist dabei heraus gekommen. Mir ist wichtig: Je früher die Kinder lernen, mit dem Fahrrad selbst weit abgelegene Gebiete anzusteuern, desto leichter wird es ihnen fallen, später ihre Schule oder Ausbildungsstätte zu erreichen.
Wer unterstützt Sie bei der Aktion? Viele helfende Hände! Das charmante Team des kubanischen Fremdenverkehrsamtes war meine erste Anlaufstelle und stand mir mit Rat und Tat zur Seite. Neben fundierten Informationen zum Reiseziel Kuba stellt es bei Interesse an sozialem Engagement gern den Kontakt zur anerkannten Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba her. Ich bin noch immer ganz verblüfft von der großen Hilfsbereitschaft von sozial engagierten Unternehmen wie „Condor“, ihrer Hilfsorganisation „Con Tribute“, dem Radhersteller „Gazelle“, dem tollen Frachtpartner der Condor, „Leisure Cargo“, dem Fahrradhändler „Stadler“ aus Regensburg und natürlich meines Kollegen Wolfgang Ziegler. Er hat mich oft ermuntert, weiter zu machen, wenn es kompliziert wurde. Dank seiner Hilfe als Redakteur der Mittelbayerischen Zeitung konnten wir uns an die bayerische Bevölkerung wenden. Das Tolle war: Alle Sponsoren haben ihre Hilfe sofort und unbürokratisch zugesagt, weil Ihnen die Rad-Spendenidee so gut gefiel. Wie werden die Räder nach Kuba gebracht? „Fahrrad Stadler“ nimmt die Kinderräder in Regensburg und Straubing an und verpackt sie. Sein netter Geschäftsführer bringt sie selbst zum Flughafen. „Leisure Cargo“ transportiert die Räder weiter nach Kuba. Die Hilfsorganisation „Human Plus e.V.“ kümmert sich sehr engagiert um die Logistik und den Transport bis zur Schule. In erster Linie sammeln Sie Kinderräder. Wer sind die Empfänger? Eine Schule in Maguana bei Baracoa. Sie befindet sich im wilden, schönen, einsamen Ostkuba, wo Räder eben etwas Wertvolles sind. Da wir sie nicht einzelnen, sondern einer Schulgemeinschaft schenken, haben gleich mehrere Klassen über Jahre hinweg etwas davon. In der Schule kann man dann das Radfahren üben oder per Rad einen gemeinsamen Ausflug organisieren. Ab welcher Größe und in welchem Zustand müssen die Räder sein? Vom Kleinkind- bis zum Jugendrad – alles ist willkommen, solange es tüchtig fährt. Wie lange läuft die Aktion? Bis Oktober. Falls es gut läuft, wiederholen wir sie noch einmal. Wer spenden möchte, muss wohin fahren? Einfach bei „Fahrrad Stadler“ in Regensburg oder Straubing anrufen, ob er noch Platz für Kinderradspenden hat.
So mancher könnte denken, dann entsorge ich mal schnell mein altes Rad. Muss es noch voll funktionstüchtig sein? Ja, auf jeden Fall. Sie würden ja auch keinen Wecker verschenken, der nicht mehr tickt.
Wer unterstützt Sie dabei?
– Kubanisches Fremdenverkehrsamt: Das charmante und stets hilfsbereite Team des Cubanischen Fremdenverkehrsamtes steht allen Kuba-Interessierten mit Rat und Tat zur Seite. Neben fundierten Informationen zum Reiseziel Kuba stellt es bei Interesse an weiteren Hilfsprojekten gern den Kontakt zur Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba her. www.cubainfo.de
– Condor: Soziale Verantwortung hat bei Condor einen hohen Stellenwert. Bei dem 2009 ins Leben gerufenen Programm „ConTribute“ unterstützen Mitarbeiter aus allen Unternehmensbereichen Hilfsprojekte für Kinder, bei Naturkatastrophen oder zu Themen wie Nachhaltigkeit und kultureller Vielfalt. Weitere Informationen auf www.condor.com.
– Leisure Cargo: Condor hat Leisure Cargo das Mandat für das Frachtmanagment erteilt. Weil der Verantwortliche, Herr Riksen vom sozialen Projekt "Kinderräder für Kuba" so überzeugt ist, hat er uns einen tollen Frachtpreis gegeben. Selbst ist Riksen ein großer Kubafan, sozial sehr engagiert und Vater von vier Kindern. www.leisure-cargo.com
– Gazelle: Der kinderfreundliche Fahradhersteller hat sich sehr menschlich und unbürokratisch an den Frachtkosten beteiligt. www.gazelle.de
– Fahrrad Stadler: Der größte Fahrradhändler Deutschlands hat sich bereit erklärt, die gespendeten Kinderräder zu lagern, zu verpacken und zum Flughafen München zu bringen. www.zweirad-stadler.de/Fahrrad_Motorrad_Zubehoer/index.php?VID=&ref=&id
– Last but not least: Mittelbayerische Zeitung. Mein Kollege und Kuba-Buchautor Wolfgang Ziegler hat diese Spendenidee sofort unterstützt und sich bei der Chefredaktion "grünes Licht" für einen Spendenaufruf an die bayerische Bevölkerung geholt. Bei der Übergabe der Fahrräder wird entweder Wolfgang Ziegler oder ich dabei sein, um die Ankunft der Schulräder zu dokumentieren.
– Und sehr freue ich mich auch über das Engagement der Redaktion von drive&style.