Reifen: Gefährlicher Riss im Gummi

Wer kurz vor dem Start in den Osterurlaub seine alten Sommerreifen aus dem Lager holt, könnte eine böse Überraschung erleben. Oftmals genügen sie nicht mehr den Sicherheitsansprüchen. Eine Profiltiefe von mindestens drei Millimeter ist laut den Reifenexperten von Continental notwendig – auch wenn der Gesetzgeber nur 1,6 Millimeter fordert. Die Reifenprofis mahnen, den Reifen gründlich auf Schäden wie Risse oder Beulen hin zu untersuchen. Bereits kleinste Veränderungen an der Seitenflanke des Reifens sind ein Indiz für größere Schäden. Durch unsanftes Anfahren von Bordsteinen kann bereits die Karkasse im Inneren des Reifens beschädigt werden. (Siehe Bilder) Generell gilt zudem: Ist der Pneu älter als sechs Jahre, sollte er gewechselt werden – das Material wird mit der Zeit porös.  

Riskante Schnäppchen
Doch Gefahr lauert auch beim Kauf neuer Reifen – vor allem bei vermeintlichen Schnäppchen aus dem Internet. So warnt der Auto- und Reiseclub Deutschland (ARCD) vor einigen Importen aus China. Der ARCD bezieht sich auf Ergebnisse der Zeitschrift AUTOStraßenverkehr, die vier China-Reifen mit einem deutschen Fabrikat verglich – und erschreckendes feststellte. So platze bei einem Test ein Reifen bereits bei Tempo 230 obwohl er für 240 km/h zugelassen ist.
Schlimmer noch sind die Resultate bei Bremsversuchen. Auf nasser Fahrbahn kam ein VW Golf nach einer Vollbremsung aus Tempo 100 erst nach 91 Metern zum Stehen, mit einem deutschen Reifenfabrikat ausgerüstet stand der Golf bereits nach 65 Metern. Eine Differenz, die Umständen über Leben und Tod entscheidet.
Wer dennoch sparen möchte, sollte stets auf preisgünstige Angebote von Qualitätsprodukten etablierter Hersteller (Liste siehe Kasten) zurückgreifen. Die Konkurrenz im Handel ist groß und damit auch die Preisunterschiede. Wer sich bei verschiedenen Händlern oder im Internet informiert kann bis zu 40 Prozent sparen.

Sicher selber Wechseln
Wer die Reifen selber wechselt, trainiert für den Pannenfall und spart ein paar Euro. Doch Vorsicht: Eine falsche Montage kann gefährlich werden. Experten raten, die Räder über Kreuz und mit einem Drehmomentschlüssel fest zuziehen. Dieses Werkzeug sollten Sie insbesondere dann verwenden, wenn Sie einen Sportwagen oder SUV fahren. Die Automobilhersteller schreiben für das sichere Montieren ein bestimmtes Anzugsmoment vor, mit der die Radschrauben fest gedreht werden. In der Regel genügt es aber, wenn die Räder mit einem Montierkreuz befestigen. Spätestens nach 100 Kilometer müssen die Schrauben erneut überprüft werden. Wichtig: Vor dem Montieren muss die Kontaktfläche zur Felge absolut frei von Rost und Schmutz sein.
Profis raten zudem, die alten Vorderreifen hinten und die hinteren Reifen an der Vorderachse zu montieren. Dabei unbedingt auf die Laufrichtung achten – zu erkennen an einem Pfeil oder dem Wort ‚Outside‘ an der Seitenflanke des Reifens. Die erste Fahrt mit den montierten Reifen sollte dann zur nächsten Tankstelle führen, um den Luftdruck zu überprüfen.

Nachgefragt …
Müssen gebrauchte Pneus ausgewuchtet werden?
Ja. Das generelle Wuchten der Räder, etwa beim Tausch auch beim Umtauschen der Räder dient der Sicherheit. Siehe auch Kasten ‚Mit aller Wucht‘

Woran erkenne ich das Alter des Reifens?
An der DOT-Nummer. Die Zahl an der Seitenflanke – beispielsweise 0309 – gibt die Kalenderwoche (3.) und das Produktionsjahr (2009) an.

Ein Vorderreifen ist seitlich stark abgefahren. Woran liegt das?
Ist die Abnutzung deutlich zu sehen, ist vermutlich die Spur verstellt. Dies passiert, wenn der Vorderreifen stark gegen den Bordstein gefahren wurde. Kosten für das Einstellen in der Werkstatt – etwa 50 Euro.

Was bedeutet die Bezeichnung Run-Flat?
Das sind Reifen mit einer verstärkten Seitenflanke. Bei Druckverlust stützen diese den Reifen. Ein sichere Fahrt mit etwa 60 km/h ist damit noch möglich.

Sensibler Leistungsträger
Reifen halten höchsten fahrdynamischen Kräften stand. Dennoch sind sie empfindlich gegenüber unsachgemäßen Gebrauch.

Das Anfahren hoher Bordsteine bereits mit Schrittgeschwindigkeit kann mitunter den Karkassenaufbau des Reifens zerstören Das passiert auch beim schrägen Auffahren auf den Bordstein Hängendes Parken auf dem Bordstein, wobei ein nur ein Teil des Reifen aufliegt Kavalierstart verursacht ungleichmäßiges Abfahren des Profils falsches Lagern. (Siehe Kasten ‚Sommerpause für Winterreifen‘) Chemikalien, Öle oder Benzin schädigen auf Dauer das Gummi Der harte Strahl eines Hochdruckreinigers schädigt die Oberfläche. Beim Reinigen mindestens 20 cm Abstand halten Zu hoher oder zu niedriger Luftdruck verursacht eine hohe Wärmeentwicklung und hohen Verschleiß

Mit aller Wucht
Führende Automobilhersteller wie auch der Bundesverband Reifenhandel mahnen zum Auswuchten von Rädern – auch dann, wenn nur von Winter- auf Sommerreifen getauscht wird. Zu groß ist das Risiko, dass durch eine Unwucht Schäden an Achs- und Karosseriebauteile auftreten können. Bei hohen Geschwindigkeiten kann zudem die Verkehrssicherheit beeinträchtigt sein. Hintergrund: Ein Auswuchtgewicht von 10 Gramm an der Felge nimmt bei 100 km/h schon ein Gewicht von 2,5 Kilo an (Fliehkraft). Bei einer Geschwindigkeit von 200 km/h beanspruchen bereits 10 Kilogramm die Komponenten Reifen, Radlager, Achsaufhängung und Karosserie – mit ernsthaften Folgen:

Sicherheit: Bei hoher Unwucht nimmt die Kontaktfläche zwischen Reifen und Fahrbahn ab Komfort: Lenkradzittern wie auch Fahrzeugvibrationen schränken den Fahrkomfort ein
Lebensdauer: Achs- und Karosserie werden stark belastet und weisen eher Schäden auf

Sommerpause für Winterreifen
Wer seine Reifen selbst wechselt wird diese auch in der eigenen Garage lagern. Eine nahe liegende Idee – mit Restrisiko. Denn wer dabei folgende Spielregeln missachtet, läuft Gefahr beim nächsten Winter mit einer Reifenpanne liegen zu bleiben. Reifenhändler empfehlen, vor dem Einlagern die Pneus auf Beschädigungen hin zu untersuchen und das Reifenalter zu überprüfen. Entdecken Sie Risse, Beulen oder ein abgefahrenes Profil, dann nichts wie weg mit den Reifen zum nächsten Kfz-Betrieb. Und. Selbst wenn Sie mit den Winterreifen nur wenige Kilometer gefahren sind, sollte Sie diese spätestens nach sechs Jahren entsorgen.

Reinigen Sie die Reifen gründlich mit klarem Wasser und Seife oder Spülmittel Auf der Reifenflanke die alte Position am Fahrzeug mit Kreide vermerken Reifen an einen trockenen, dunklen und kühlen Ort lagern Auf Felgen montierte Reifen an die Wand hängen oder stapeln Reifen ohne Felgen zum Schutz vor einer Verformung senkrecht an die Wand lehnen und in regelmäßigen Abständen drehen

Im Notfall ruhig bleiben
Reifenpannen lassen sich kaum vorhersagen. Dennoch kündigt sich ein Reifenschaden oftmals an. Ändert sich das Fahrgeräusch, fängt der Wagen an zu ‚Schwimmen‘ oder zieht plötzlich nach links oder rechts, sollten Sie sofort am Straßenrand anhalten. Achtung: Warnblicker anschalten, Warnweste anziehen und Warndreieck aufstellen. Überprüfen Sie die Reifen auf Fremdkörper im Profil, Rissen oder Druckverlust. Wer ein Reifendruckkontrollsystem (RDK) an Bord hat, wird akustisch gewarnt, sobald der Luftdruck in einem Reifen nachlässt. Wir empfehlen auf langen Reisen ein Notfall-Reparaturkitt. Nehmen Sie neben dem üblichen Bordwerkzeug auch Handschuhe rutschfesten Halt, eine feste Matte, die man bei nachgiebigem Untergrund unter den Wagenheber legen kann sowie einen Unterlegkeil mit. Am Gefälle sichern Sie damit das Auto. Hilfreich ist auch Müllbeutel für das ausgewechselte Rad.
Vor dem Wechsel Gang einlegen (bei Automatik auf ‚P‘ schalten), Motor ausschalten, Handbremse anziehen – bei Gefälle den Keil verwenden Zunächst die Radmutter etwas lösen, erst dann den Wagenheber am Aufnahmepunkt ansetzen und das Fahrzeug anheben. Radmuttern herausdrehen, das Rad Wechsel und die Schrauben mit der Hand so fest wie möglich anziehen Wagen absenken und die Schrauben fest anziehen Zur nächsten Werkstatt fahren und Anzugsmoment und Luftdruck prüfen Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Dann unterstützen Sie uns mit einer kleinen Spende und empfehlen uns weiter.

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