Der dichte Mischwald, der das leise Rauschen der Ostsee einfängt, bevor es entlang die weiten Felder Nordwestmecklenburgs ganz verstummt, ist das letzte Hindernis zum Strand. An manchen Stellen aber führen kleine Trampelpfade zwischen den Linden direkt runter zum Strand. Nahe einer Ortschaft sind die Trampelpfade breiter ausgebaut, manche sind bis zum weißgrauen Strand mit einem Holzsteg befestigt. Das genügt, um mit Kind und Kegel, Picknickkorb und Kinderwagen reibungslos ans Wasser zu gelangen. So reist auch das junge Ehepaar aus Kalkhorst mit den beiden 10 und 11 Jahren alten Söhnen und der einjährigen Tochter an. „Eigentlich jedes Wochenende sitzen wir hier. Die Kinder öfter“, erzählt sie, während er den Picknickkorb vorbereitet.
Kalkhorst liegt kaum einen Kilometer landeinwärts, unweit der Ortschaft Groß Schwansee. Die Fahrt über die kleine Landstraße und die Möglichkeit, fast direkt am Strand parken zu können, nutzen viele Anwohner und Touristen. Auch die vielen Toiletten-Häuschen, die entlang des Kolonnenwegs, der zu Zeiten des DDR-Regimes zur Überwachung des Küstenstreifens angelegt wurde, wird von den Strandbesuchern geschätzt. Die beiden Söhne hingegen schätzen das flache Wasser der Ostsee in Strandnähe und die Freiheit, wild rumtoben zu dürfen. Und natürlich ist der kleine Kiosk, der Pommes und Süßigkeiten immer auf Vorrat hat, von großer Bedeutung.
Als Freiherr Wilhelm Ludwig Hartwig von Both im Jahr 1745 nur 300 Meter vom Strand entfernt sein Herrenhaus in spätbarocker Architektur erbaute, war die Landschaft noch ursprünglicher. Die Gegend im Nordwesten des Landes, in unmittelbarer Nähe zur Lübecker Bucht, ernährte auch zu jener Zeit üppig die Menschen. Fruchtbares Land und ein großer Wildbestand in den angrenzenden Wäldern waren ideal die Gutswirtschaft. Die allerdings nach dem Zweiten Weltkrieg aufgelöst wurde. In den wenigen Jahren der Deutschen Demokratische Republik wurde das Anwesen mal als Herberge für Flüchtlinge, mal Grundschule und Internat genutzt.
Für die Kinder, die dort ab 1988 unterrichtet wurden, gehörte es in den Pausen sicher zur Gewohnheit, an den Strand zu rennen. Später badeten Sie dann im Naturteich, der heuer an der einer Seite mit einem Holzsteg und gemütlichen Liegen modernisiert wurde. Gäste des Schlossguts Groß Schwansee können dort in einem natürlichen Wasser baden. An den Blättern, die von den Linden- oder Apfelbäumen ins Wasser fallen, sollte sich aber keiner stören. Auch nicht an den Laich der Frösche und vereinzelten Krabbeltierchen, die mitunter übers Wasser fliehen.
Die Terrasse des Zimmers 101 führt ebenerdig in den kleinen Vorgarten. Nur eine Stufe, ein wenig Rasen und eine Hecke trennt den Kiesweg, der vom Nebengebäude zum Herrenhaus und zum ehemaligen Pferdestall führt, in dem heute ein Restaurant und die Küche eingerichtet ist. Wer am Morgen rechtzeitig aus den Federn kommt, kann dort auf der Terrasse sein Frühstück einnehmen oder aber an manchen Abenden ungezwungen zum Barbeque gehen. Das Schlossrestaurant im Hauptgebäude hingegen serviert, was der Gast aus der Karte wählt. Dazu Weine der Region.
Der Abend dort ist eleganter, und versprüht mitunter einen Hauch von Adel vergangener Tage. Die Geschichte des Hauses wie auch die der Landschaft findet sich im Übrigen in den Büchern wider, die ein Stockwerk höher in der Hausbibliothek in den Regalen stehen. Bei schlechtem Wetter eine Option, den Tag zu verbringen. Zum Wohle des Körpers kann aber auch in der Sauna geschwitzt werden. Auch ein Beautycenter für Massagen und kosmetische Behandlungen wurde vom Eigentümer ebenfalls im Zuge der Modernisierung im Pferdestall untergebracht.
Als der Sohn des legendären Flugzeugpioniers Claude Dornier, Silvius, über seine GmbH & Co KG das Anwesen 1999 erwarb, hatte Schlossgut als Hotel umbauen lassen und 2002 eröffnet. Eine gute Entscheidung. Die Tage und Nächte sind in dem Anwesen nämlich von einer großartigen Stille, dass das Schlafen bei offenem Fenster oder aber das Dösen nahe des Kräutergartens genügt, um sich zu erholen. Selbst die geschätzt fünf Meter hohe Wasserfontäne mitten im Schwanenteich beruhigt mit ihrem Plätschern. Und dann der Blick in die Weite. Beliebt bei den jungen Paaren, die sich dort vor dem Herrenhaus vermählen lassen. Rund 60 Hochzeitspaare geben sich dort unter freiem Himmel das Ja-Wort.
Später gibt es den Champagner auf der Terrasse vor dem Barockgebäude. Und weil kein Gegenstand das Motiv stört, werden dort auch gleich die Hochzeitsbilder in Szene gesetzt. Geschickt wurden nämlich Küchen- und Lagerbereich unterirdisch ausgebaut. Auch die neue Technikzentrale wurde unter dem Gebäude untergebracht. So bleibt der Charakter des Gutshofes erhalten. „Das schätzen unsere Gäste“, erzählt mir die freundliche Dame am Empfang. Etwa 200 Personen können Anwesen untergebracht werden. Darunter Familien, die ihre Kinder frei toben lassen können. Sogar auf dem großen Rasen zwischen den drei Gebäuden, die in einem U die Fläche einkreisen, ist das Fussballspielen “ausdrücklich“ erlaubt. Daran stört sich keiner. Auch nicht jene Gäste, die zum Arbeiten anreisen. Seit vielen Jahren ist das Schlossgut Groß Schwansee als Tagungs- und Veranstaltungszentrum mit dem Schwerpunkt Event-Marketing bei Unternehmen beliebt.