Von einer unbeirrbaren Leidenschaft

Die Automobilbranche lebt von Emotionen. Doch wer als Frau dort einen Job ergattern will, trifft selten auf ein Lächeln. Dass es auch anders geht, zeigt Heike Jurisch. Sie ist seit 17 Jahren Prüfingenieurin bei Dekra. Ein Beruf mit hoher Verantwortung und viel Anerkennung.

Sicher, schmutzige Hände lassen sich nicht vermeiden, sie gehören dazu. Ebenso festes Schuhwerk und ein etwas zu groß geratener Arbeitsanzug in grün. Doch Heike Jurisch liebt ihre Arbeit. „Ein Traumjob“, sagt sie und packt ihr Arbeitsgerät auf einen kleinen Tisch in eine Ecke der Werkstatt. Jurisch ist Prüfingenieurin bei Dekra, einer der größten Sachverständigen-Organisationen Europas, und sie entscheidet täglich über das Wohl und Weh von Fahrzeugen. „Ich habe keine Lust, im Büro zu sitzen und mir tagelang Gedanken über die Form von Außenspiegel zu machen“ Mit kritischen Blick überprüft sie alle sicherheitsrelevanten Systeme am Fahrzeug, so wie es die Hauptuntersuchung fordert. Das macht sie seit mittlerweile 17 Jahren, mit viel Engagement und viel Anerkennung. „Zu Beginn gab es mitunter skeptische Blicke, doch heute arbeite ich Hand-in-Hand mit den Werkstattmeistern“, erzählt Jurisch. Seit sie vor etwa sechs Jahren in den Außendienst wechselte, besucht sie regelmäßig Kfz-Betriebe vor Ort in München.
Sicherheit nicht verhandelbar Ihre Fachkompetenz wird dort sehr geschätzt. So erübrigen sich Diskussionen, ob sie nicht doch ein Auge zudrücken könnte. „Wenn ich meine Entscheidung erkläre, wird dies auch akzeptiert“. Über Sicherheit will dann doch keiner verhandeln. Allerdings ist es für den Halter eines Autos schon ärgerlich, wenn wegen Kleinigkeiten die Prüfplakette nicht erteilt wird. „Würden die Autofahrer regelmäßiger zur Wartung fahren, ließen sich oftmals teure Reparaturen vermeiden“, weiß die Kraftfahrzeug-Ingenieurin und mahnt, dass sich die Sparwut der Verbraucher sehr zum Nachteil der Sicherheit auswirkt.
Jeder Mängel bekannt Doch sie kennt ihre Sorgenkinder und weiß, wo genau sie bei welchem Fahrzeugmodell hinschauen muss. Dann könnte sie uns auch das Enfant Terrible unter den Marken nennen. „Ja, könnte ich“, sagt Jurisch, hält sich aber diplomatisch korrekt zurück und verweist lieber auf die seit Kurzem öffentliche Datenbank www.maengelreport.de ihres Arbeitgebers. Mehr als 15 Millionen geprüfte Fahrzeuge wurden dafür ausgewertet. Eine sehr informative Quelle für alle Gebrauchtwagenkäufer, die auch mit dem Wissen der Prüfingenieure gefüllt wurde.
Krisenfest und anspruchsvoll Für die Tätigkeit des Prüfingenieurs ist laut Kraftfahrsachverständigengesetz ein abgeschlossenes Ingenieur-Studium notwendig – entweder im Studiengang Maschinenbau, Fahrzeugtechnik, Elektrotechnik oder Mechatronik. Ferner muss die Bewerberin im Besitz aller Führerscheinklassen (A, B, CE) sein. Wer dann die Voraussetzungen für die fachliche und gesundheitliche Eignung für die vorgesehene Aufgabe erfüllt, kommt in den Genuss einer etwa neun-monatigen Ausbildung. www.dekra.de Viele Kilometer, viele Mängel Ab einer Laufleistungsbereich von mehr als 100.000 steigt der Anteil der erheblichen Mängel auf den fünffachen Wert – gegenüber Fahrzeugen mit geringer Kilometerzahl. Besonders stark erhöht sich die Mängelrate in den Baugruppen Motor/Umwelt, Fahrwerk/Lenkung und Bremsanlage, bei denen Reparaturen meist stark ins Geld gehen. Quelle: Dekra

Artikel teilen