Camaro: Muskelpaket in fünfter Generation

Eine Pressekonferenz an einem warmen Sommertag im Juni 1966 in der US-amerikanischen Autostadt Detroit war die Geburtsstunde des Camaro. Das Fahrzeug, mittlerweile millionenfach verkauft, wurde damals angekündigt als ein „kleines bösartiges Tier, das Mustangs frisst“. Ein kurze Historie über den Camaro von Chevrolet.

Den ersten Camaro kündigte Chevrolet als ein „kleines bösartiges Tier, das Mustangs frisst“ an. Was aber spielte sich 1967 genau ab? Wir haben ein kurze Historie über den Camaro von Chevrolet bekommen.

Peter Estes, der damalige General Manager von Chevrolet, präsentierte den neuen Wagen, der bald zum Sinnbild von Leistungskraft und unverkennbarem Stil werden sollte. Die Veranstaltung war so bedeutsam, dass die Enthüllung des Camaro nicht nur live vor den zahlreich erschienenen Pressevertretern vor Ort stattfand, sondern zugleich auch die Medien aus 14 anderen Städten telefonisch zugeschaltet wurden – ein Novum für diese Zeit.

Die Basis des ersten Camaros bestand aus einer Universalplattform, die die Bodengruppe von Windschutzscheibe bis zum Heck umfasst. An der Front wird sie durch einen separaten Stahlschienen-Hilfsrahmen ergänzt. Wie für damalige Fahrzeuge üblich, sorgten vier Bremstrommeln für eine solide Bremsleistung. Der Wagen kam serienmäßig ohne Servolenkung und sein robuster 3,9-Liter-Reihensechszylinder-Motor produzierte, gekoppelt an ein Dreigang-Schaltgetriebe, 140 PS.

Für einen Grundpreis von nur 2.466 US-Dollar erhältlich, zeigte sich das 1967er Camaro Sport Coupé genau so schlank und aggressiv wie auch die Cabrio-Version. Um dem Auftritt noch mehr Substanz zu verleihen, ließen sich individuelle Optionen oder Ausstattungspakete namens Rallye (RS) oder Super Sport (SS) kombinieren.

Die Käufer konnten sich für eine größere 4,1-Liter-Version des Sechszylinders mit 155 PS entscheiden oder für einen 210 PS starken 5,4-Liter-Small-Block-V8-Motor, der mit einer höheren Kompressionsrate auch mit 275 PS zur Verfügung stand. Zudem waren zwei 325 und 375 PS starke Versionen eines 6,5-Liter-V8-Big-Block-Motors verfügbar. Die größeren Motoren ließen sich mit einer Reihe groß oder kurz übersetzter Drei- oder Viergang-Schaltgetriebe oder einem von zwei Automatikgetrieben koppeln.

Das „Rally Sport“-Design-Paket beinhaltete eine Luxusinnenverkleidung sowie verdeckte Scheinwerfer. Das Hochleistungspaket der „Super Sport“-Modelle verdankte sein markantes Äußeres der gewölbten Motorhaube mit den vorgetäuschten Lüftungsöffnungen und den „Bumblebee“(Hummel)-Streifen, die die Front und das bekannte „Super Sport“-Emblem umgaben. Chevrolet komplettierte die Modellreihe durch ein RS/SS-Cabrio, das mit einem 6,5-Liter-V8-Big-Block-Motor im Jahr 1967 als offizielles Pace Car das traditionsreiche 500‑Meilen-Rennen „Indianapolis 500“ eröffnete.

Die erste Generation des Camaro brachte im Dezember 1966 zudem das Rennmodell Z28 hervor. Es wurde durch einen speziellen 5,0-Liter-V8-Hochkompressionsmotor angetrieben, dessen Hubraum durch eine Kombination des Kurzhub-Lenkers der 4,6-Liter-Version und des Big-Bore-Blocks des 5,4-Liter-Motors erzielt wurde. Das 290 PS starke Triebwerk, für damalige Verhältnisse durchaus als radikal zu bezeichnen, wurde mit einer entsprechend aggressiveren Aufhängung versehen.

Bei dem 1968er Camaro wurden die seitlichen Ausstellfenster entfernt und durch gesetzlich vorgeschriebene Seitenmarkierungsleuchten sowie einen überarbeiteten Kühlergrill ersetzt. Aus mechanischer Sicht war die bedeutendste Veränderung die Integration der versetzten hinteren Stoßdämpfer, die der vertikalen Radschwingung bei starker Beschleunigung entgegenwirkten.

Beim Camaro aus dem Jahr 1969 waren Struktur sowie mechanische Elemente nahezu identisch zu denen des Vorjahresmodells. Neue Schutzbleche, Türverkleidungen, hintere Seitenbleche, Kühlergrill und Rücklichter verliehen diesem Camaro jedoch eine breitere, tieferliegende Gestalt. Ein ebenfalls neu gestaltetes Armaturenbrett sowie bequemere Sitze werteten die Ausstattung weiter auf. Das breite Angebot optionaler Zusatzausstattungen machte aus dem 1969er Camaro das bis dahin stärkste Modelljahr. Der 1969er Camaro diente auch als Inspiration für das aktuelle Modell der fünften Generation.

Die zweite Generation des Camaro, bekannt geworden als Modelljahr 1970, wurde 12 Jahre lang gebaut. Nach wie vor auf Basis des Nova, wurde der neue Camaro ähnlich seinem Vorgänger konstruiert.

Der 155 PS starke 4,1-Liter-V6-Motor war nun der Basismotor des Camaro, gefolgt von der 5,0-Liter-Variante mit 200 PS. Ein 250 PS starker 5,7-Liter-Motor ersetzte die kleinere 5,4‑Liter-Version. Das „Super Sport“-Paket mit dem 5,7-Liter-Motor enthielt einen verstärkten Vergaser und sorgte für zusätzliche Kompression, um eine Leistung von 300 PS zu erzeugen. Käufer der „Super Sport“-Modelle konnten sich außerdem für einen 350 oder 375 PS starken 6,5-Liter-V8-Big-Block-Motor entscheiden.

Wie schon bei der vorherigen Generation wurde der Camaro auch in der zweiten Auflage mit „Rally Sport“- und „Super Sport“-Ausstattung – wahlweise auch einer Kombination der beiden – angeboten. Das „Rally Sport“-Paket verfügte über ein einzigartiges Front-Design mit einer zweigeteilten vorderen Stoßstange und einem mit Gummi umrahmten, mittig platzierten Kühlergrill. Der Super Sport war mit einer hochbelastbaren Aufhängung ausgestattet.

Der Z28 wurde von einem 360 PS starken „LT-1 350“-Hochkompressionsmotor angetrieben. Bei einem Test des US-amerikanischen Automagazins „Car and Driver“ brachte es der 1970er Z28 in 5,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die Viertelmeile schaffte er in 14,2 Sekunden bei einer Geschwindigkeit von 160 km/h. Obwohl er dem Vorjahresmodell fast 1:1 entsprach, erwies sich der 1979er Camaro als das bis dato populärste Modell. Die neue Ausstattungsvariante „Berlinetta“, zu der unter anderem ein neues Armaturenbrett mit moderner Instrumentenausstattung und komfortablerer Anordnung der Bedienelemente gehörte, führte während des Modelljahres 1979 zu einem Rekordabsatz von 283.000 Camaro.

Um die Kraftstoffeffizienz zu verbessern, brachte Chevrolet im Jahr 1980 einen 115 PS starken Camaro mit einem 3,8-Liter-V6-Motor (im Grunde ein Small-Block-V8-Motor) heraus. Während der Erdölkrise brachen die Verkaufszahlen des 1980er Modelljahrs auf 152.000 Fahrzeuge ein. 1981 wurde ein neuer Onboard-Motorkontrollcomputer eingeführt, um eine zertifizierte Emissionsleistung aller Motoren zu gewährleisten.

Die dritte Camaro Generation war die erste, die ohne Vorderhilfsrahmen und Blattfedern der hinteren Aufhängung gebaut wurde. Diese wurden durch ein McPherson-Federbein-System sowie durch eine lange Drehmomentstütze und Spiralfedern ersetzt.

Es waren außerdem die ersten Camaros mit Kraftstoffeinspritzung ab Werk, automatischem Viergang-Getriebe, Fünfgang-Schaltgetriebe, Vierzylinder-Motoren, 16-Zoll-Rädern und Fließheck-Karosserie. Im Januar 1982 zeigte sich der Camaro zum ersten Mal seit dem Einführungsmodell im Jahre 1967 rundum erneuert und etwas kleiner. 1982 übernahm ein Camaro erneut die Rolle als Pace Car beim Indianapolis 500. Die silbernen und blauen Repliken dieses Fahrzeugs werden häufig als die attraktivsten Wagen der 1982er Modellreihe angesehen.

Im Jahr 1983 setzte sich die Aufstellung der Camaro Modellpalette mit drei verschiedenen Ausstattungsvarianten fort, wenn auch mit minimalen optischen Unterschieden. Der Z28 erfuhr mit der Einführung der L69-Motoroption eine spürbare Leistungssteigerung. Mit einer speziellen Corvette Nockenwelle, überarbeitetem Auslassventil und einem Vier-Barrel-Vergaser erreichte der 5,0-Liter-L69-Hochleistungs-V8-Motor 190 PS. Er ließ sich zudem mit einem neuen Fünfgang-Schaltgetriebe kombinieren.

Der 1985er IROC-Z, benannt nach dem International Race of Champions (IROC), an dem ausschließlich Camaros teilnahmen, war mit 16-Zoll-Fünfspeichenrädern und einzigartigen Grafiken versehen. Vergaserversionen des 5,0-Liter-Small-Block-V8-Motors waren weiterhin verfügbar, eine signifikante Verbesserung kam jedoch durch den Einsatz des „Tuned Port Injection (TPI)“ genannten Multipoint-Port-Injektionssystem zustande – die Leistung erhöhte sich hierdurch auf 215 PS. Mit dem optionalen 5,7-Liter-V8-Motor für den IROC-Z hielten 1987 erneut große Motoren Einzug in das Camaro Modellportfolio. Ausgerüstet mit dem TPI-System und mit verbesserten Fahreigenschaften, zeigte der 5,7-Liter-Motor eine Leistung von stolzen 225 PS. Damit war der IROC-Z das Camaro Modell mit den meisten Pferdestärken seit 13 Jahren. Die 1987er Camaro Modelle ersetzten die Ausstattungsoption Berlinetta durch das neue „LT“-Paket.

Im 1988er Modelljahr des Camaro wurde die Produktion des Z28 eingestellt. Da sich der Name IROC etablierte hatte, wurden alle Hochleistungsmodelle des 88er Camaro zu IROCs. Die Basisversionen des Modelljahres erbten die 15-Zoll-Fünfspeichen-Räder vom Z28 sowie die Sockelleiste des Karosseriebode

Das Modelljahr 1991 erhielt mit der Wiedereinführung des Z28 im Frühjahr 1990 ein zusätzliches Moment. Der neue Z28 zeichnete sich durch einen hohen Heckspoiler, eine niedrigere Verkleidung des Karosseriebodens, eine neue Motorhauben-Entlüftung und neue Fünfspeichen-Räder aus. Im Jahr 1991 stattete Chevrolet mit dem Camaro Sondermodell B4C Pursuit Vehicle erstmalig die Flotten der US-amerikanischen Polizei aus.

Die vierte Generation des Camaro aus dem Jahr 1993 präsentierte sich mit einer neuen Vorderradaufhängung, Zahnstangenlenkung und einem neuen, schlanken Profil. Den 1993er Camaro gab es in zwei Versionen: Als Sport-Coupé mit einem 160 PS starken 3,4-Liter-V6-Motor und als Z28 mit einem 5,7-Liter-LT1-V8-Small-Block-Motor und leistungsstarken 275 PS. Eine Cabrio-Version wurde nicht angeboten.

Der schwarz überdachte 1993er Z28 mit dem LT1-Small-Block-Motor war ein echter Hingucker. Der LT1 war bei weitem der leistungsstärkste in einem Camaro verbaute Small-Block-Motor. Dahinter steckten wahlweise ein automatisches Viergang- oder ein Sechsgang-Schaltgetriebe sowie 16-Zoll-Räder und -Reifen. Standardmäßig war der Z28 mit einem Vierrad-Antiblockiersystem mit Scheibenbremsen ausgerüstet. Für einen Einstiegspreis von unter 17.000 US-Dollar erhielt man mit dem Z28 einen außergewöhnlichen Gegenwert.

1994 kehrte die Cabrio-Version des Camaro zurück. Der 1994er Camaro wurde von GM im St. Therese-Werk im kanadischen Quebec entwickelt und gebaut und kam mit einem deutlich steiferen Faltdach. Während der Z28 des Modelljahrs 1995 nur geringfügig verändert wurde, wurde dem Basismodell der 200 PS starke, „3800“ genannte 3,8-Liter-V6-Motor von GM als Ausstattungsvariante hinzugefügt. Der 3800 war sowohl deutlich leistungsstärker als auch ausgeklügelter als die 3400er Version.

Ab 1996 war er daher der einzige V6-Motor, der für den Camaro angeboten wurde. Mit der Einführung des 3800er Motors als Standardantrieb hat selbst der schwächste Camaro aus dem Modelljahr 1996 mehr Leistung als der stärkste aus dem Jahr 1984. Das „Super Sport“-Modell mit 305 PS war zudem der erste Camaro seit 1971, der ab Werk die 300-PS-Grenze durchbrach.

Zum 30. Jahrestag des Camaro führte Chevrolet 1997 das weiße Z28-Sondermodell mit orangefarbenen Streifen und gleichfarbiger Hahnentritt-Polsterung ein, das an das Camaro Pace Car von 1969 erinnerte. Es wurden neue dreifarbige Schlussleuchten für alle Modelle verwendet, und SLP produzierte eine stark limitierte Serie (106 Fahrzeuge) des Camaro Z28 Super Sport, die von einem 330 PS starken 5,7-Liter-„Corvette LT4“-V8-Motor angetrieben wurde.

Als einziges Design-Update der vierten Generation wurde 1998 die umfassende Umgestaltung der Frontblende realisiert. Die wahre Neuigkeit aber verbarg sich dahinter: Ein Vollaluminium-Small-Block-LS-1-V8-Motor aus der C5 Corvette hielt unter der Motorhaube des Z28 Einzug.

Die 1999er Camaros waren beinahe identisch zu den Vorjahresmodellen. Abgesehen von kleinen Details orientierten sich auch die Modelle aus den Jahren 2000 und 2001 an denen der 1999er Baureihe. Die Änderungen für das letzte Produktionsjahr, 2002, waren minimal. Der Z28 erhielt einen neuen Servolenkungskühler, die Stereo-Systeme wurden optimiert, und die V6-Cabrios stattete man serienmäßig mit einem Automatikgetriebe aus.

Ed Welburn, Chief Designer bei General Motors, ist ein großer Fan aller Camaro Modelle und besitzt sogar selbst ein Exemplar des Klassikers aus dem Jahr 1969. Dennoch zählt für ihn die fünfte Generation des Sportwagens zu den 10 besten Modellen, die Chevrolet gebaut hat.

„Der neue Camaro hat Menschen auf der ganzen Welt angesprochen. Als wir das Auto als Concept Car vorgestellt haben, hatten erwachsene Männer und Frauen Tränen in den Augen. Überall auf der Welt wird er sehr geschätzt.“ Als Welburn und sein Team am neuen Camaro arbeiteten, brachte er seinen 1969er Sportwagen mit ins Studio, um die anderen zu inspirieren. Er sagte ihnen: „Ich will, dass ihr den neuen noch besser macht als diesen!“

Im aktuellen „Muscle Car“-Design des 2010er Camaro finden sich Anklänge an die Modelle von 1967 bis 1969 wieder, etwa im Hüftschwung unter den seitlichen Rückfenstern. Welburn betont jedoch, dass das 2010er Modell „kein Rückfall im Design ist, sondern sehr zukunftsweisend. Ich denke immer an die Zukunft, aber beim Camaro gilt es, ein großes Erbe anzutreten. Man muss darauf aufbauen. Ich würde aber keinen Retro-Camaro entwerfen wollen.“ Er führt das selbstbewusste und optimistische Design des neuen Camaro als „ein positives Zeichen an die Mitarbeiter und Kunden von General Motors“ an. „Es hat ein wahres Feuer der Inspiration innerhalb des Unternehmens entzündet.“

Im Jahr 2009, im ersten Verkaufsjahr nach siebenjähriger Produktionspause, fanden in den USA 61.650 Camaros einen neuen Besitzer – und das, obwohl der Verkauf erst im April angelaufen war. Im Folgejahr stieg die Absatzzahl auf 81.300 Fahrzeuge an. Bis Mai/Juni 2011 wurden weitere 40.275 Camaros verkauft. Die Trilogie der „Transformer“-Kinofilme hat dazu beigetragen, den Camaro zum meistverkauften Sportwagen der USA zu machen. Der Camaro ist, einschließlich der „Transformers“ Special Edition, ab Herbst in Europa erhältlich.

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