Opel: Große Freiheit Rüsselsheim

Erstellt von Andreas Burkert | |   Deutschland

Nun gehört Opel den Franzosen. Wer befürchtet, dass nun die Marke an Bedeutung verliert, der irrt. Soeben überraschte Opel-Chef Michael Lohscheller mit dem Geständnis, dass Rüsselsheim im PSA-Konzern alle Freiheiten in der Entwicklung hat.

Ein mancher, mit Leidenschaft betagter Autofahrer war im innersten Entsetzt, als er von diesem Verkauf erfuhr. Nun soll die Kultmarke Opel französische Pflegeeltern bekommen, im Konglomerat mit Peugeot, Citroën und DS Automobiles „untergehen“. Gerade jetzt, wo unter der Führung von K.T. Neumann Automobile entwickelt wurden, die agiler und innovativer wie nie zuvor waren und die der Marke ebenso neue Kunden brachte wie Stammkunden überzeugte. Et alors, Rüsselsheim? C'est l'occasion ou jamais!

Dass der deutsche Opel fast Zeit seines Daseins ein kleines Puzzle innerhalb eines mächtigen US-Amerikanischen Unternehmens war, scheine viele vergessen zu haben. Und die Vorgaben aus den Staaten haben der Marke nicht immer gut getan. Die neuen Erziehungsberechtigten sind also auch eine Chance. Das hat auch die Entwicklungspartnerschaft gezeigt, die seit Jahren für bestimmte Modelle eingegangen wurde. Die modellübergreifende Plattformstrategie ist im unnachgiebigen internationalen Wettbewerb überlebenswichtig. Ein im Übrigen übliches Vorgehen in der Automobilszene. Für Opel ist das ein Rettungsanker und Rüsselsheim spielt dabei eine bedeutende Rolle.

Deutsche Ingenieurskunst stärkt die Marke Opel

Zu einer solchen modularen Plattform zählen unter anderem die Bodengruppe, das Fahrwerk, verschiedene Antriebseinheiten sowie die Grundarchitektur für Elektrik und Elektronik. Warum das alles? „Eine moderne Plattform ist somit der entscheidende Faktor für eine kosteneffiziente Automobilfertigung und macht etwa 60 Prozent der Materialkosten aus“, erklärt uns Michael Lohscheller die Strategie und verweist dann auch noch darauf hin, dass dank der „gemeinsam genutzten Konzernplattformen auch bei der Entwicklung jedes neuen Opel/Vauxhall-Modells zwischen 20 Prozent und 50 Prozent der Entwicklungskosten gespart werden können“.

Natürlich abhängig vom Modell und verglichen mit dem jeweiligen Vorgänger, ergänzt der Opel-Chef, um dann stolz zu verkünden, dass „das Engineering Center in Rüsselsheim innerhalb der Groupe PSA eine zentrale Rolle übernehmen wird“. Das ist eine gute Nachricht für die deutsche Ingenieurskunst aus Rüsselsheim, die nun künftig im Bereich Forschung & Entwicklung für alle Unternehmensmarken verantwortlich ist. Darüber hinaus übernimmt die dortige Entwicklungsleitung die Verantwortung für die leichten Nutzfahrzeuge der Groupe PSA übernehmen. Große Freiheiten also für die aktuell 15 speziellen Kompetenzzentren in Rüsselsheim.

Der elektrische Antrieb wird die Mobilität bestimmen

Die Arbeitsergebnisse der Ingenieure sind dabei auch die Basis effizienter Motoren. Ob Vierzylinder mit Benzindirekteinspritzung, Turboaufladung und variabler Ventilsteuerung oder aber in Kombination mit einem Elektromotor. Die PSA-Group vertraut den Erfahrungen bei der Motorenentwicklung ebenso wie dem Konstruieren sportlicher Fahrwerke, wie sie für hohe Geschwindigkeiten auf deutschen Autobahnen benötigt sind. Zwar werden in Rüsselsheim auch weiterhin Dieselmotoren etwa für den Astra und den Insignia entwickelt und für die hohen Emissionsstandards entwickelt. Erfreulicher aber ist die Mitteilung, dass die Ingenieurteams sich in Rüsselsheim ebenso dem Brennstoffzellenantrieb widmen.

„Die Elektrifizierung des Opel-Produktportfolios ist Kern des Strategie-Plans PACE!“, erzählt uns Lohscheller. Bereits bis 2020 will Opel vier elektrifizierte Baureihen auf dem Markt haben, dazu zählen neben dem Ampera-e der Grandland X als Plug-in-Hybrid-Elektrofahrzeug sowie die nächste Corsa-Generation mit einer rein batteriegetriebenen Variante. Darüber hinaus werden alle europäischen Pkw-Baureihen elektrifiziert – entweder mit reinem Batterieantrieb oder als Plug-in-Hybride neben dem Angebot hocheffizienter Verbrennungsmotoren. Augenblicklich trägt das Rüsselsheimer Engineering-Team entscheidend zur Entwicklung der Elektroversion der neuen Corsa-Generation, einer rein batteriegetriebenen Variante, bei. Gebaut wird der neue Corsa inklusive der Elektrovariante übrigens im spanischen Werk in Saragossa.

Zurück
TechDays in Rüsselsheim
Die TechDays in Rüsselsheim waren bunt, informativ und brachten gute Nachrichten für die dort ansässige Entwicklungsabteilung. (c) Andreas Burkert