Cora Schumacher: Mehr als nur die Frau des Rennfahrers

Erstellt von Andreas Burkert |

  • Selbst Autorennen zu fahren, ist Herausforderung und Therapie zugleich. In ihrem ersten Interview seit zwei Jahren erzählt uns Caro Schumacher von schnellen Autos, einem berühmten Rennfahrer und einer Rolle, die sie als Frau des Rennfahrers eingenommen hat. Seit letzten Jahr gibt sie selbst wieder richtig gas – und sie fühlt sich dabei besser als jemals zuvor.

  • Zum Interview haben wir uns in der Lounge im Münchner Hotel Vier-Jahreszeiten verabredet. Drei Stunden reden wir, trinken eine Menge Kaffee und atmen die drückende Luft. So stelle ich mir eine Teambesprechung im Rennlager vor, wenige Stunden vor dem Start, volle Konzentration, keine Fehler, keine Schwächen zeigen. Ist das eine Welt, die einer Frau gefällt? Sicher nicht, glaube ich.

    Die aktiven Fahrerinnen im Rennsport könnte ich an einer Hand abzählen. Nach der zweiten Tasse Kaffee spreche ich Cora darauf an. Sie lacht und erzählt von einer anderen, aufregenden und faszinierenden Welt. Sie spricht von einer Atmosphäre die fesselt, von Teamgeist und einer Menge Spaß. Gut, sie sollte es ja wissen, denn Sie ist ja auch die Frau eines Rennfahrers. „Ja“, sagt sie. „Mein Mann ist Rennfahrer, trägt einen berühmten Namen und fährt heute noch erfolgreich Rennen. Und, ja, ich begleite ihn auch heute noch“.

    Cora, reden wir mal über qualmende Reifen!

    Gerne. Ich liebe schnelle Autos …

    … und einen Mann, der sie fährt?

    Ja. Aber in dem Falle fährt eine Frau (und lacht). Also reden wir doch bitte über mich.

    O.k. – also auch du liebst schnelle Autos?

    Und zwar lange Zeit, bevor ich Ralf kennen lernte. Mein Vater hatte eine freie Kfz-Werkstatt, fuhr auch Rennen, nahm mich mit zu diversen Rennen und zeigte mir früh, auch an Autos selbst zu schrauben.

    Oh. Eine gelernte Kfz-Mechanikerin?

    Nein, nein. Ich hatte nach der Schule einen anderen Beruf gewählt. Ich bin gelernte Kommunikationskauffrau und habe zuletzt im Unternehmen Diesel Jeans gearbeitet. Mit dem damaligen Chef bin ich auch heute noch in Kontakt und befreundet.

    Doch plötzlich warst du dann in der Rolle der Frau des Rennfahrers …

    … mit allen Annehmlichkeiten, aber auch Unannehmlichkeiten.

    Was kann daran schlecht sein?

    Beispielsweise der Rummel um meine Person, die Presse, die gestelzten Empfänge und später auch die vielen Pseudointerpretationen um meine Person, die mich in eine Schublade steckten, die so nicht stimmen und mich auch persönlich verletzt haben. Das war unter anderem ein Grund, warum ich mich längere Zeit aus der Öffentlichkeit zurückgezogen habe.

    … aber für dich wurde doch überall der rote Teppich ausgerollt.

    Dennoch hast du oftmals das Gefühl, in einer Scheinwelt zu sein. Das prägt auch. Ja, das prägt sicher. Es ist nicht meine Welt. Die Rolle, die ich dort ausfüllte und die mir zugeschrieben wurde - an der wäre ich fast zerbrochen.

    Irgendwann hast du das Proseccoglas dann abgestellt, bist raus auf den Parkplatz und hast dir gesagt, jetzt fahre ich Rennen.

    So ganz war es nicht. Ich habe mich ja schon immer für den Motorsport interessiert und wollte schon immer Rennen fahren. Dann kam 2004 die Offerte, bei der Mini Challenge mitzufahren. Endlich mal selbst ans Lenkrad zu dürfen, war natürlich eine neue und große Herausforderung. Aber ganz so einfach ist es dann nicht: Zuerst musste ich die notwendige Lizenz erwerben – also Fahrertrainings , Streckenkunde, Theorie ...

    … dann den ersten Gang eingelegt und ab dafür?

    Zuvor musste auch ich zusehen, Sponsoren zu finden, die meine Saison finanzieren.

    Warum fährst du die Mini Challenge?

    Ich liebe das Modell. Für mich muss ein Auto nicht nur seine Funktion erfüllen. Es müssen auch Emotionen damit verbunden sein. Und mein erstes Auto war ein Mini und noch heute fahre ich privat Mini.

    Den hat dir dein Vater geschenkt?

    Ja, Nein. Meine Eltern wollten zuerst das ich einen Opel Corsa fahre. Aber ich hatte mich in einen Mini verliebt.... und Gott sei Dank konnte ich meinen Vater auch dafür begeistern.

    „Es ist schade, dass es Frauen noch immer nachgesagt wird, sie packen es nicht“

    Und du hast den ersten Mini als Jugenderinnerung.

    Nein, leider nicht. Ich brauchte das Geld, ich hab ihn verkauft. Doch ich würde ihn gern wieder haben.

    Ok?

    Kann ich bei Dir auch eine Suchanfrage durchgeben?

    Bitte, nur zu.

    Liebe Leserinnen, liebe Leser. Ich suche einen knallroten Mini mit Mini Leichtmetall-Felgen und einem Doppelrohr-Auspuff.

    Und...?

    Jaa ich weiss, leider gibt es tausende von roten getunten Minis.... Aber Deine Leserinnen können mal in den Fahrzeugbrief schauen, ob sie meinen Namen dort finden.

    Zurück zur Rennpiste. Die Leidenschaft fürs Autorennen hast du von Deinem Vater. Er, der selber auf der Nordschleife Rennen gefahren ist, hat Dich immer mitgenommen und dir dabei schon früh den Virus 'Rennsport' injiziert. Doch warum hast Du nicht schon in deiner Kindheit deine Runden gedreht?

    Wer regelmäßig auf die Rennstrecke geht und dort auch etwas erreichen möchte, der muss schon Geld mitbringen. Meine Eltern konnten sich das nicht leisten.

    Da hat es Dein Sohn einfacher.

    Wir unterstützen in sehr dabei, wir drängen aber nicht. Ich warne auch davor, sein Kind nur deshalb zum Motorsport zu bringen, weil es gerade In ist. Und noch etwas ist entscheidend. Das vergessen viele. Dem Erfolg und vor allem der Sicherheit zu Liebe muss eine gehörige Portion Professionalität investiert werden. Das geht nur, wenn die Familie mit ganzem Herzen dahinter steht.

    Dich hat aber keiner gedrängt, mit dem Rennsport anzufangen?

    Nein. Ich mache es, weil es mit Spass macht, weil ich mich verwirklichen kann und weil ich die Atmosphäre liebe. Ich habe schon länger mit dem Gedanken gespielt. Dann habe ich meine Rennlizenz bei Timo Rumpfkeil gemacht.

    Hatte der Familienrat keine Bedenken?

    Na bitte. Mein Mann fährt DTM, mein Sohn Kartrennen. Und das Risiko auf einer deutschen Autobahn zu verunglücken, ist da wesentlich größer.

    Also rein ins Auto und feste aufs Gas drücken?

    Fährst Du so Rennen?

    Nein.

    Vor den ersten Rennen hatte ich eine Riesenangst. Heute aber immer noch eine Menge Respekt...

    ... weil es Dich von der Strecke gefegt hat?

    (lacht). Freilich! Kaum einer, der mit Ehrgeiz bei der Sache ist, bleibt immer auf der Strecke. Es gilt dennoch das Risiko eines Unfalls zu minimieren.

    Heute besiegt dein Ehrgeiz deine Angst?

    Ich hab den Vorteil, dass ich mich nicht mehr auf Teufel komm raus beweisen muss. Ich fahr nicht wegen der Medien oder um eine goldene Ananas zu gewinnen. Ich bin eine Hausfrau und ich liebe den Rennsport- trotzdem bin ich ungemein ehrgeizig.

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    Caroline Schumacher, Hausfrau und Rennfahrerin:
    Caroline Schumacher, Hausfrau und Rennfahrerin. (c) Paul Ripke