Dieselgipfel: Verschweigt nicht die graue Energie


Im Vorfeld des Dieselgipfels tobt der Kampf um die Deutungshoheit. Befürworter des Diesels argumentieren, dass die Elektromobilität der Umwelt weitaus mehr schadet. Sie verschweigen dabei die graue Energie.

Das gute Gewissen ist dahin, wenn der überzeugte Elektromobilist beim Laden den aktuellen Strommix bundesdeutscher Energieerzeuger im Blick hat. Dann nämlich sieht die Umweltbilanz eines rein elektrisch angetriebenen Fahrzeugs schlecht aus, schneidet unter anderem schlechter ab, als ein Euro 6-Diesel. So zumindest haben dies aktuelle Studien herausgefunden.

Eine genaue Analyse der Studie offenbart allerdings grobe Fehler. So fährt ein Elektroautomobil bereits wesentlich umweltschonender, wenn dieses mit 100 % Prozent regenerativem Strom geladen wird. Entweder durch entsprechende Anbieter oder aber weil der Strom zu Hause per Solarzellen erzeugt wurde. Und selbst jene, die den herkömmlichen Strommix nutzen, fahren an sonnigen und windreichen Tagen auch emissionsarm

Dies zeigt ein Blick auf die stundengenauen Strommarktdaten der SMARD der Bundesnetzagentur. Der Anteil regenerativ erzeugter Energie überwiegt dabei je nach Wetterlage und Tageszeit deutlich.

Bei einem Energieverbrauch eines Elektroautomobils von rund 15 bis 20 kWh / 100 Kilometer lassen sich Emissionen für die Antriebsenergie sehr genau bestimmen.

Die Argumente der Diesel-Befürworter

Die Argumente der Dieselbefürworter: Werden Elektrofahrzeuge mit herkömmlichem Strommix geladen, entstehen zwar nicht am Fahrzeug die Emissionen, sie entstehen am Kraftwerk. Das ist richtig. Wer aber diese Emissionen direkt mit den Emissionen in Vergleich stellt, die ein Euro 6-Diesel auf 100 Kilometer erzeugt, liegt falsch. Denn sie verschweigen, dass für das Herstellen von einem Liter Diesel ebenfalls Energie benötigt wird. Und der speist sich ebenso aus dem bundesdeutschen Strommix - inklusive den Emissionen.

Das Verschweigen die Diesel-Befürworter

In der Kalkulation der Emissionen verschweigen die Befürworter des Diesels, dass für das Herstellen von einem Liter Diesel ebenfalls Energie benötigt wird. Und die sind erheblich. Angaben von BP zufolge werden für einen Liter Diesel etwa 7 kWh benötigt. Damit fällt bei einem Mittelklassewagen, der rund 6 Liter pro 100 Kilometer benötigt, sogenannte graue Energie von 42 kWh an.

 

Eine detaillierte Aufarbeitung der Daten finden Sie im Beitrag Energiebilanz Dieselmotor und Elektromobilität

"Um 6 Liter Diesel herzustellen, werden 42 kWh benötigt. Damit kommt ein Elektroauto 200 Kilomter weit."

Was ist graue Energie?

In der Produktionswirtschaft wird als graue Energie jene Energie bezeichnet, die für das Herstellen von Gütern sowie für Transport, Lagerung und Entsorgung benötigt wird. Diese Energieanteil kann unter Umstand erheblich sein, von dem der Verbraucher nichts mitbekommt. Offenkundig ist die graue Energie relevant im Zusammenhang mit sich erschöpfenden Ressourcen und auch der Klimaproblematik (soweit nicht erneuerbare Energie genutzt wird, siehe unten). Unmittelbar mit grauer Energie verbunden sind nämlich graue Emissionen von Kohlendioxid (CO2) und anderen Treibhausgasen.

Der ehrliche Vergleich

Die graue Energie, also die Energie, die zum Herstellen des Dieselkraftstoffes benötigt wird, darf in Schadstoffbilanz der Antriebsarten nicht außer Acht gelassen werden. Im direkten Reichweitenvergleich bedeutet das nun, dass ein Elektroauto (20 kWh / 100 km) mit den 42 kWh (um 6 Liter Diesel herzustellen) bereits 200 Kilometer weit gefahren ist, ein Dieselauto steht da noch immer an der Tanksäule.

Energiebilanz automobiler Kraftstoffe

Kraftstoff Energiebedarf Herstellung [kWh/l] Energiegehalt [kWh/l] Energiebilanz [kWh/l]
Benzin - 5,42 9,03 +3,61
Diesel -7,20 9,97 +2,77
Biomethan -3,49 5,83 +2,34
Super E85 -2,64 7,63 +4,99
Erdgas      
Wasserstoff      
Zurück
Für 6 l Diesel sind 42 kWh nötig. Damit kommt ein Elektroauto 200 km weit. (c) Andreas Burkert