Schlammland: Mit der G-Klasse ins Gelände

Erstellt von Andreas Burkert |

Ein Bestandteil einer Kiesgrube ist neben Kies, Schlamm. Genau deshalb nutzt Mercedes Benz Driving die Kiesgrube von Biberach für Offroad-Schulungen. Im Einsatz die G-Klasse, die dieses Gelände lieben wird.

Diese Art der außerordentlichen Zuneigung berührt. Das Automobil ist manchem Mann heilig, dass er es hegt und pflegt und mitunter in Tränen ausbricht, wenn er beim Hegen und Pflegen eine Macke entdeckt. Je teurer das Automobil, je größer die Tränen. Und plötzlich stehen mehrere von ihnen mit ihren kostbaren G-Klassen-Fahrzeugen inmitten der Kiesgrube in Biberach, geben behutsam Gas und lenken dann ihr rund zwei Tonnen-Fahrzeug den steilen Hang hinauf, um ihn anschließend durch das schlammige, mitunter hüfttiefe Schlammwasser zu steuern, um es schlussendlich den schlammigen Abhang hinunterrollen zu lassen. An Birken und Buchen vorbei.

Kratzer, Beulen oder aber gebrochene Radaufhängungen sind für Besitzer eines knapp 120.000 Euro teuren Automobils eine Katastrophe. Warum aber buchen sie eine der zahlreichen Veranstaltungen der Mercedes-Benz Driving Event, die weltweit an den entlegensten Orten stattfinden. Und wo Biberach nur eine Art Vorhof zur Höllentour ist. Herausfordernder sind da Touren durch Südamerika, durch Wüsten und Dschungel. Und damit dort nichts passiert, wird das Fahren in der Kiesgrube zu Biberach von Fahrsicherheitsexperten von Mercedes-Benz begleitet. Die Instruktoren nehmen einem nicht nur die Angst vor der steilen Abfahrt.

Geschult ins schwere Gelände

Kaum ein anderes Fahrzeug benötigt mehr Erfahrung, um es vollends perfekt ausfahren zu können, als die G-Klasse von Mercedes Benz. Wer mit dem 6-Zylinder-Dieselmotor des G 350 d jedes Gelände hinter sich lassen möchte, sollte das Prinzip eines Sperrdifferentials kennen, vor allem aber dessen Funktion im schweren Gelände. Immerhin sollen drei Differenzialsperren, permanenter Allradantrieb und eine Geländeuntersetzung geschickt genutzt werden. Auch deshalb bietet Mercedes Benz Driving Event Kurse an, die das sichere Offroadfahren noch sicherer machen soll.

Auf Einladung und unter Anleitung professioneller Fahrsicherheitsexperten wagen wir uns in Gelände von Biberach an der Riß, am Rand der Schwäbischen Alb. Und es regnet. Die Zeit im Trockenen, in einer Art Hangar, wird mit ersten technischen Details verbracht. Später werden drei Gruppen eingeteilt, die, abgesehen von vier Frauen, männlich geprägt sind. Dabei ist das Fahren abseits befestigter Straßen gerade für die weibliche Anhängerschaft von Geländefahrzeugen überaus beliebt. Zumal bei dieser Veranstaltung auf das Thema Reifen auf der Tagesordnung steht. Als verantwortungsvolle Familienmagangerin interessiert sie sich besonders für die Sicherheit beim Autofahren.

Nimm den Fuß von der Bremse!

Die Kommandos des Instruktors sind eindeutig, und, möchte man/frau keinen Anschiss riskieren, unbedingt zu befolgen. „Langsam bis zur Kuppel heranfahren, die Spur halten und solange leicht gebremst die ersten Meter der steilen Abfahrt hinunter rollen, bis ich das sage: Fuß von der Bremse“. Also Fuß von der Bremse. Das 70 %-Gefälle zerrt am Fahrzeug bis die Motorbremse den "Sturz" abfedert. Wer an dieser Stelle Angst bekommt, bremst und wohlmöglich das Steuer rumreißt, riskiert ein unkontrolliertes Schliddern im Schlamm. Beruhigend, dass die G-Klasse locker Steigungen bis 100 Prozent, sprich 45 Grad, schafft. „Notfalls seilen wir das Fahrzeug ab“, erklärt mir der Instruktor.

Und dann schickt er uns auf einen knapp 30 Grad Böschungswinkel-Parcours. Das Fahrzeug neigt sich derart bedenklich, dass für kurze Zeit Panik aufkommt. Das ändert sich natürlich im Laufe des Fahrertrainings. Das Selbstbewusstsein steigt, je steiler das Gefälle und je tiefer der zu durchquerende Fluß. Am Ende des Tages wären auch wir bereit, andere Kontinente zu erkunden. Etwa das schwedische Sorsele mit seinen riesigen, zugefrorenen Seen.

Wie hält die G-Klasse so etwas überhaupt aus?

Als vor knapp 40 Jahren (1979) Mercedes Benz die erste G-Klasse auf den Markt brachte, war das ins Geländefahren beliebt und in Deutschland in vielen Gegenden noch möglich. Doch Daimler-Benz und der österreichische Hersteller Steyr-Daimler-Puch (jetzt Magna Steyr) hatten andere Pläne. Sie vereinbarten 1972 die gemeinsame Entwicklung eines Geländewagens -  auf Drängen des iranischen Herrschers Mohammad Reza Pahlavi. Der war im Besitz von bis zu 18 % der Daimler-Benz-Aktien und benötigte einen Wagen für Grenzpatrouillen im Iran sowie Jagdwagen.

In seiner Grundform wurde das Fahrzeug seither kaum verändert, technisch erfuhr es allerdings immer wieder Verbesserungen und Aktualisierungen. Diese betreffen vor allem Motorvarianten, das Interieur und Sicherheitsmerkmale. Die robuste Bauweise der G-Klasse mit einer Leiterrahmenkonstruktion als Bodengruppe ist unempfindlicher und belastbarer als selbsttragende Karosserien sowie außerordentlich langlebig und wertbeständig. Der Leiterrahmen stellt darüber hinaus mit Ausnahme der Achsen immer den tiefsten Punkt des Fahrzeugs dar, sodass keine weiteren Bauteile mehr darunter herausragen. Dies schützt den Rahmen des Fahrzeugs bei Bodenkontakt im Gelände.

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Instruktorin bei Mercedes Benz Driving Events. (c) Andreas Burkert
Die Bundeswehr testet 1980 die G-Klasse.